Die Brokerindustrie steht vor enormen Herausforderungen (siehe Box). Dies führt dazu, dass kleinere Broker sich mit Mitbewerbern gleicher Grösse zusammenschliessen oder von grösseren Marktkonkurrenten übernommen werden. Auch eine breitere regionale Verankerung oder der Einkauf von komplementären fachlichen Fähigkeiten können Gründe für diese Entwicklung sein. Es herrscht ein intensiver Verdrängungswettbewerb unter den Versicherungsbrokern. So weit, so gut.
Herausforderungen: Digitalisierung, Veränderung der Kundenbedürfnisse, Eintritt ausländischer und auch branchenfremder Marktkonkurrenten, verstärkte regulatorische Vorgaben, Investitionsbedarf für die IT-Infrastruktur, Verschlankung der internen Prozessabläufe, anhaltender Prämienabrieb, Diskussionen zur Brokervergütung, Umsatzrückgang infolge Corona-Pandemie, anstehende Nachfolgereglungen etc.
David gegen Goliath
Für mich ist klar, dass nur solid und breit aufgestellte, finanzstarke Brokerunternehmen sich in der Zukunft erfolgreich auf dem Schweizer Markt bewegen und die vielschichtigen Herausforderungen meistern können. Für kleinere Broker stellt die Dynamik, die Komplexität und die Vielzahl der Themenstellen eine Überforderung dar; es fehlen in aller Regel auch die erforderlichen finanziellen Mittel, um unumgängliche Entwicklungsschritte finanzieren zu können.
Autor:
Philippe Catalan, Rechtsanwalt, LL.M., CEO & Partner, Pavenstedt & Pauli AG, LinkedIn
Es fällt denn auch auf, dass bei den in den letzten Jahren bekannt gewordenen Transaktionen nahezu immer der Name einer der Top-25-Brokerfirmen der Schweiz die Schlagzeilen zierte. Die Grossen im Brokermarkt werden noch grösser, die kleineren werden unbedeutender und verschwinden allmählich von der Bildfläche. David steht hier gegen Goliath auf verlorenem Posten.
Quo vadis, Brokermarkt?
Wohin die Konsolidierungswelle noch hinführen wird, bleibt offen. Der Marktbereinigungsprozess dürfte aber meiner Ansicht nach wohl kaum abgeschlossen sein; es ist anzunehmen, dass weitere Zusammenschlüsse oder Übernahmen noch folgen werden.
Kein Unternehmen gibt freilich seine Freiheit freiwillig auf; der rasante technologische Wandel und der damit verbundene immense Investitionsbedarf, veränderte Kundenbedürfnisse und der seit Jahren anhaltende generelle Prämien- und Margenabrieb dürfte es für viele kleinere Brokerunternehmen letztlich aber unmöglich machen, eigenständig weiterzuexistieren.
Für viele kleinere Brokerunternehmen kann es in dieser Situation folglich nur noch darum gehen, sich für einen Verkauf bzw. ein partnerschaftliches Zusammengehen möglichst optimal vorzubereiten und die richtigen Bewertungsargumente bereitzuhalten.