Die jüngste Abstimmung brachte ein Nein zur Reform des Rentensystems, wodurch der Status quo erhalten bleibt und die langfristige Finanzierungsfrage ungelöst bleibt. Sie sagen, dass Private Equity ein Teil der Lösung sein kann. Warum?

Lukas Burghardt: Das Schweizer Rentensystem steht vor zwei Hauptproblemen:

1. Demografisches Problem: Die Babyboomer-Generation hat oft nur unzureichend vorgesorgt. Der Median-Schweizer ist 42 Jahre alt und das mediane Vermögen beträgt rund 167'000 Dollar, was ersteinmal nach recht viel klingt, inklusive der 1., 2. und 3. Säule bei einer Lebenserwartung von 81 Jahren bei Männern und 85 Jahre bei Frauen und mit Hinblick auf den hohen Lebenserhaltungskosten in der Schweiz dann aber vielleicht doch zu wenig scheint.

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2. Politisches Problem: Diese Bevölkerungsgruppe hat starke Stimmgewalt und tendierte in der Vergangenheit dazu, kurzfristige statt nachhaltige Lösungen zu bevorzugen, was die langfristige Stabilität des Systems beeinträchtigen kann.

Wie kann Private Equity helfen?

Burghardt: Über alle Anlageklassen hinweg, seien es Anleihen oder Aktien, sind die zu erwartenden Renditen nicht mehr so hoch wie in den vergangenen 20 bis 30 Jahren. Staatsanleihen bieten, trotz positiver Nominalrenditen, im Vergleich zur Inflation kaum Mehrwert. Auch langlaufende Staats- und Unternehmensanleihen liefern keine ausreichenden Prämien. 

Das Vorsorgesystem ist aus der Zeit gefallen…

Burghardt: Das Schweizer Rentensystem wurde in einer Zeit geschaffen, als diese Probleme noch nicht existierten, und ist daher möglicherweise nicht optimal für die Zukunft und die Sicherstellung nachhaltiger Renten für künftige Generationen. Angesichts der steigenden Lebenserwartung suchen wir nach Möglichkeiten für höhere Renditen. Hier kommt Private Equity ins Spiel. Es bietet potenziell höhere Renditen und kann so einen wichtigen Beitrag zur finanziellen Stabilität des Rentensystems leisten.

Was ist der Vorteil von Private Equity?

Burghardt: Private Equity bietet eine wertvolle Ergänzung zu traditionellen Portfolios, da diese Anlageklasse in den letzten 20 bis 25 Jahren deutlich besser abgeschnitten hat. Die sogenannte Illiquiditätsprämie hat Investoren attraktive Renditen beschert. 

Was bedeutet die Illiquiditätsprämie?

Equity ist eine illiquide Anlageklasse, und diese Illiquidität rechtfertigt eine höhere erwartete Prämie im Vergleich zu jederzeit handelbaren Aktien. Der Markt erfordert zudem grössere Transaktionsvolumina.

Vielfach wird von der Demokratisierung von Private Equity gesprochen. Weit gekommen ist man aber nicht, oder?

Burghardt: Die Demokratisierung von Private Equity ist ein grosses Thema, aber noch nicht vollständig umgesetzt. Unser Anspruch als Firma ist es, diesen Prozess voranzutreiben.

Mathias Niederhauser: Wir bieten kosteneffizienten Zugang für sowohl institutionelle als auch private Kunden mit einer kompetitiven Managementgebühr nur auf investiertes Kapital und ohne zusätzliche Gebühren wie Subscription- oder Redemption-Gebühren.

Was ist das minimale Investment?

Niederhauser: Unsere Mindestinvestments beginnen bei 150'000 Schweizer Franken, im Vergleich zu anderen Anbietern, die oft erst bei mehr als 5 Millionen US-Dollar starten. Unser digitalisierter Anlageprozess ermöglicht schnellen Zugang zu unseren Investments, ähnlich wie bei der Eröffnung eines Revolut-Kontos. Ein weiteres Merkmal unseres Angebots sind Direct- und Co-Investments. Im Gegensatz zu Fund-of-Funds bieten wir direkten Zugriff auf Investments. Unsere niedrigen Investitionssummen für Co-Investments sind durch unsere digitalen Lösungen möglich geworden.

Warum investieren Privatanleger noch selten in Private Equity?

Burghardt: Die geringe Zugänglichkeit zum Markt und das fehlende Verständnis sind zwei Hauptgründe. Beim Aktienmarkt kennt man die Firmen besser und es gibt umfangreiche Berichterstattung und Kennzahlen.

Fehlt es an Wissen?

Burghardt: Ja, Menschen fühlen sich sicherer, wenn sie eine Anlageklasse gut kennen. Aktien erscheinen durch ihre Vertrautheit sicherer, während Private Equity weniger effizient und daher schwieriger zugänglich ist – was aber auch gute Deals ermöglicht. Bei Petiole legen wir grossen Wert auf Transparenz und Beratung des Kunden durch Whitepaper, Webinare und Events. Wir machen Anlageklassen wie Private Equity, Private Credit, Private Debt und Private Real Estate greifbarer.

Wie findet man gute Deals?

Burghardt: Unser breites Netzwerk von Private Equity Sponsoren verschafft uns Zugang zu exklusiven Deals. Wir führen nach der Due Diligence der Sponsoren immer eine eigene, zweite Prüfung durch. Unser CIO setzt eine Strategie fest und wir wählen passende Deals aus. Wir prüfen rund 200 Deals pro Jahr, von denen nur etwa 4 Prozent ins Kundenportfolio aufgenommen werden.

Was sind Hauptstolpersteine für Privatanleger und Fehler, die sie in diesem Markt vermeiden sollten?

Niederhauser: Unsere 20-jährige Erfahrung hat uns gelehrt, nur in reife Märkte wie Europa, Asien und Nordamerika zu investieren und etablierte Unternehmen zu bevorzugen. Wir meiden Venture Capital, da Startups höhere Risiken bergen. Unser Fokus liegt auf Vermögenserhaltung, nicht auf übertriebenen Renditeversprechen. Ein Beispiel ist unser kürzlicher Deal mit mit einem Sponsor zum Kauf von Wella, einer bekannten Marke die jeder kennt. Startups bieten potenziell hohe, aber unsichere Renditen; wir streben langfristig stabile Erträge an.

Burghardt: Venture Capital kann zwar hohe Renditen bieten, ist aber sehr volatil. Ein Investment, das erst 95 Prozent verliert und dann 95 Prozent gewinnt, bräuchte tatsächlich eine Rendite von 2000 Prozent, um Verluste auszugleichen. Man sieht an diesem Beispiel, dass hohe durchschnittliche Renditen nicht unbedingt bedeuten, dass man am Ende als Investor mehr Geld hat. Unser Ziel ist es, durch sorgfältige Auswahl langfristig stabile Erträge für unsere Kunden zu sichern.

Mit welcher Rendite darf man rechnen?

Niederhauser: Wir bieten neue Kunden Zugang zu einem diversifizierten Portfolio mit 10, 15 oder 20 verschiedenen Deals anstatt Einzeldeals. Dies reduziert das Risiko erheblich. Dank Diversifikation und Einbindung verschiedener Asset-Klassen und Sponsoren erwarten wir Nettorenditen von 12 bis 15 Prozent pro Jahr.

Wie hoch sollte der Anteil von Private Equity im Portfolio sein?

Burghardt: Das hängt von der individuellen Situation und den finanziellen Zielen ab. Besonders für Personen, die sich auf den Ruhestand vorbereiten, ist es wichtig, realistisch über die eigenen Bedürfnisse und Lebenspläne nachzudenken. Diese Überlegungen sind entscheidend für die Planung.

Niederhauser: Wir empfehlen typischerweise, 10 bis 20 Prozent des Portfolios in Privatmarktanlagen wie Private Equityzu investieren.

Wie grenzen Sie sich gegenüber Ihrer Konkurrenz ab?

Niederhauser: Wir sind auch Dank unserer breiten Digitalisierung einer der günstigsten und transparentesten Anbieter. Anders als viele Wettbewerber bieten wir Co- und Direktinvestments anstatt Fonds-Investments an. Unsere Kunden werden zu Mitinhabern und erhalten direkten Zugang zu einzelnen Unternehmen, ähnlich wie beim Kauf einer Aktie.

Burghardt: Wir bieten umfassendes Asset Management mit einem gemanagten, breit diversifizierten Portfolio über verschiedene Sponsoren und Asset-Klassen. Unsere Kunden können in Deals von allen namhaften Sponsoren der Branche investieren. Das reduziert das Sponsorenrisiko und sorgt für eine breite Streuung – geografisch, nach Industrie und eben auch nach Sponsoren. Unsere Diversifikation und das gemanagte Portfolio sorgen für eine stabilere Performance, auch in Krisenzeiten. Illiquide Anlageklassen können vorteilhaft sein, da sie verhindern, dass Anleger in Panik verkaufen. Studien zeigen, dass Anleger, die auch in Krisenzeiten investiert bleiben, oft bessere Renditen erzielen.

Mathias ist Managing Director für Digitale Lösungen bei Petiole Asset Management AG, wo er Initiativen in den Bereichen digitale Akquise und Geschäftsentwicklung leitet. In seiner Funktion konzentriert er sich auf die Integration von Marketing, Vertrieb und Technologie, um die digitale Transformation des Unternehmens voranzutreiben. Zuvor war Mathias Head of Growth bei Petiole, wo er für die Umsetzung der wichtigsten Wachstums- und Geschäftsstrategien verantwortlich war. Im Laufe seiner Karriere hatte Mathias leitende Positionen bei Vontobel, SIX Payments und ABB inne.

Lukas Burghardt bringt vier Jahre Berufserfahrung zu Petiole. Er besitzt einen Masterabschluss in Internationale Finanzen und arbeitete zuvor als Associate in der Abteilung für Vermögensverwaltung bei Goldman Sachs in Zürich. Bevor er zu Petiole kam, war Lukas als Associate in der Vermögensverwaltungsabteilung von Goldman Sachs in Zürich tätig, wo er sich auf die Verwaltung von Konten für Ultra-High Net Worth (UHNW) Kunden aus Deutschland spezialisierte.

Dieser Beitrag erschien erschien erstmals am 26.10.2024 in cash.ch.

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