Herr Kalbermatter, Sie sind zuständig für sämtliche Versicherungsbelange der Raiffeisen Gruppe. Wie spannend finden Sie Ihre Aufgabe?
Wir bewegen uns in einem dynamischen und stark regulierten Umfeld, was ständige Anpassungen erfordert. Demnach ist meine Tätigkeit äusserst spannend und vor allem vielseitig. Mein Aufgabenspektrum reicht von der Konzeption und Einkauf von Versicherungslösungen über die Beratung aller Raiffeisenbanken bis hin zur Schadenregulierung und Prämienabrechnung. Diese Vielseitigkeit macht den Job sehr interessant.
Daniel Kalbermatter ist Leiter Gruppenversicherungen bei Raiffeisen Schweiz und Mitglied des Vorstandes der Schweizerischen Vereinigung der Inhouse-Broker (VIB). Er verfügt über einen Master of Laws (LL.M.) in Versicherungsrecht der Universität Hamburg und absolviert gegenwärtig das Executive-Master-Programm Insurance & Financial Services am Institut für Versicherungswirtschaft der Universität St.Gallen (I.VW-HSG).
Sie beraten also sämtliche eigenständigen Raiffeisenbanken in der Schweiz. Wie unterscheidet sich dies von anderen Grossunternehmen mit einer hauseigenen Versicherungsabteilung?
Der Hauptunterschied liegt darin, dass wir unserer genossenschaftlichen Struktur grossen Wert beimessen und dabei alle 218 Raiffeisenbanken individuell beraten. Hierbei spielen lokale Verankerung sowie die regionalen Gegebenheiten und Bedürfnisse eine ebenso grosse Rolle. Es ist unser Ziel, unsere Versicherungskonzepte auf diese individuellen Ansprüche zuzuschneiden und zu den besten Marktkonditionen auszuhandeln.
Als Inhouse Broker der Raiffeisen Gruppe arbeiten Sie mit fast allen Versicherungsgesellschaften in der Schweiz zusammen. Was ist Ihnen in dieser Zusammenarbeit wichtig?
Zunächst achten wir auf lückenlose Versicherungsdeckungen zu fairen Prämien. Gibt es keine passenden Lösungen am Markt, erarbeiten wir alternative Konzepte zur Prävention und Schadensminderung. Besonders wichtig ist uns jedoch der persönliche Dialog. Trotz zunehmender Digitalisierung setzen wir auf den direkten Austausch, um Vertrauen aufzubauen und gemeinsam Lösungen zu finden.
Was ist nebst dem persönlichen Dialog für Sie in der täglichen Arbeit wichtig?
Eine gesunde Portion Humor und Spass sind für mich essenziell. Ich bin überzeugt, dass man mit diesen Eigenschaften, gepaart mit Offenheit und Freude, Grosses bewirken kann. Humor steht für mich keineswegs im Widerspruch zu Seriosität und Professionalität.
Kommen wir zurück zu den Herausforderungen. Wie ordnen Sie diese im gegenwärtigen Umfeld ein?
Die Herausforderungen sind vielschichtig: Wir sind sowohl regulatorischen Veränderungen als auch erschwerten Marktbedingungen ausgesetzt. Viele Versicherer zeigen einen abnehmenden Risikoappetit, erhöhen Selbstbehalte oder verschärfen Bedingungen. Dennoch erleben wir, dass die meisten Gesellschaften lösungsorientiert arbeiten und unseren Anforderungen gerecht werden wollen.
Das heisst konkret für Sie?
Wir müssen verstärkt Alternativen entwickeln, sei es durch die Eigentragung von Risiken oder durch innovative Versicherungslösungen. Risikoprävention gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wir intensivieren unsere Bemühungen in Case Management und präventive Massnahmen und arbeiten dabei eng mit anderen Fachbereichen wie HR und Risk Control zusammen. Dies kommt dem gruppenweiten Risikomanagement zugute.
Sie absolvieren gerade den Executive Master HSG Insurance & Financial Services an der Universität St.Gallen. Worum geht es in Ihrer Masterarbeit?
Meine Masterarbeit befasst sich mit der Entwicklung neuartiger Risiken, sogenannter Emerging Risks. Ich habe eine umfassende Umfrage bei allen Raiffeisenbanken in der Schweiz durchgeführt und daraus ein Ranking von 20 Emerging Risks erstellt. Basierend auf diesen Ergebnissen analysiere ich mögliche Zusammenhänge und leite Handlungsempfehlungen ab, um die Resilienz unserer Unternehmensgruppe zu stärken.
