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Das Zürcher Versicherungs-Start-up Wefox hat sich vor dem erhofften Erreichen der Gewinnzone noch einmal frisches Kapital besorgt. Die im vergangenen Sommer abgeschlossene vierte Finanzierungsrunde (Serie D) sei um 55 Millionen Dollar aufgestockt worden, teilte Wefox mit. Geldgeber sind die Grossbanken J.P. Morgan aus New York und Barclays aus London. «Wir wollten in erster Linie in dem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld unsere finanziellen Puffer erweitern», sagte Wefox-Mitgründer und CEO Julian Teicke der Nachrichtenagentur Reuters.

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Die Bewertung sei dabei mit 4,5 Milliarden Dollar stabil geblieben - «obwohl die Bewertungen links und rechts gefallen sind», wie Teicke mit Blick auf andere Finanz-Start-ups sagte. Auch neue Investoren wie Squarepoint hätten Geld gegeben. Seit der Firmengründung vor acht Jahren hat Wefox insgesamt 1,43 Milliarden Dollar eingesammelt.

Wefox ist eines der wenigen europäischen Insurtechs, die in Deutschland eine eigene Versicherungslizenz haben. Der Grossteil des Umsatzes kommt jedoch aus Provisionen für die Vermittlung von Policen.

Profitabilität hat Vorrang vor Wachstum 

Die Zukunft von Wefox sieht Teicke in einer IT-Plattform für den Betrieb und Vertrieb von Versicherungen: «Die Technologieplattform ist für mich das künftige Kerngeschäft. Wir wollen sie auch anderen Versicherern anbieten.» Wefox habe in den vergangenen 18 Monaten angesichts des Zinsumfelds umgesteuert, Profitabilität habe nun Vorrang vor einem Wachstum um jeden Preis. «Wir gehen seither sehr diszipliniert mit unserem Geld um und investieren nur noch in Geschäftsbereiche, wo wir wissen, wie wir Geld verdienen können.»

Unrentable Vertriebswege habe Wefox aufgegeben, Produkte eingestellt. «Ein kleiner Versicherer ist schwer profitabel zu bekommen», räumte Teicke ein. «Wir haben auch im Underwriting Fehler gemacht. Die gilt es jetzt zu korrigieren. Wir zeichnen nur noch Geschäft, das schnell profitabel wird.»

Diese Strategie trägt bereits Früchte: Im vergangenen Jahr hat sich laut Teicke der Konzernumsatz auf 587 Millionen Euro verdoppelt, «obwohl wir in einigen Bereichen bewusst auf die Bremse getreten sind», wie er erläutert. Im Versicherungsgeschäft wuchs der operative Verlust aber auf 32 (2021: 21) Millionen Euro. Teicke betont: «Im ersten Quartal 2023 haben wir den Umsatz verdoppelt - und die Marge auch.»

2024 will Wefox schwarze Zahlen schreiben

Bis zum Jahresende will Wefox die Gewinnschwelle erreichen. «2024 wollen wir dann konzernweit schwarze Zahlen schreiben. Darauf richten wir das Unternehmen aus», kündigte Teicke an.

Die Expansion in ausländische Märkte - zuletzt hatte sich Wefox in den Niederlanden eingekauft - habe derzeit keine Priorität. Die nun abgeschlossene Finanzierungsrunde könnte die letzte gewesen sein. «Wir wollen künftig finanziell autark sein», sagte Teicke. «Wir brauchen keine Finanzierung mehr. Aber eine neue Finanzierungsrunde ist immer eine Frage der Konditionen.» (reuters/hzi/mig)