Das Jahr 2025 begann mit Waldbränden in Los Angeles, die geschätzte 40 Mrd. Dollar an versicherten Schäden verursachten. Doch trotz dieser beträchtlichen Schäden bleiben primäre Gefahren die grösste Bedrohung: Wenn ein schwerer Hurrikan oder ein starkes Erdbeben ein dicht besiedeltes städtisches Gebiet trifft, können die versicherten Schäden in dem betreffenden Jahr im Vergleich zum langfristigen Trend mehr als doppelt so hoch ausfallen. Anhand von Modellanalysen schätzt das Swiss Re Institute, dass Hurrikans und Erdbeben die weltweiten versicherten Schäden in einem Spitzenjahr auf 300 Mrd. Dollar oder mehr hochtreiben könnten.
Spitzenjahre, die auf einige wenige Primärgefahrenereignisse oder auf eine Häufung von Sekundär- und Primärgefahrenereignissen zurückzuführen sind, sollten laut dem Swiss Re Institute nicht als Anomalie betrachtet werden. Das letzte Spitzenjahr war 2017 mit den Hurrikans Harvey, Irma und Maria. Seitdem hat sich das zugrunde liegende Risiko mit dem Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum und der Zersiedelung auch von naturkatastrophengefährdeten Gebieten stetig erhöht. Bei einigen Wettergefahren und Regionen tragen zudem die Auswirkungen des Klimawandels dazu bei, dass Schäden zunehmen.
Balz Grollimund, Head of Catastrophe Perils bei Swiss Re: «Unsere jüngste Analyse von über 200 internen Modellen und der Schadentrend der letzten 30 Jahre zeigen, was auf dem Spiel steht: Wenn ein schwerer Hurrikan oder ein starkes Erdbeben in einem Land mit hohem Versicherungsgrad ein städtisches Gebiet trifft, könnten die versicherten Schäden in dem betreffenden Jahr ohne Weiteres 300 Mrd. Dollar erreichen.»
Laut Swiss Re Institute würden einige der Hurrikans aus dem frühen 20. Jahrhundert heute Schäden von weit über 100 Mrd. Dollar verursachen. So führte etwa der Hurrikan Andrew 1992 in heutigen Preisen zu versicherten Schäden von 35 Mrd. Dollar. Aufgrund des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums und der Zersiedelung würde ein solcher Hurrikan auf derselben Zugbahn heute fast dreimal so hohe Schäden verursachen. Andererseits würde der Hurrikan Katrina, das bisher teuerste Einzelereignis für die Rück-/Versicherungswirtschaft überhaupt, nicht dieselbe Zerstörung anrichten wie vor 20 Jahren. Die versicherten Schäden kämen aufgrund steigender Häuserpreise und Baukosten zwar immer noch auf rund 100 Mrd. Dollar, doch der verbesserte Hochwasserschutz und der Bevölkerungsrückgang um 20% auf der Zugbahn von Katrina haben die Risikoexponierung deutlich verringert.
Exponierung gegenüber Naturkatastrophen treibt Kosten für US‑Versicherungsschäden in die Höhe
Im Jahr 2024 musste die Branche für 140 Milliarden Dollar Versicherungsschäden geradestehen, insgesamt richteten Wirbelstürme, schwere Gewitter und Überschwemmungen 320 Milliarden Dollar Schäden an. Die Schwere der Schäden nimmt weltweit zu, doch 2024 entfielen fast 80% der weltweiten versicherten Schäden auf die USA, weil das Land für schwere Gewitterstürme, Hurrikans, Überschwemmungen, Waldbrände und Erdbeben besonders anfällig ist.
Da die Schäden durch Naturkatastrophen weiter zunehmen, gelte es, das Schadenpotenzial frühzeitig zu reduzieren, damit Versicherungskosten sinken und das Risikotransfergeschäft wirtschaftlich bleibe, so Swiss Re. Schwere Stürme etwa können die lokalen Schutzsysteme überfordern und zu Überschwemmungen führen. Gegenmassnahmen haben zwar ihren Preis, doch eine aktuelle Studie des Swiss Re Institute zeigt, dass der Hochwasserschutz durch Deiche, Dämme und Fluttore bis zu zehnmal kostengünstiger ist als der Wiederaufbau nach einer Katastrophe.
Jérôme Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re: «Eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor ist für wirksame Schutzmassnahmen zur Verringerung der Schäden unerlässlich. Darüber hinaus erfüllt die Rückversicherungswirtschaft dank ihrer guten Kapitalausstattung mit 500 Mrd. Dollar eine wichtige Pufferfunktion, die dazu beiträgt, dass Bevölkerung und Wirtschaft schneller zur Normalität zurückkehren können. Damit die Branche diese Rolle in künftigen Spitzenjahren erfüllen kann, ist es wichtig, dass das Kapital entsprechend dem steigenden Risiko wächst.» (pd/hzi/pg)