In der Versicherungswirtschaft ist der Bedarf an gut ausgebildeten Spezialisten nach wie vor sehr hoch. Daher bleiben die Beschäftigungsaussichten bei Versicherern weiterhin exzellent - entgegen dem Trend in einem konjunkurell anspruchsvollem Umfeld.
Die Konjunkturforscher der ETH Zürich (KOF) beurteilen die Lage am Schweizer Arbeitsmarkt weiterhin als genrell gut, auch wenn der KOF-Beschäftigungsindikator im dritten Quartal - ausgehend von einem hohen Niveau - leicht gesunken ist. Die Beschäftigungsaussichten in der Schweiz könnten sich demnach in den kommenden Monaten in einigen Branchen abschwächen.
«Historisch ausgeprägtes Beschäftigungswachstum»
Auffallend «sehr optimistisch» beurteilten die Versicherungen dagegen die Job-Situation in der Branche. Sie erwarten laut KOF-Analyse sogar ein «historisch ausgeprägtes Beschäftigungswachstum» in den nächsten Monaten.
Der Schweizerische Versicherungsverband SVV bestätigt die Rolle der Versicherungsbranche als eine stabile Säule der Schweizer Finanzbranche und der Wirtschaft sei. Dies zeige sich sowohl bei der Bruttowertschöpfung, welche die Hälfte des Finanzsektors ausmacht, als auch als Arbeitgeber, sagt SVV-Sprecherin Lisa Schaller auf Anfrage.
Hoher Bedarf an gut ausgebildeten Fachpersonen
In der Versicherungswirtschaft ist der Bedarf an gut ausgebildeten Spezialisten hoch. Daher trifft der Mangel an Fachkräften und sein aktueller Höchststand in der Schweiz laut Fachkräftemangel-Index 2022 die Branche besonders stark.
Viele Lücken gibt es laut SVV bei den Kundenberatenden sowie bei wissenschaftlichen und technischen Berufen. Es fehlt vor allem Nachwuchs bei IT-Spezialisten, Data Scientists oder Risk Engineers. Aber auch Profile im direkten Kundenkontakt wie Underwriter und Sales sind im ausgetrockneten Arbeitsmarkt zunehmend schwer zu finden. «Die Berufs- und Karriereperspektiven bleiben also gut», sagt Lisa Schaller.
Stellenabbau bei Banken und in anderen Branchen
Der KOF-Beschäftigungsindikator wird aus den vierteljährlichen Konjunkturumfragen der KOF berechnet. Die Auswertungen für das dritte Quartal basieren laut Mitteilung auf den Antworten von etwa 4500 Unternehmen, die im Juli zu ihren Beschäftigungsplänen und -erwartungen befragt wurden. Per Saldo beurteile noch immer eine deutliche Mehrheit der befragten Firmen den gegenwärtigen Bestand an Beschäftigten als zu tief. Es gebe entsprechend deutlich mehr Firmen, welche die Zahl an Mitarbeitenden in den nächsten drei Monaten erhöhen wollten als solche, die einen Beschäftigungsabbau planten.
Mit einem Stellenabbau in den kommenden Monaten rechnen laut KOF vor allem Firmen aus der Baubranche, dem Gastgewerbe oder dem Detailhandel. Deutlich verschlechtert hat sich auch die Job-Situation bei den Banken, im Grosshandel sowie im verarbeitenden Gewerbe aus. Diese Branchen, die auch exportorientiert seien, dürften in den kommenden Monaten die weltwirtschaftliche Abkühlung zu spüren bekommen, heisst es.