Oftmals agieren die Medien getreu dem Motto: «Only bad news are good news». Denn schlechte Nachrichten erhöhen die Aufmerksamkeit der Medienkonsumentinnen und -konsumenten und steigern Auflagen wie Einschaltquoten. Von den berühmt-berüchtigten «Shitstorms» der Empörung in den sozialen Medien ganz zu schweigen. Es dauert in der Regel einige Jahre, sich als Unternehmen eine gute Reputation zu erarbeiten - und manchmal nur wenige Stunden oder Tage, um sie zum Beispiel durch eine unbedachte Handlung oder Äusserung zu zerstören.
Schwierige Themenlandschaft
Leider bewegen sich gerade Versicherer in einem Umfeld, in denen Katastrophen, persönliches Leid, hohe finanzielle Verluste oder schwierige politische Rahmenbedingungen zum Alltag gehören. Denn sie managen die Risiken, mit denen wir tagtäglich konfrontiert sind. Da ist es ungleich schwieriger, mit guten Geschichten in den Medien zu glänzen. Gerade Krankenversicherer kämpfen wie Don Quichotte gegen explodierende Gesundheitskosten, überhöhte Medikamentenpreise oder gesundheitspolitische Irrwege, nur um dann regelmässig aufgrund der unabwendbaren Prämienerhöhungen am medialen Pranger zu stehen.
Das zeigt auch die aktuelle Medienreputationsstudie der Swissreputation Group in Kooperation mit Pressrelations Schweiz, für die insgesamt 13 Krankenversicherer unter die Lupe genommen wurden. Dafür wurden mit Hilfe innovativer KI-Methoden reputationsrelevante Themen identifiziert sowie deren Sichtbarkeit und Tonalität erfasst und in Reputationswerte umgerechnet.
Die Gewinner der einzelnen Kategorien
Die Ergebnisse der Top 5 Krankenkassen weisen dabei wechselhafte Reputationsprofile auf: Den ersten Rang nimmt in diesem Jahr KPT ein, deren CEO Thomas Harnischberg nicht nur federführend bei der Gründung des neuen Krankenkassenverbands prio.swiss war, sondern der auch mit Aussagen wie «Nicht jedes Täli braucht ein Spitäli« viel mediale Aufmerksamkeit auf sich zog. CSS – erstmalig in den Top 5 platziert – ist top bei «Innovation» sowie «ESG & Sustainability», liegt jedoch in den Kategorien «Products & Services» und «Economic Performance» zurück. Da spielt sicherlich auch hinein, dass die Luzerner wegen abgeschmolzener Finanzreserven einen medialen Herbststurm über sich ergehen lassen mussten.
Die Medienreputation von Visana hingegen ist nach Einschätzung der Swissreputation Group sehr ausgewogen, kann in Sachen Innovation aber nicht ganz mithalten. Sanitas zeigt ebenfalls ein sehr gutes Gesamtbild, was sicherlich auch mit der Einführung des «Individuellen Prämienzusatzes» in der Krankenzusatzversicherung zu tun hat. Die fünftrangierte Atupri schliesslich muss vor allem im Bereich «Economic Performance» angesichts eines schwierigen Geschäftsverlaufs tiefe Werte verdauen. Den Bestwert bei «Economic Performance» erzielte Concordia, bei «Workplace» konnte Swica den Spitzenwert für sich verbuchen. Beide Unternehmen schafften es insgesamt jedoch nicht unter die besten fünf.
«Krankenkassen haben es im Unterschied zu den Versicherungen mit einer weitaus kritischeren Themenlandschaft zu tun: Steigende Prämien, die Kostenbelastung für die Bevölkerung, hohe Chefsaläre, Verluste bei einzelnen Kassen, Diskussionen um die Branchenverbände und auch negative Einzelfälle, bei denen medizinische Leistungen nicht bezahlt wurden, prägten das Mediengeschehen. In Summe ist das Medienbild bei den Krankenkassen klar negativer. Dazu ist die Branche medial nur rund halb so präsent wie die Versicherungen», zieht Lukas Zihlmann, Geschäftsführer der Swissreputation Group, einen Vergleich.
Eine Kuriosität am Rande: Beide Sieger des diesjährigen Rankings - Mobiliar und KPT - sind Genossenschaften und haben ihren Sitz in Bern. Das ist doch mal eine «good news».