In einem Positionspapier des Branchenverbandes GDV fordern die Versicherer neben obligatorischen Hochwasser-Policen auch strikte Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten. «Ohne eine konsequente Klimafolgen-Anpassung wird unsere Gesellschaft gezwungen sein, die schlimmen Auswirkungen verheerender Unwetterereignisse immer wieder zu durchleben. Das kann nicht unser Ziel sein», betont der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. 

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Der GDV zieht damit die Konsequenzen aus der Flutkatastrophe in der Eifel und im Rheinland, wo tagelange Regenfälle im Juli gut 180 Todesopfer forderten und Tausende Wohnungen unbewohnbar machten. Bisher sind Überschwemmungen oder Erdrutsche nicht in der gewöhnlichen Wohngebäude-Versicherung enthalten, mit der sich Hauseigentümer gegen Sturm, Hagel oder Blitzschlag absichern. Weniger als die Hälfte der 17 Millionen Hausbesitzer wählt den Elementarschaden-Schutz hinzu.

Zusatzkosten für Hausbesitzer

Diese Quote soll so schnell wie möglich deutlich steigen. «Wir können es nicht hinnehmen, dass jedem zweiten Haus der Versicherungsschutz gegen Klimaschäden fehlt», sagt Asmussen. Daher soll er nicht nur automatisch in neu abgeschlossenen Policen enthalten sein, der GDV will auch bestehende Gebäude-Versicherungen entsprechend ergänzen. Nach Schätzungen von Verbraucherschützern dürfte das die meisten Hausbesitzer etwa 100 Euro im Jahr zusätzlich kosten.

Dazu brauchen die Versicherer die Unterstützung der Politik: Der Gesetzgeber müsse festlegen, dass Hausbesitzer der Änderung nicht ausdrücklich zustimmen müssen. Ein Verzicht auf die Hochwasser-Versicherung sei zwar möglich; damit verbunden wäre aber auch ein Verzicht auf staatliche Leistungen, wenn das Haus doch von einer solchen Naturkatastrophe heimgesucht wird. Wer in einem Überschwemmungsgebiet baut, soll sich gar nicht mehr gegen Hochwasser oder Flut versichern können. Bei bestehenden Häusern schlagen die Versicherer hohe Selbstbeteiligungen vor, um die Prämien nicht zu stark steigen zu lassen. Etwa jedes 200. Haus steht derzeit in stark gefährdeten Regionen, etwa an Flüssen.

Schweizer Modell als Vorbild

Die Versicherer fordern die Politik im Positionspapier auf, bei künftigen Flutkatastrophen hart zu bleiben: «Zahlungen des Staates an unversicherte Hauseigentümer, die sich hätten versichern können, sind keine volkswirtschaftlich nachhaltige Lösung.» Bei der Flutkatastrophe im Juli bleibt der Grossteil des Schadens am Staat hängen, die Versicherer stehen nach eigenen Schätzungen mit rund acht Milliarden Euro ein.

Für noch grössere Naturkatastrophen schlägt der GDV vor, dass der Staat ab einer festgelegten Summe quasi als Rückversicherer einspringt - etwa bei einem Ereignis, wie es nach heutigem Stand nicht einmal alle 200 Jahre vorkommt. Vorbild dafür wäre die Regelung in der Schweiz, sagte eine Sprecherin. (reuters/hzi/sec)