Nachhaltigkeit ist zwar in aller Munde. Doch bei der Geldanlage sind Schweizerinnen und Schweizer vorsichtig. Und ein Grossteil hat nur mässiges Vertrauen darin, dass Anlagen, die als nachhaltig bezeichnet werden, auch tatsächlich nachhaltig sind. Am meisten Interesse an nachhaltigen Anlagen zeigen jüngere Menschen.
Während 2021 noch rund zwei Drittel (66 Prozent) der Schweizerinnen und Schweizer Interesse daran bekundeten, dass ihr Vorsorgevermögen nachhaltig investiert wird, waren es 2022 nur noch etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent). Dies zeigt eine repräsentative Umfrage der Axa Schweiz bei mehr als 1000 Personen in der Deutsch- und Westschweiz. «Ein Grund für den Rückgang dürfte darin liegen, dass durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine Nachhaltigkeitsthemen tendenziell etwas in den Hintergrund gerückt sind», sagt Daniel Gussmann, Chief Investment Officer der Axa Schweiz.
Junge interessieren sich am meisten für nachhaltige Anlagen
Es zeigt sich aber, dass das Interesse an nachhaltigen Investitionen nach wie vor bei der jüngsten Altersgruppe von 18-29 Jahren sowie bei Personen mit einem hohen Bildungsstand besonders hoch ist. Jenen Befragten, denen nachhaltiges Anlegen wichtig ist, liegen vor allem ein sparsamer Umgang mit natürlichen Ressourcen, erneuerbaren Energien, Biodiversitäts- und Naturschutz, nachhaltige Landwirtschaft sowie Klimaschutz am Herzen.
Kinderarbeit und Waffen: ein absolutes No-Go
Besonders kritisch sehen die Befragten wie schon im Vorjahr Investitionen, die im Zusammenhang mit Kinderarbeit und geächteten Waffen stehen: Mehr als 80 Prozent lehnen solche Investitionen klar ab, gefolgt von Investitionen in Unternehmen oder Länder mit Menschenrechtsverletzungen sowie in Wirtschaftszweige wie Pornografie, Palmöl und Kohleabbau.
Investitionen in Tabakunternehmen und Alkoholproduzenten werden im Vergleich zu 2021 etwas kritischer beurteilt, während die Akzeptanz für Investitionen in Kernenergie sowie Öl und Gas leicht gestiegen ist.
«Als Folge des Kriegs in der Ukraine suchen die westlichen Länder nach Alternativen zu russischem Erdöl und Erdgas, was mit ein Grund dafür sein dürfte, dass die Schweizer Bevölkerung Investitionen in Kernenergie sowie in anderweitige Öl- und Gas-Produzenten positiver gegenübersteht als noch vor einem Jahr», sagt Daniel Gussmann.
Mässiges Vertrauen in nachhaltige Produkte
Die Verantwortung für nachhaltiges Investieren wird am häufigsten als geteilte Verantwortung zwischen Staat, Finanzinstituten und Anlegerinnen und Anleger (40 Prozent) gesehen, wobei die übrigen Befragten primär die Finanzinstitute (22 Prozent) resp. die Anlegerinnen und Anleger (20 Prozent) in der Pflicht sehen, und nur wenige (10 Prozent) in erster Linie den Bund.
Insgesamt hat die Bevölkerung nur ein mittelmässiges Vertrauen darin, dass Anlagen, welche als nachhaltig gekennzeichnet werden, auch tatsächlich nachhaltig sind: Nur 15 Prozent gaben an, eher grosses Vertrauen in solche Produkte zu haben, 25 Prozent haben gar kein oder nur geringes, die restlichen 60 Prozent ein mittelmässiges Vertrauen darin.
Wenig Wissen über Nachhaltigkeitsstrategien Schweizer Pensionskassen
Auch die Schweizer Pensionskassen werden nur als mittelmässig nachhaltig wahrgenommen. Kaum jemand nimmt sie als sehr nachhaltig wahr (0,4 Prozent), 4 Prozent als nachhaltig und 16 Prozent als eher nachhaltig. Viele fühlen sich jedoch gar nicht im Stande, dies zu beurteilen (26 Prozent).
Daniel Gussmann: «Die Anbieter von Finanzdienstleistungen und Pensionskassen sind gefordert, den Ansprüchen der Kundinnen und Kunden punkto Nachhaltigkeit mit ihren Anlagestrategien gerecht zu werden und auch mehr Transparenz zu schaffen, wie Nachhaltigkeitskriterien bei den Investitionen konkret umgesetzt werden.» (pm/hzi/mig)