In den Investitionen von Schweizer Versicherern ist das Bestreben, möglichst umweltgerechte, soziale und verantwortungsvolle Investments zu tätigen, gut erkennbar. Das Potenzial ist riesig. Einerseits tun dies Versicherer als Direktbetroffene von Grossschadenereignissen und Katastrophen, anderseits wollen immer mehr Anlegerinnen und Anleger den ökologischen und sozialen Fussabdruck von Gesellschaft und Wirtschaft verringern.
Teil der nachhaltigen oder auch ethischen Anlagen sind Impact Investments oder auf Deutsch wirkungsorientierte Investitionen. Doch wie unterscheiden sich diese von Anlagen in ESG, Responsible Investments oder Sustainable Investments, wie sie mittlerweile in jedem Anlageprospekt ausgewiesen werden?
Soziale und ökologische Ziele mindestens so wichtig wie Rendite
Im Kern sind die Unterschiede klein, grundsätzlich soll das investierte Geld Rendite erzielen und gleichzeitig dazu beitragen, gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Probleme zu lösen. Der Unterschied besteht darin, dass beim Impact Investment ein direkter positiver Einfluss auf die Menschen, ihre Arbeitsplätze, ihr Leben und ihre Umwelt erzielt werden soll. Investoren wollen also nicht nur negative Effekte vermeiden, sondern mit ihrer Anlage einen gesellschaftlichen Wandel zum Guten bewerkstelligen.
Im besten Fall priorisieren Investoren soziale und ökologische Ziele und nehmen dabei auch eine geringere Rendite in Kauf. Roger Stoller, Verantwortlicher der Ende Januar lancierten Vorsorge-App Pando von Swiss Life, sagt dazu: «Beim Impact Investing sind nicht finanzielle Kriterien mindestens so wichtig wie finanzielle Kriterien. Die Absicht muss von Anfang an geäussert werden und die Anleger wollen bei Investitionen in Impact-Fonds gleichzeitig eine finanzielle Rendite erzielen, aber auch einen in der Praxis messbaren Impact, um ihren positiven Beitrag an die Gesellschaft und/oder die Umwelt nachzuvollziehen.»
Messbarkeit zentral
Als Vorlage für Impact-Investing-Strategien gelten vielfach die 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Dazu gehören zum Beispiel ein besserer Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung oder der Kampf gegen den Hunger. Gleichzeitig müssen Impact Investments nach Definition des Global Impact Investing Network (GIIN) als wichtigste Anforderungen Intentionalität, Kausalität, Messbarkeit und Reporting erfüllen. Um diese Ziele erreichen zu können, ist die Wirkungsmessung zentral.
Bei den Schweizer Versicherern gilt die Zurich Insurance Group als Vorreiter des Impact Investing. Johanna Köb, Head of Responsible Investment bei Zurich, sagt: «Um unsere Strategie des Impact Investing umsetzen zu können, müssen wir in der Lage sein, die Auswirkungen über verschiedene Anlageklassen und Instrumente hinweg zu erfassen.» Zu diesem Zweck habe Zurich einen hochmodernen Rahmen eingeführt, um den ökologischen und sozialen Nutzen von Impact Investments zu messen, sagt Köb.
Zurich setzt nur noch Wirkungsziele
«Die Praxis der Wirkungsmessung und -berichterstattung hat es uns ermöglicht, als erster privater Investor über Allokationsziele hinauszugehen und nur noch Wirkungsziele zu setzen: ein Portfolio aufzubauen, das hilft, 5 Millionen Tonnen CO2 zu vermeiden und 5 Millionen Menschen pro Jahr zu helfen», erklärt Johanna Köb und hält fest: «Wir sind der festen Überzeugung, dass die Messung der Auswirkungen von Investitionen eines der wichtigsten Ergebnisse von Zurichs Nachhaltigkeitsambitionen ist, um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen und integrativen Wirtschaft zu erleichtern.»
Messbarer Effekt – angezeigt in der App
Bei Pando können Anlegerinnen und Anleger für ihre private Vorsorge mit drei neu geschaffenen Impact-Fonds zusätzlich zu klassischen ESG-Fonds einen Teil ihrer Gelder indirekt in Unternehmen investieren, deren Produkte oder Dienstleistungen zur Lösung ökologischer Probleme beitragen. Die neuen Fonds unterstützen gezielt mehrere der insgesamt 17 Sustainable Development Goals. Der messbare Effekt der persönlichen Investition in diese Impact-Fonds soll in Zukunft in der App angezeigt werden.
Roger Stoller von Swiss Life sagt: «Es ist wichtig, Anlegern Key Performance Indicators bereitstellen zu können, die die Auswirkungen ihrer Anlagen bewerten, indem sie beispielsweise den Output der Produkte und Dienstleistungen der Unternehmen messen, in die sie investieren, oder den positiven Effekt, den diese Produkte und Dienstleistungen auf andere ökologische oder soziale Ziele haben.»