Die Kosten im Gesundheitswesen steigen unaufhörlich. Einen wesentlichen Anteil daran haben Medikamente, wie der aktuelle Arzneimittelreport von Helsana aufzeigt. Die Zahlen, mit denen Mathias Früh, Leiter Gesundheitspolitik und Public Affairs, bei der Präsentation des Reports aufwartete, waren eindrücklich: Die Kosten für Medikamente in der Grundversicherung haben 2023 erstmals die Marke von 9 Milliarden Franken überschritten und sind mit 22,2 Prozent mittlerweile der grösste Ausgabeposten in der Grundversicherung. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen sie um sechs Prozent oder 500 Millionen Franken. Erst danach folgen die Kostenblöcke «Arzt ambulant» (22,1%) und «Spital stationär» (18,4%). 

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Preisspirale wird weiter angeheizt

Ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht, denn neue und vor allem hochpreisige Medikamente heizen die Preisspirale weiter an. Vor allem Krebs- und Immunsystemmittel verschlingen mittlerweile ein Drittel der Medikamentenpreise - obwohl sie laut Früh lediglich 3 Prozent der Bezüge ausmachen. Was für viele Schwer- und Schwerstkranke ein Segen ist, bereitet den Krankenversicherungen hingegen immer mehr Kopfzerbrechen. Nicht ohne Grund betitelte der Gesundheitsökonom und Reportverantwortliche Manuel Elmiger seine Ausführungen mit «Die Dosis macht den Preis». 

Nur kleiner Markt für Generika 

Denn das gängige Narrativ, dass die Medikamentenpreise aufgrund von Nachahmerpräparaten tendenziell sinken, könne er nicht bestätigen. Isoliert betrachtet würden die Preise nach 9-15 Jahren, in denen nach Ablauf des Patentschutzes das erste Nachahmerpräparat auf den Markt kommt, tatsächlich sinken. Aber das Ganze habe einen Haken, denn rund zwei Drittel der ambulanten Medikamentenkosten entfallen auf Produkte ohne Nachahmerpräparate. 

Die Schweiz habe einen relativ kleinen Markt für Generika sowie Biosimilars und dort, wo es Nachahmerpräparate gibt, werden diese im Vergleich zum Ausland eher selten eingesetzt. Hinzu kommt: Der Preis für Originalpräparate hat sich seit 2010 von rund 750 Franken auf etwa 1’500 Franken verdoppelt. «Der Markt entwickelt sich im Hochpreissegment», so Elmiger. Von 28 neuen Medikamenten, die im vergangenen Jahr auf den Markt kamen, bewegten sich nur fünf unterhalb von 1’000 Franken, 14 kosteten zwischen 1’000 und 5’000 Franken. Medikamente, die zum Teil über Jahre verabreicht werden. 

Krebsmedikamente schlagen dabei besonders teuer zu Buche. Als Beispiel nannte Elmiger zielgerichtete Therapien und Immuntherapien bei Lungenkrebs. Da sich die Behandlungsschemata verändert haben, sind auch die Kosten gestiegen. Von 63 Millionen Franken im Jahr 2013 auf 146 Millionen Franken zehn Jahre später - das entspricht einem Anstieg von 169 Prozent. Also auch hier mehr als eine Verdopplung. Natürlich hält der Experte Innovationen in diesem Bereich für absolut erstrebenswert. Aber die Rechnung zahlt am Ende der Krankenversicherer.

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Mengenrabatt als mögliche Lösung

Um die Finanzierbarkeit solcher Innovationen auch weiterhin zu gewährleisten, braucht es also kostendämpfende Massnahmen. Ein Ausweg aus dem Dilemma liegt für Helsana darin, Mengenrabatte für Medikamente zu gewähren. Eine Forderung, wie sie bereits in der Vorlage «Massnahmen zur Kostendämpfung – Paket 2» des Bundesrats vorgesehen ist.

Die Gesundheitsexperten der Helsana zeigten sich am Ende der Medienkonferenz zuversichtlich, dass die Vorlage am 9. Dezember den Weg durch das Parlament schafft. Denn der Druck auf die Politik ist angesichts der explodierenden Gesundheitskosten hoch. Und irgendwann muss der gordische Knoten ja mal durchschlagen werden.