Frau Chamoulaud, was waren Ihre grössten Herausforderungen in den ersten hundert Tagen im Amt?

Der Übergang von der Rolle des Chief Marketing Officer (CMO) zur Position des CEO stellte eine signifikante, aber auch äusserst spannende Herausforderung dar. Es erforderte eine Neuorientierung und einen umfassenden Perspektivenwechsel in kürzester Zeit. Obwohl ich bereits seit bald sechs Jahren Teil von Smile bin, war es entscheidend, die Struktur und das Team mit frischem Blick zu betrachten und kennenzulernen sowie ihr Vertrauen auf andere Art zu gewinnen. Gleichzeitig war es wichtig, den reibungslosen Ablauf des Tagesgeschäfts sicherzustellen und dem Team die nötige Stabilität zu geben. Ein starkes Mindset und eine konsequente Selbstreflexion waren dabei Schlüsselfaktoren, um meine Energie gezielt einzusetzen und die Organisation erfolgreich durch diese Übergangsphase zu führen.

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Was waren Ihre Hauptziele, als Sie das Amt antraten, und wie weit sind Sie gekommen, diese zu erreichen?

Unsere Mitarbeitenden standen für mich an erster Stelle. Denn ein starkes Team und tiefes Vertrauen sind die Grundlage für alles, was man danach erreichen will. Konkret ging es um den Fokus darauf, Stabilität zu schaffen, klare Prioritäten zu setzen und sicherzustellen, dass sich die Mitarbeitenden unterstützt und gut informiert fühlen. 

«Wir stehen heute gefestigt und voller Tatendrang für die nächste Phase von Smile da.»

Joséphine Chamoulaud, CEO Smile

Darüber hinaus habe ich gemeinsam mit dem Team geschaut, wo wir bestehende Chancen nutzen können, um als Organisation gestärkt aus dieser Veränderungsphase hervorzugehen. Mit dabei waren auch organisatorische Veränderungen und neue Rollen. Aktuell befinden wir uns im neu initiierten Strategieprozess, um unsere Ambitionen und Meilensteine für die kommenden Jahre festzulegen. Ich bin äusserst stolz auf das gesamte Team und auf das, was wir bisher erreicht haben. Wir stehen heute gefestigt und voller Tatendrang für die nächste Phase von Smile da. 

Welche langfristigen Ziele haben Sie für Ihre Amtszeit, und wie planen Sie, diese zu erreichen?

Smile wird digitaler Leader der Versicherungsbranche werden, auch international. Dafür setze ich noch konsequenter auf profitables Wachstum und die digitale Exzellenz unseres Geschäftsmodells. Dies erfordert einen Fokus auf die Skalierung und Automatisierung unserer Prozesse sowie eine starke finanzielle Steuerung und eine datengetriebene Unternehmenskultur. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung von Innovationen und der konsequenten Weiterentwicklung unseres Freemium-Geschäftsmodells, das sich durch einen Service-to-Sales-Ansatz an den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden orientiert. Ich will, dass Smile weiterhin Taktgeberin gegenüber der traditionellen Versicherungsbranche bleibt. Um diese Ziele zu erreichen, setze ich klar auch auf die Investition in die Mitarbeitenden. Der Kern des Erfolgs liegt für mich darin, die besten Talente zu finden, eine inspirierende Kultur und Arbeitsumgebung zu schaffen und eine klare Vision zu vermitteln, mit der sich die Mitarbeitenden identifizieren und für die sie brennen. Das war schon immer das Erfolgsrezept von Smile, und in den letzten hundert Tagen hat sich das für mich noch deutlicher gezeigt.

Welche Massnahmen haben Sie ergriffen, um die Teamdynamik und -effizienz zu verbessern?

Ich sehe meine Rolle vor allem als Wegbereiterin – nicht nur für die Weiterentwicklung unseres digitalen Geschäftsmodells, sondern auch für die persönliche Entwicklung der Teams und der Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Daher ist es für mich von grosser Bedeutung, den Puls der Organisation zu spüren, zuzuhören und den engen Austausch mit den Mitarbeitenden zu fördern. Durch gezielte Workshops haben wir gemeinsam Verbesserungspotenziale identifiziert und mithilfe von Mitarbeitendenumfragen wie dem Employee Net Promoter Score (ENPS) fundiertes Feedback erhalten. Darüber hinaus haben wir neue Kommunikationsplattformen etabliert und die Verantwortlichkeiten so angepasst, dass Schlüsselpersonen näher an strategische Entscheidungen herangeführt werden, um die Anforderungen und Bedürfnisse zwischen allen Stufen besser abzugleichen.

«Heute dreht sich ein grosser Teil meiner Gedanken darum, wie ich die Organisation und das Team befähigen kann, unsere Ziele gemeinsam zu erreichen.»

Joséphine Chamoulaud, CEO Smile

Ich bin starke Verfechterin davon, dass mitarbeiterorientierte Führung allem Geschäftserfolg vorangeht und dass ein Fokus auf ein gewinnbringendes Zusammenspiel der Schlüssel unseres zukünftigen Erfolges ist. Deshalb wird Mitarbeitendenzentrierung zukünftig in unserer Strategie stärker verankert sein. 

Wie hat sich Ihr Alltag und Ihre persönliche Lebensweise seit dem Amtsantritt verändert?

In den ersten Monaten als CEO war sicherlich etwas weniger Schlaf angesagt und dafür mehr Kaffee und Adrenalin im Alltag. In den ersten hundert Tagen als CEO navigiert man in neuen Gewässern und lernt viel Neues, besonders über sich selbst. Heute hat sich vor allem die Konsequenz bei der Priorisierung meiner Zeit stark verändert, um meine Energie optimal einzusetzen und zu bewahren. Im Alltag habe ich meine Zeit früher damit verbracht, herauszufinden, wie ich meine Ziele erreichen kann. Heute dreht sich ein grosser Teil meiner Gedanken darum, wie ich die Organisation und das Team befähigen kann, unsere Ziele gemeinsam zu erreichen.

Welche Unterstützungssysteme haben Sie in Anspruch genommen, um mit dem Druck und den Anforderungen des Amtes umzugehen?

Intern war das Team selbst eine immense Unterstützung. Ich bin hier auch besonders dankbar für ein hervorragendes, unterstützendes Managementteam um mich herum. Jeder und jede Einzelne darin strebt danach, Smile täglich weiterzubringen, und hat mich beim Übergang zur CEO optimal unterstützt. Ausserdem hilft mir der externe Austausch mit anderen CEOs und Experten, neue Perspektiven und Weitblick zu gewinnen. Letztlich gibt mir natürlich auch mein persönliches Umfeld, besonders mein Partner, Freunde und Familie, sehr viel Energie und Kraft.

Wie sehen Sie die langfristige Entwicklung von Smile und der Versicherungsbranche?

Die Versicherungsbranche birgt enormes Potenzial, insbesondere da die grosse, technologische Disruption im Sinne des Kunden noch nicht wirklich stattgefunden hat. Viele Insurtechs haben Schwierigkeiten, sich langfristig am Markt zu etablieren, und traditionelle Versicherer sind zum grossen Teil noch in der eigenen Komplexität gefangen. Smile aber steht als ältestes Insurtech mit dreissig Jahren Erfahrung und einem agilen, digitalen Mindset hervorragend da. Unser Kerngeschäft bildet die solide, profitable Grundlage, auf der wir mittels innovativen Ansätzen die Wertschöpfungskette neu denken können und die zukünftige Generation der Versicherungen gestalten. Von Smile wird man also weiterhin viel hören, sowohl national als auch international.

Dieses Interview erschien erstmals am 16. August 2024 auf HZ Insurance.

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