Die Krankenkassenprämien sinken nächstes Jahr erstmals seit 2008, im Mittel um 0,2 Prozent. Je nach Kanton können die Durchschnittsprämien dabei um 1,4 Prozent ansteigen, oder aber um 2,1 Prozent tiefer ausfallen. Die Auswirkungen der Covid-Pandemie sind noch unklar.

Der Prämienrückgang «ist eine gute Nachricht für alle Familien und alle Personen, die Prämien bezahlen», sagte Bundesrat Alain Berset am Dienstag bei der Bekanntgabe der Krankenkassenprämien für das nächste Jahr vor den Medien. Insgesamt sinke die mittlere Prämienlast für Schweizer Haushalte im nächsten Jahr um mehr als 1 Prozent.

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Reserven von 12,4 Milliarden Franken

Der Rückgang erkläre sich zum einem damit, dass die Krankenkassen im Hinblick auf die geschätzten Gesundheitskosten im nächsten Jahr knapp gerechnet hätten. Die Krankenkassen würden zudem 380 Millionen Franken den Versicherten zurückbezahlen als freiwillige Reduktion ihrer Reserven von heute 12,4 Milliarden Franken.

Die 380 Millionen Franken entsprächen etwa 1,2 Prozent der durchschnittlichen Prämie, sagte der Gesundheitsminister. Zudem sinke die mittlere Prämie um 0,2 Prozent im Vergleich zu 2021. Die mittlere Prämie beläuft sich 2022 auf 315.30 Franken.

In den 14 Kantonen BE, BL, BS, FR, GE, GR, JU, NE, SZ, TI, VD, VS, ZG und ZH liegen die durchschnittlichen Anpassungen der mittleren Prämie unter oder bei null Prozent. In den zehn Kantonen AG, AI, AR, LU, NW, SG, SH, SO, TG und UR beträgt die Erhöhung zwischen null und einem Prozent. In den übrigen zwei Kantonen GL und OW liegt der Anstieg höher als ein Prozent.

«Absurd hohe Medikamentenpreise»

Die überraschende Nachricht der leicht tieferen Prämien lösten verhalten positive Reaktionen aus. Die Nachricht dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Prämien und die Gesundheitskosten immer noch zu hoch seien, lautet der Tenor. Es brauche Reformen - und die Reserven der Kassen müssten weiter abgebaut werden.

SP, Mitte, der Konsumentenschutz und der Gewerkschaftsbund werteten die tieferen Prämien als einen Lichtblick. Doch für viele Versicherte seien die Prämien immer noch eine sehr hohe finanzielle Belastung.

Die Ärztevereinigung FMH fordert eine gezielte Entlastung für einkommensschwache Haushalte. Auch die Mitte und der Konsumentenschutz verlangen, dass die Gesundheitskosten gesenkt werden. Zu denken sei etwa an die «absurd hohen Medikamentenpreise und Margen», so der Konsumentenschutz. Zudem sei fast jede dritte Behandlung unnötig. Und falsche Abrechnungen würden jedes Jahr hunderte Millionen Franken verschlingen.

Weiterer Abbau der Reserven

Auch der Bundesrat hält die 12,4 Milliarden Franken Reserven der Krankenkassen für hoch. Die Versicherten dürften erwarten, dass die Reserven weiter abgebaut würden.

Die langfristigen Kosten der Corona-Pandemie können gemäss Berset noch nicht beziffert werden. Somit sei auch unklar, welche Folgen die Pandemie auf die künftigen Prämien habe. Zur Senkung der Gesundheitskosten hat der Bundesrat zwei Massnahmenpakete vorbereitet. Eines ist zurzeit beim Parlament in Beratung. Ein zweites Paket will der Bundesrat dem Parlament Anfang 2022 vorlegen.

(sda/hzi/gku)