Frau Burghartz, Herr Minelli, was war Ihr grösster Erfolg seit dem Gewinn des Innovationspreises der Schweizer Assekuranz im November 2020?

Rocco Minelli: Durch den Gewinn des Preises konnten wir bereits diverse Erfolge verzeichnen: Unser Bekanntheitsgrad innerhalb der Branche, das Interesse bei Partnern sowie das Vertrauen in Automate insgesamt wächst weiter, was auch zu einem Anstieg der Abschlüsse im Bereich der Telematik-Produkte beiträgt. 

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Pia Burghartz: Eine ähnliche Entwicklung sehen wir bei uns ebenfalls. Seit Verleihung des Preises, der sicher zur Bekanntheit unserer Lösungen beigetragen hat, haben wir weltweit sechs Telematik-Versicherungslösungen lanciert und weitere 25 Projekte befinden sich in der Pilotphase.

Welche Herausforderungen galt es zu meistern?

Minelli: Der Gewinn des Awards kam überraschend und ehrt uns sehr. Ein solcher Sieg schürt natürlich Erwartungen unter den Stakeholdern. Hier gilt es, eine Balance zu finden, die Stakeholder transparent zu informieren und gesetzte Ziele nicht komplett zu ändern. Telematik-Angebote stehen in der Schweiz noch in den Anfängen und wir lernen stetig dazu. Diesbezüglich gilt es, die Strategie weiterhin zu schärfen und Rückmeldungen aus dem Markt anzunehmen. 

Burghartz: Wichtig war für uns, auch während der Covid-19-Pandemie unseren Kunden den gewohnten, erstklassigen Service zu bieten. Die Pandemie verstärkte aber auch Diskussionen mit unseren Kunden, dass der Umstieg auf digitale Versicherungslösungen wie die Telematik noch mehr an Relevanz gewinnt und somit in Zukunft umso wichtiger werden wird.

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Wollen Sie Ihr Angebot ausweiten? Und falls ja, an wen und wie?

Burghartz: Zurzeit fokussieren wir uns unter anderem darauf, das Customer Engagement durch Angebote wie zum Beispiel Post-Drive Coaching zu erhöhen. Post-Drive Coaching ermöglicht es den Kundinnen und Kunden, auf Basis von Data Analytics das eigene Fahrverhalten auf spielerische Art und Weise nachhaltig zu verbessern. Darüber hinaus evaluieren wir Optionen, um Angebote wie Smart Claims – eine Lösung zur KI-gesteuerten digitalen Schadenabwicklung auf Basis von bildbasierter Schadenerkennung – in unsere Telematik-Lösung zu integrieren. 

Minelli: Auch wir sehen weiteres Potenzial, das Customer Engagement zu stärken und die Value Proposition unserer Angebote weiterhin zu schärfen; auch über die derzeit bereits gewährten attraktiven Prämienrabatte hinaus. Mit dem Einstieg ins Direktgeschäft werden wir dies ändern. Auf Produktseite prüfen wir derzeit, inwieweit die Telematik-Lösung auch in das gemeinsam mit unserem Risikoträger TSM Compagnie d’Assurance entwickelte neue Classic-Car-Produkt integriert werden kann. 

Gibt es Nachahmer im Markt oder zumindest ähnliche Lösungen?

Minelli: Auf dem Schweizer Markt sind Automate, Smile und Kasko2go/Simpego aktive Anbieter, die rein App-basierte Telematik-Lösungen anbieten.

Burghartz: Weltweit werden inzwischen ähnliche mobile Telematik- bzw. Usage-based-Insurance-(UBI-)Lösungen angeboten, wobei solche, die mit unserer vergleichbar sind, von Tech-Startups entwickelt wurden. Zusätzliche Hardware-Lösungen einiger Anbieter, wie zum Beispiel Beacons, ermöglichen unter anderem eine bessere Fahrtaufzeichnung und Schadenabwicklung. Auch reine Hardware-Lösungen sind in diesem Markt keine Seltenheit. 

Trotz leeren Strassen gab es nicht weniger schwere Unfälle

Am Ende hat sich die Pandemie positiv auf die Telematik-Lösung von Automate ausgewirkt. Das von der Swiss Re initiierte Zürcher Unternehmen konnte trotz den Einschränkungen seine laufenden Projekte weiterführen und auch die Diskussionen über neue Projekte nehmen nach pandemiebedingten Startschwierigkeiten wieder Fahrt auf. Automate bietet Versicherern und Brokern telematikbasierte Motorfahrzeugversicherungen an. Der Gewinner des Innovationspreises der Schweizer Assekuranz aus dem Jahr 2020 ermöglicht autofahrenden Kunden mittels einer Smartphone-App Feedback zu riskanten Fahrmustern, beispielsweise Handynutzung, zügige Kreuzungsüberquerung und Rasen, und animiert sie, umsichtig zu fahren. Das Paket kombiniert diese App mit einer Versicherungslösung.

Anders als häufig wahrgenommen haben die Lockdowns nicht für Entspannung auf der Schadenseite geführt. «Pandemiebedingt wurde im Schnitt weniger gefahren und die Strassen waren somit verhältnismässig leer. Erstaunlicherweise hat das aber nicht unbedingt zu weniger schlimmen Unfällen geführt, denn die leeren Strassen haben Fahrer oftmals zum Rasen veranlasst», berichtet Pia Burghartz, Automotive & Mobility Solutions Manager bei der Swiss Re. Die Automate Insurance AG kooperiert in ihrer White-Label-Lösung mit der TSM Versicherungs-Gesellschaft, Europ Assistance und Assista Rechtsschutz. In der Schweiz wurden erst wenige auf Telematik basierende Versicherungslösungen lanciert. Bei vielen App-Lösungen hapert es oft an der Aufzeichnungsgenauigkeit, betont die Swiss Re. Für Kunden kommt es jedoch vor allem auf Genauigkeit an, etwas, das bei vielen dieser Apps kritisiert wird. In einem Interview mit HZ Insurance erklären Burghartz und Rocco Minelli, CEO der Automate AG, wie sich die Pandemie auf die Telematik-Lösung ausgewirkt hat.