Angesichts steigender Zinsen überdenken die unabhängigen Schweizer Vermögensverwalter ihre Vermögensallokationen. Die erneute Öffnung Chinas nach Covid, die Zinsentscheide der Zentralbanken und die jüngsten Bankenzusammenbrüche haben gemischte Signale gesendet.
Der VSV-ASG Investment Pulse 2 , durchgeführt vom Verband Schweizerischer Vermögensverwalter VSV-ASG, der Hochschule Luzern HSLU und Vanguard, zeigt: Obligationenanlagen erleben einen Aufschwung, US-Aktien werden zurückgefahren. Zudem spiegelt sich das rasche Wachstum nachhaltiger Anlagen in der Finanzdienstleistungbranche insgesamt kaum in den Anlagekonzepten der unabhängigen Schweizer Vermögensverwalter wieder.
Unternehmensanleihen sind hoch im Kurs
Für 2023 gehen die HSLU-Studienautoren Manfred Stüttgen, Professor für Banking und Nadine Berchtold, wissenschaftliche Mitarbeiterin, davon aus, dass die Neigung zu Aktieninvestments abnimmt und Obligationeninvestments höher gewichtet werden. Während Schweizer Aktien nach wie vor übergewichtet sind, sind Aktien in allen anderen Regionen untergewichtet – auch in den USA.
Gemäss der Befragung sind Obligationen sind zwar immer noch untergewichtet, aber das Ausmass der Untergewichtung hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verringert. Staatsanleihen in der Schweiz, in Europa und in den USA werden bei den Anlegern immer beliebter, und Unternehmensanleihen sind noch gefragter.
Heimat zieht auch bei Vermögensverwaltern
Des weiteren tendieren unabhängige Schweizer Vermögensverwalter dazu, direkt in Aktien- und Obligationenmärkte zu investieren, die näher an ihrer Heimatregion liegen. In den Schwellenländern und im asiatisch-pazifischen Raum dagegen bevorzugen die meisten den Einsatz von Fonds und ETFs für Investitionen – und dieser Trend wird immer beliebter.
Unter den Indexbasierten- oder passiven Anlagen sind ETFs die beliebteste Option auf dem Markt.
Bei Schweizer und europäischen Aktien sowie bei Unternehmensanleihen bevorzugen die unabhängigen Vermögensverwalter gemäss der Untersuchung im Allgemeinen aktive Anlagen gegenüber indexbasierten- oder passiven Anlagen. Bei Staatsanleihen in allen Regionen werden jedoch in der Regel Indexbasierte- oder passive Investitionen bevorzugt, und auch in anderen Anlagekategorien werden sie immer beliebter. Unter den Indexbasierten- oder passiven Anlagen sind ETFs die beliebteste Option auf dem Markt, obwohl auch Indexfonds in verschiedenen Anlageklassen, insbesondere auf dem Obligationenmarkt, auf dem Vormarsch sind.
Nachhaltige Investitionen polarisieren
Nur ein Viertel aller befragten unabhängigen Vermögensverwalter bezieht Nachhaltigkeitskriterien in den Anlageprozesse mit ein, während mehr als ein Drittel Nachhaltigkeitskriterien überhaupt nicht berücksichtigt. Interessanterweise hat die Studie wir an beiden Enden des Spektrums Zuwächse beobachtet, was auf eine stärkere Polarisierung zwischen Befürwortern und Nicht-Befürwortern von Nachhaltigkeitsansätzen im Vergleich zum letzten Jahr hinweist.
Nachhaltigkeitsdaten und-standards fehlen
Unabhängige Vermögensverwalter sehen zwei Haupthindernisse für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien als besonders hoch an: Erstens stellen sie einen Mangel an zuverlässigen Nachhaltigkeitsdaten und -standards fest. Zweitens sind sie der Meinung, dass nachhaltige Anlagen möglicherweise kein optimales Risiko-Rendite-Profil bieten.
Interessant ist die unterschiedliche Wahrnehmungen zwischen Vermögensverwaltern in Bezug auf das letztgenannte Hindernis: Vermögensverwalter, die keinerlei Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, neigen dazu, das Risiko-Rendite-Profil als ein grösseres Hindernis zu erachten als diejenigen, die Nachhaltigkeitskriterien stets berücksichtigen.
Nachhaltigkeitsbewertung stützt auf zwei Quellen
Vermögensverwalter bevorzugen im Allgemeinen zwei Nachhaltigkeitsstrategien: Screening-Ansätze (Positiv-/Best-in-Class-
Bei der Bewertung der Nachhaltigkeit von Anlageprodukten greifen die Vermögensverwalter in der Regel auf mehrere Quellen zurück. Im Allgemeinen stützen sie sich bei der Bewertung der Nachhaltigkeit von Anlageprodukten stärker auf externe Quellen als auf interne Analysen. Es lassen sich jedoch Unterschiede zwischen grossen und kleinen unabhängigen Vermögensverwaltern feststellen, wobei grosse etwas häufiger auf internes Research zurückgreifen als kleine. (pm/hzi/sec)