Die grossen Rückversicherer setzen angesichts hoher Schäden aus Naturkatastrophen, den Folgen der Corona-Pandemie und wachsender Cyber-Risiken auch im kommenden Jahr auf steigende Preise. «In der Schaden-Rückversicherung sind weitere Ratenerhöhungen notwendig», sagte der Vorstandschef von Hannover Rück, Jean-Jacques Henchoz, am Montag. Das gelte vor allem für Naturkatastrophen-Deckungen.

Welche Preiserhöhungen die Nummer drei hinter der Münchener Rück und Swiss Re durchsetzen will, liess sie offen. Dafür sei es zu früh, die Verhandlungen mit den Erstversicherern über die Erneuerung der Verträge zum 1. Januar hätten gerade erst begonnen, sagte der für das Deutschland-Geschäft zuständige Vorstand Michael Pickel.

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Teuerstes Naturkatastrophen-Jahr in Deutschland

Normalerweise ist die Branchenkonferenz in Monte Carlo - das «Rendezvous de Septembre» der Auftakt für die Verhandlungen. Diese findet aber wegen der Corona-Pandemie zum zweiten Mal in Folge nur virtuell statt. Auch Versicherer und Rückversicherer verhandeln nun online. Die Ratingagentur Moody's rechnet mit Preiserhöhungen im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.

Dort, wo es zuletzt grosse Schäden gegeben hatte, wie bei Cyber-Angriffen und Naturkatastrophen, könnten die Steigerungsraten im nächsten Jahr sogar «leicht zweistellig» ausfallen. Auch die Münchener Rück hatte sich zuversichtlich gezeigt, weitere Preissteigerungen durchsetzen zu können.

Vor allem wegen der Flutkatastrophe im Rheinland und der Eifel sowie angrenzenden Gebieten wird 2021 in Deutschland wohl das kostspieligste Naturkatastrophen-Jahr überhaupt. Allein die Überschwemmungen durch das Tief Bernd kosten die Branche in Deutschland und Nachbarländern 7,5 Milliarden Euro oder mehr. In den vergangenen Jahren war Europa weitgehend von Naturkatastrophen verschont geblieben - nun sieht die Branche auch hier Potenzial für Preiserhöhungen. Hannover Rück spricht für Deutschland von «deutlichen Anpassungen» der Konditionen.

Milliardenschäden durch Hurrikan Ida

Dazu kommt der Hurrikan Ida, der im Golf von Mexiko nach Branchenschätzungen 25 bis 35 Milliarden Dollar versicherte Schäden verursacht hat. Dort haben die Versicherer aber - etwa bei Öl- und Gas-Plattformen auf hoher See - nach Angaben der US- Beratungsfirma RMS ihre Deckungen schon in den vergangenen Jahren gekürzt. Auch politische Risiken wie die Unruhen in Südafrika, aber auch die Lage in Lateinamerika, kämen verstärkt in den Blick, erklärte die Hannover Rück.

Aus dem Tritt bringen werde das die Talanx-Tochter in diesem Jahr aber nicht, sagte Vorstandsmitglied Sven Althoff. Hannover Rück werde zum Ende des dritten Quartals im Rahmen des Grossschaden-Budgets für das laufende Jahr liegen. Das Budget liegt für 2021 nach früheren Angaben bei 1,1 Milliarden Euro, bis Ende Juni waren davon erst 326 Millionen Euro aufgebraucht. Damit könne Hannover Rück in diesem Jahr auch sein Ziel eines Gewinns von 1,15 bis 1,25 Milliarden Euro erreichen, sagte Althoff.

(reuters/hzi/gku)