Um es gleich am Anfang vorwegzunehmen: Transparenz ist die entscheidende Grösse beim Thema nachhaltiges Anlegen. Es fängt damit an, dass die Vermögensverwalter zunächst klar und transparent darlegen, was sie den Kundinnen und Kunden eigentlich anbieten. Handelt es sich um wertorientiertes Investieren auf der Grundlage von Ausschlüssen, um risikoangepasstes Anlegen auf Basis eines Best-in-Class-Ansatzes oder um Impact Investing mit der Bereitstellung von zusätzlichem Kapital und/oder der Förderung von Veränderungen durch aktive Beteiligung?

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Genauso sollten Vermögensverwaltungen transparente Einblicke in ihre Methodik und ihre Verfahren zur Auswahl von Anlagen gewähren. So ist es beispielsweise wichtig zu wissen, welche Datenanbietende sie verwenden, da deren Ansatz derzeit sehr unterschiedlich ist. Einige konzentrieren sich nur auf die finanzielle Materialität (finanzielle Risiken für das Unternehmen) und verwenden einen relativen Best-in-Class-Ansatz, während andere die so genannte doppelte Materialität (Risiken für das Unternehmen sowie für die Gesellschaft und den Planeten) berücksichtigen und einen absoluten Best-in-Class-Ansatz verwenden, bei dem bestimmte Mindestschwellen erreicht werden müssen, um als «nachhaltig» bezeichnet zu werden.

Werte einbeziehen

Jüngere Investorinnen und Investoren sind zunehmend auf der Suche nach Wirkung im Sinne von Veränderungen in der realen Welt. Dies zeigt auch eine aktuelle Studie von 2degrees-investing.org. Die Finanzindustrie versucht, dieser Anfrage nachzukommen, ist hier aber noch nicht sehr weit bzw. kämpft auch mit möglichem Greenwashing. 

Impact ist dabei eine vergleichsweise neue Debatte. Laufend werden neue Konzepte eingeführt, aktuell wird zwischen wirkungskompatiblen Investitionen und wirkungseffektiven Investitionen unterschieden. 

Während bei wirkungskompatiblen Investitionen nur die Wirkung des Unternehmens im Vordergrund steht, wie z. B. bei einer Investition in ein Solarunternehmen, erfordern wirkungseffektive Investitionen einen Beitrag der Investoren. Ein Beispiel hierfür wäre eine Investition in einen Energieversorger, den man mit der Bereitstellung von zusätzlichem Kapital oder einer aktiven Beteiligung in Form von Engagement und Ausübung von Aktionärsrechten zu einem höheren Anteil Solarenergie bewegen möchte. 

Zukünftig wird wichtig, nicht nur eine klare und offene Kommunikation gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu haben, sondern sie auch zu fragen, was ihnen wichtig ist. Welche Werte möchten sie über ihre Investments abbilden, also keine Gewinngenerierung durch negative Auswirkungen, sondern eher positive Impacts auf eine bessere Welt. Aber hinterfragt werden sollte auch, welches Risiko-/Leistungsprofil sie anstreben. Metastudien, wie zuletzt vom NYU Stern Center zeigen, dass nachhaltige Anlagen sich langfristig eher auszahlen und besser abschneiden als konventionelle Anlagen. Denn Letztere beinhalten mit höherer Wahrscheinlichkeit sogenannte Stranded Assets, die vielleicht aktuell die Aktienkurse in die Höhe treiben, obwohl die Aussicht besteht, dass diese Vermögenswerte in Zukunft wertlos werden könnten. 

Ein Beispiel sind Automobilhersteller und deren Verbrennungsmotoren. Forschung und Produktionskapazitäten in diesem Bereich werden massiv an Wert verlieren. Und zwar viel schneller als bislang angenommen, denn spätestens seit den entsprechenden Beschlüssen seitens der EU und anderer Regulierungsbehörden, z.B. in Kalifornien, ist klar, dass diese Technologie keine Zukunft haben wird.

Verantwortung übernehmen

Nachhaltige und wirkungsorientierte Investitionen könnten also sehr wahrscheinlich mittel- und langfristig bessere Renditen bei möglicherweise geringerem Risiko erzielen als konventionelle; gleichzeitig können sie auch zu einer nachhaltigen Entwicklung und zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen. 

Nachhaltige Unternehmen können häufig langfristige Risiken (physische, regulatorische und ihre Reputation betreffende) vielfach besser managen. Sie nutzen Rohstoffe, Energie und Wasser effizienter und sparen Kosten. Sie bieten menschenwürdige Arbeitsbedingungen, leben Diversität und ziehen so wichtige Talente an, was wiederum hilft, innovativer zu sein und verschiedene Märkte und Kundengruppen zu bedienen. 

Nachhaltige Unternehmen sind sie oft auf massive Fremdfinanzierung angewiesen, was sie anfälliger macht für makroökonomische Faktoren wie schwankende Zinssätze. Gleichzeitig ist es möglich, dass sie aber auch aufgrund ihrer Innovationskraft höhere Renditen erzielen. Letztendlich sollten alle, die nachhaltig anlegen wollen, die Augen offen halten und nachfragen, in was sie konkret investiert sind und Verantwortung für ihre Investments übernehmen, indem sie Aktionärsrechte bewusst wahrnehmen.