Schweizer Versicherer verfügen nach wie vor über genügend starke Kapitaldecken, um ihre Verpflichtungen erfüllen zu können. Die Solvenzquoten sind jedoch im vergangenen Jahr geschrumpft. Das im Zuge der Coronakrise unsicherer gewordene Wirtschaftsumfeld sowie die anhaltenden tiefen Zinsen haben belastet.
Am Freitag haben die Zurich-Gruppe und die Helvetia nach Prüfung durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) Angaben zur Kapitalisierung gemacht. Die gute Nachricht: Beide Insitute erfüllen die von der Finma geforderte Risikofähigkeit deutlich. Allerdings sind die zum Swiss Solvency Test (SST) berechneten Quoten deutlich zurückgegangen.
Die Finma prüft einmal im Jahr die Kapitalisierung der Versicherer anhand des SST und verpflichtet die Firmen dazu, bis Ende April einen Bericht zu veröffentlichen. Die Solvenzanforderungen sind dann erfüllt, wenn das verfügbare Kapital grösser ist als das geforderte Kapital beziehungsweise das Zielkapital und die SST-Quote über 100 Prozent liegt.
Zurich, Helvetia, Swiss Life und Bâloise erfüllen Quote
Die Vorgaben der Finma erfüllen die Versicherer problemlos. Bei der Zurich liegt die SST-Quote per 1. Januar 2021 bei 182 Prozent nach 222 Prozent im Jahr zuvor, wie der Versicherer schrieb. Der Rückgang spiegle das schwächere wirtschaftliche Umfeld wider, insbesondere niedrigere Zinssätze und eine höhere Finanzmarktvolatilität, hiess es in der Begründung.
Die Helvetia wies ebenfalls am Freitag eine SST-Quote von 193 Prozent aus. Damit schmolz die Quote innerhalb eines Jahres um 42 Prozentpunkte. Auch die Helvetia begründete dies mit dem weiteren Rückgang der risikolosen Zinssätze sowie höheren Kreditspreads. Zudem habe die Übernahme des spanischen Versicherers Caser auf die Quote gedrückt.
Bereits letzte Woche hatte die Swiss Life im Rahmen der GV den Bericht zur Finanzlage publiziert und veröffentlichte darin eine SST-Quote von 197 Prozent. Damit ist sie zum Vorjahr um 7 Punkte gesunken, liegt aber über der vom Unternehmen gesetzten Zielbandbreite von 140 bis 190 Prozent. Und die Bâloise hatte die Quote Anfang März anlässlich der Bilanzmedienkonferenz auf 180 Prozent geschätzt.
Zurich verweist auf «starke» Finanzratings
Viel hängt in den SST-Berechnungen von den durch die Firmen eingegangenen Risiken sowie von Finanzmarktrisiken ab. Dabei hat sich die Risikolage seit Ausbruch der Pandemie verschärft. Die Solvenz der Helvetia-Gruppe sei aber auch nach der Caser-Übernahme und trotz der Pandemieeinflüsse robust, betonte sie. Und die Zurich hielt fest, dass die Kapitalbasis trotz Pandemie deutlich über den regulatorischen Anforderungen liege.
Dabei verwies die Zurich auch auf die nach wie vor «starken» Finanzratings für ihre wichtigste operative Einheit, die Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG. Sie wird von den Ratingagenturen S&P («AA-/Positiv»), Moody's («Aa3/Stabil») und A.M. Best («A+/Stabil») als kapitalstark eingestuft. Ähnliches gilt für Swiss Life und Bâloise die beide von S&P mit dem Gütesiegel «A+/stabil» ausgezeichnet werden. Helvetia wird mit «A/positiv» eingestuft.
(awp/gku)