Auch wenn die amerikanische Handels- und Zollpolitik derzeit für viel Verunsicherung sorgt: Institutionelle Anleger weltweit schwenken auf eine risikofreudigere Haltung um und suchen nach neuen Möglichkeiten in Nischenmärkten, da sich die makroökonomischen Bedingungen ändern. Lediglich 28 Prozent der befragten Investoren gaben an, dass sie in diesem Jahr trotz der geopolitischen Unsicherheiten eine globale Rezession für wahrscheinlich halten. Mehr als jeder zweite Investor (54 %) will die Aktienallokation erhöhen, was fast einer Verdopplung gegenüber der letztjährigen Umfrage entspricht (2024 waren es 28 %) - und 39 Prozent der Befragten planen eine Reduzierung ihrer Cash-Bestände.
Das zeigt der aktuelle «EQuilibrium Global Institutional Investor Survey 2025» des amerikanischen Vermögensverwalters Nuveen, für den rund 800 institutionelle Investoren weltweit befragt wurden. Diese repräsentieren ein verwaltetes Vermögen von rund 19 Billionen US-Dollar.
Private Märkte im Fokus
Dabei gewinnen vor allem die privaten Märkte immer weiter an Bedeutung: Rund zwei Drittel (66 %) der Investoren planen, ihre Allokation in private Märkte in den nächsten fünf Jahren zu erhöhen. Dabei stehen für etwa jeden zweiten Investoren vor allem die Assetklassen Private Infrastructure und Private Credit im Vordergrund.
Die Umfrage habe laut Harriet Steel, Global Head of Institutional bei Nuveen, drei Hauptthemen ergeben: Erstens würden Investoren überlegen, wie sie den nächsten Immobilienzyklus nutzen können; zweitens würden Privatmärkte eine grössere Rolle bei der Portfoliokonstruktion spielen und drittens gaben die Befragten aus der Versicherungsbranche im Vergleich zum Vorjahr sowohl eine grössere Bereitschaft für Komplexität und Spezialisierung auf den Privatmärkten als auch einen stärkeren Fokus auf Impact Investing im Vergleich zu anderen Investoren an.
Ähnliches Bild in der Schweiz
In der Schweiz beteiligten sich 30 institutionelle Investoren aus den Bereichen betriebliche und private Altersvorsorge, Versicherungen, öffentliche/staatliche Renten und Stiftungen mit einem gesamten verwalteten Vermögen von fast 666 Milliarden US-Dollar an der Umfrage.
Auch diese wollen ihre Risikobereitschaft erhöhen: Rund 60 Prozent planen, ihr Aktienengagement zu erhöhen, während 30 Prozent ihre Bargeldbestände angesichts des wachsenden Vertrauens reduzieren. Gut 80 Prozent der Schweizer Investoren halten das aktuelle Makroumfeld für unsicherer als sonst, aber nur 37 Prozent halten eine globale Rezession im Jahr 2025 für wahrscheinlich.
Private Märkte rücken ebenfalls in den Vordergrund: Rund 47 Prozent planen, ihre Allokationen in die privaten Märkte in den nächsten fünf Jahren zu erhöhen. «Da die Anleger in diesem Jahr mit einer erhöhten Marktvolatilität und einem erhöhten geopolitischen Risiko rechnen, ist es wenig überraschend, dass die langfristigen Wachstumschancen und die Vorteile der Inflationsabsicherung der privaten Märkte weiterhin die Entwicklung der institutionellen Portfolios in der Schweiz prägen, mit erheblichen geplanten Erhöhungen sowohl bei Private Equity als auch bei Private Infrastructure», kommentiert Noel Luchena, Leiter institutionelle Kunden bei Nuveen Schweiz, die Umfrageergebnisse.
Immobilienentwicklung gewinnt an Dynamik
Die globale Umfrage zeigt eine deutliche Verschiebung bei den Immobilien-Anlagestrategien. Rechenzentren haben sich zu einer der wichtigsten Prioritäten entwickelt, wobei die Mehrheit der Investoren plant, die Allokationen in die digitale Infrastruktur zu erhöhen.
Auch Schweizer Investoren streben in ihren Immobilienportfolios ein höheres Renditepotenzial an. 78 Prozent planen, in den nächsten zwei Jahren verstärkt auf wertschöpfende Investitionen umzusteigen, und 63 Prozent wollen sich stärker auf opportunistische Immobilienstrategien konzentrieren, zeigt die Umfrage.
Umweltaspekte gewinnen an Bedeutung
Schweizer Institutionen berücksichtigen bei ihren Investitionsansätzen laut Umfrage zunehmend Umweltaspekte, wobei sie die Herausforderungen des Übergangs pragmatisch anerkennen. 57 Prozent stimmen zwar zu, dass der steigende Energiebedarf in absehbarer Zukunft sowohl braune als auch grüne Energiequellen erfordern wird, doch für 60 Prozent der Schweizer Investoren bleibt die Umweltbelastung ein wichtiger Faktor.
Ein Drittel der Schweizer Institutionen gibt an, dass sie sich in ihren Portfolios zunehmend auf naturbezogene Themen konzentrieren. Von denjenigen, die bei ihren Investitionsentscheidungen die Auswirkungen berücksichtigen, messen 69 Prozent die Leistung anhand der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung und 58 Prozent haben spezifische Wirkungsziele festgelegt.
«Schweizer Investoren zeigen einen durchdachten Ansatz für Umweltinvestitionen, der Pragmatismus und Fortschritt in Einklang bringt», so Luchena. «Sie erkennen zwar die aktuellen energiewirtschaftlichen Gegebenheiten an, aber es gibt eine klare Tendenz, Umweltfaktoren einzubeziehen, die sowohl Risiken mindern als auch überzeugende Renditechancen nutzen können.»