Laut einer aktuellen Umfrage von Deloitte haben fast ein Drittel der Versicherten ihre Grundversicherung angepasst. Hohe Prämien sorgen für Unzufriedenheit und Bereitschaft zum Wechsel. Besonders in der Westschweiz ist diese Tendenz stark ausgeprägt. Marcel Thom, Leiter Krankenversicherungen bei Deloitte, erklärt im Communiqué: «Der Kostendruck macht die Menschen offen für Veränderungen: Immer mehr Versicherte wechseln die Kasse, suchen Alternativen bei der Zusatzversicherung, sind digitalen Lösungen gegenüber positiver eingestellt oder favorisieren sogar eine Einheitskasse.»
Zwei Drittel für Abschaffung der Krankenkassen
Die Umfrage ergab, dass etwa zwei Drittel der Befragten die Abschaffung der heutigen Krankenkassen und die Einführung einer staatlichen Einheitskasse befürworten. Besonders jüngere Menschen zwischen 30 und 44 Jahren und Einwohner der Romandie und des Tessins unterstützen diese Idee.
Digitale Angebote sind gefragt
Digitale Technologien spielen eine zunehmend wichtige Rolle im Schweizer Gesundheitswesen. 43 Prozent der Befragten wünschen sich moderne digitale Angebote von ihren Versicherern. Zudem können sich 74 Prozent vorstellen, das Elektronische Patientendossier zu nutzen. Marcel Thom betont weiter: «Es ist zwar positiv zu werten, dass die Menschen in der Schweiz offener gegenüber der Digitalisierung des Gesundheitswesens werden. Staatliche Lösungen wie das Elektronische Patientendossier sind allerdings erst von geringem effektivem Nutzen; zudem sind die Krankenkassen nicht in das EPD eingebunden.»
Datenschutz ist zentral
Der Schutz der Gesundheitsdaten hat höchste Priorität. 84 Prozent der Befragten legen großen Wert auf die Sicherheit ihrer Daten. Krankenversicherer stehen vor der Herausforderung, den Datenschutz zu gewährleisten und gegen Cyberangriffe gerüstet zu sein. Thom warnt: «Das Vertrauen in digitale Lösungen hängt massgeblich davon ab, wie gut persönliche Daten geschützt sind. Es ist unerlässlich, dass Krankenversicherer einerseits das neue Datenschutzgesetz konsequent umsetzen, andererseits die Risiken von Cyberangriffen ernst nehmen und robuste Abwehr- und Präventionsmassnahmen ergreifen.»
Einheitskasse mit unrealistischen Erwartungen
Obwohl die Einheitskasse beliebt ist, warnt Deloitte vor überzogenen Erwartungen an Prämienreduktionen. Der Kostendruck durch steigende Gesundheitskosten bleibt hoch, und die Verwaltungskosten der Krankenkassen sind bereits niedrig. «Selbst wenn eine staatliche Einheitskasse sehr effizient arbeiten würde, liessen sich kaum signifikante Prämienreduktionen erzielen. Die Erwartungen an eine Einheitskasse sind stark überzogen,» ist Thom überzeugt.
Handlungsbedarf bei Versicherern
Die Umfrage zeigt den wachsenden Druck auf die Krankenversicherer, ihre Geschäftsmodelle anzupassen und effizienter zu werden. Innovative Lösungen und ein besseres Angebot können das Vertrauen der Versicherten stärken und das System stabilisieren. «Krankenversicherer müssen in Zukunft ihren konkreten Beitrag für ein gesünderes Leben der Versicherten klar aufzeigen und ihren konstruktiven Beitrag zur Unterstützung eines zukunftsfähigen Schweizer Gesundheitswesens darlegen,» so Thom abschliessend. (pd/hzi/hoh)