Die vergangenen zwei Pandemie-Jahre haben die Arbeitswelt nachhaltig geprägt – mit Auswirkungen, die noch lange nachwirken werden. Hybride Arbeit ist in der Schweiz zur Realität geworden, auch bei Versicherungsunternehmen. Und der grosse Umbruch der Arbeitswelt ist noch nicht vorbei. Zu diesem Schluss kommt Microsoft in seinem jährlichen Work Trend Index. Der Report stellt auch fest, dass Arbeitnehmende weltweit ihre Wertvorstellungen an einen idealen Arbeitgeber überdenken. 

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«Die hybride Arbeitsform bringt einige Herausforderungen mit sich, insbesondere für Führungskräfte», sagt Catrin Hinkel, CEO von Microsoft Schweiz. «Dabei geht es in erster Linie darum, die Erwartungen der Mitarbeitenden mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen. Das erfordert einen Dialog und die Offenheit, die eigene Unternehmenskultur neu zu denken.»

Aus den neuen Erwartungen der Mitarbeitenden folgen gemäss Microsoft fünf Trends, die für Führungskräfte im Jahr 2022 relevant sind. Sie basieren auf einer Befragung mit 31'000 Menschen in 31 Ländern, davon 1000 aus der Schweiz.

1. Neue Anforderungen an den Job 

36 Prozent der Arbeitnehmenden in der Schweiz geben der Gesundheit und dem Wohlbefinden eher Vorrang vor der Arbeit, und das erst seit der Pandemie. In den vergangenen zwei Jahren veränderten sich die Prioritäten, Identitäten und Weltanschauungen, schreibt Microsoft dazu. Viele hätten eine klare Grenze gezogen zwischen dem, was wichtig ist - wie Gesundheit, Familie oder Freizeit - und dem, was nicht wichtig ist. «Infolgedessen hat sich die Gleichung, was den Arbeitnehmern ihre Arbeit wert ist, geändert», erläutert Microsoft in einer Mitteilung.

Die Mitarbeitenden handeln auch nach ihren neu gewonnen Prioritäten handeln. 20 Prozent der Befragten in der Schweiz haben laut Report im vergangenen Jahr gekündigt. 39 Prozent erwägen, das noch in diesem Jahr zu tun. Diese Entwicklung sei bei der jüngeren Generation stärker ausgeprägt: 53 Prozent der Generation Z und der Millennials ziehen einen Arbeitgeberwechsel in Betracht - 9 Prozent mehr als im Vorjahr.

2. HR im Spannungsfeld unterschiedlicher Erwartungen

Viele Personalverantwortliche fühlen sich eingeengt zwischen den Ansprüchen der Mitarbeitenden und denen Erwartungen der Unternehmensleitung. 66 Prozent der HR-Chefs in der Schweiz geben im Report an, dass sie nicht über den Einfluss oder die Ressourcen verfügen, um Veränderungen für ihre Mitarbeitenden zu bewirken. 46 Prozent der Personalverantwortlichen sagen, dass die Führung den Draht zu den Mitarbeitenden verloren habe.

Den Grund für die Spannungen sieht Microsoft darin, dass die Unternehmensleitung wieder zu dem zurückkehren will, was früher einmal war. 36 Prozent der Führungskräfte in der Schweiz wollen im kommenden Jahr wieder eine hundertprozentige Präsenz vor Ort verlangen. Das steht im Gegensatz zu der neuen Bedeutung von flexibler Arbeit für die Arbeitnehmenden. 37 Prozent der Befragten ziehen für das kommende Jahr einen Wechsel zu hybrider oder ortsunabhängiger Arbeit in Betracht.Obschon die Technologie dazu beigetragen hat, die Produktivität von Unternehmen während der Pandemie aufrechtzuerhalten, befürchten laut Report 54 Prozent der Führungskräfte, dass remote oder hybrid arbeiten die Produktivität negativ verändert. Dagegen geben 81 Prozent der Mitarbeitenden an, dass sie virtuell genauso produktiv oder produktiver sind. Führungskräfte müssen gemäss Microsoft nun Standards für flexible Arbeit setzen, und das in einer Weise, die ein Gleichgewicht zwischen den Geschäftsergebnissen und den Erwartungen der neuen Mitarbeitenden herstellt.

3. Der Weg ins Büro muss sich lohnen

31 Prozent der Mitarbeitenden im hybriden Arbeitsmodus sehen ihre grösste Herausforderung darin zu wissen, wann und warum sie ins Büro kommen sollen. Führungskräfte sollten entsprechend das Warum, Wann und Wie des Büros festlegen, so Microsoft. Das bedeute, den Zweck der persönlichen Zusammenarbeit zu bestimmen, Teamvereinbarungen darüber zu treffen, wann man sich persönlich trifft, eine Etikette für hybride Meetings zu definieren und zu überdenken, wie der Raum eine unterstützende Rolle spielen kann.

Derzeit haben lediglich 28 Prozent der Führungskräfte in der Schweiz Teamvereinbarungen für hybride Arbeit erstellt, um festzulegen, warum und wann Mitarbeitende ins Büro gehen. Wenn Unternehmen es nicht schaffen, die Rolle des Büros entsprechend zu definieren, besteht laut Microsoft-Report die Gefahr, dass sie die «wahren Vorteile der hybriden Arbeit» verpassen.

4. Flexibel arbeiten heisst nicht, immer erreichbar zu sein

Die Mitarbeitenden nutzen flexible Arbeit zu ihrem Vorteil. Dennoch ist es laut Report weiterhin erforderlich, Phänomene wie die digitale Erschöpfung zu bekämpfen. Der durchschnittliche Teams-Nutzer investierte in den vergangenen zwei Jahren mehr Zeit in  Meetings, Chats, Arbeitstage, Feierabend- und Wochenendarbeit. Teams müssen deshalb gemäss Microsoft neue Normen für flexibles Arbeiten schaffen, um die Zeit in Meetings zu reduzieren und Mitarbeitenden Zeit zum Abschalten zu geben. Das sollte eine vom Team geleitete Bewegung zur Einführung nachhaltiger hybrider Arbeitsmethoden sein.

Was Meetings betrifft, sind 42 Prozent der befragten Arbeitnehmenden in der Schweiz bereit, im nächsten Jahr digitale immersive Räume im Metaverse zu nutzen. Zudem sind 39 Prozent der Angestellten bereit, sich in Meetings als Avatar darzustellen. Die eigenen Pläne zum Metaverse präsentierte Microsoft an seiner zweiten Ignite-Messe 2021. Es ist ein Gegenentwurf zu Facebooks Plänen eines Metaversums, das bereits seine ersten Schritte genommen hat.

5. Beziehungen wieder aufbauen geht hybrid anders 

«In einer digital geprägten Arbeitswelt können wir uns nicht mehr allein auf das Büro verlassen, um das verloren gegangene Sozialkapital wiederherzustellen», schreibt Microsoft. Immerhin wollen 32 Prozent der Arbeitnehmenden in der Schweiz, die bereits hybrid arbeiten, bald ganz auf Telearbeit setzen. Führungskräfte müssten hybride wie auch mobile Mitarbeitende wieder in das Unternehmen einbinden - kein einfaches Projekt. Die Hälfte der Führungskräfte in der Schweiz gibt zu, dass der Aufbau von Beziehungen die grösste Herausforderung bei hybrider und dezentraler Arbeit ist.

58 Prozent der Führungskräfte in der Schweiz sind zudem besorgt, dass neue Mitarbeitende nicht genug Unterstützung erhalten, um bei hybrider oder Remote-Arbeit erfolgreich zu sein. 53 Prozent der hybriden Arbeitnehmenden fühlen sich zudem einsamer bei der Arbeit als vor der Umstellung auf hybride Arbeit. 49 Prozent berichten seither auch von weniger Freundschaften am Arbeitsplatz. Führungskräfte sollten deshalb Zeit für den Aufbau von Beziehungen einplanen und ihre Rolle zur Förderung enger Teamkontakte ernst nehmen, empfiehlt der Report. 


 

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«Die Mitarbeitenden legen Wert auf Flexibilität und Wohlbefinden, und diese hohen Erwartungen sind eine Chance aber auch eine Herausforderung für jedes Unternehmen, die Integration von Arbeit und Privatleben für alle neu zu denken», sagt Catrin Hinkel. Haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre beste Arbeit zu leisten, diene das ihnen und dem Geschäft.

«Um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu verbessern, müssen Führungskräfte die Unternehmenskultur vorleben, die Rolle des Büros neu überdacht werden und neue Praktiken für eine nachhaltige flexible Arbeit geschaffen werden. Dabei wird Technologie eine Schlüsselrolle spielen, aber auch dies erfordert eine neue Denkweise. Während sich die Welt weiter entwickelt, werden Unternehmen mit einer ausgeprägten Lernkultur im Vorteil sein.» (pm/hzi/mig)