Der Boom der Krypto-Währungen beunruhigt die globalen Finanzaufseher zunehmend. Krypto-Vermögenswerte bilden zwar noch einen kleinen Teil des Finanzsystems. Sie könnten aber einen Punkt erreichen, an dem sie zu einer Bedrohung für die globale Finanzstabilität werden könnten, schreibt das Financial Stability Board (FSB) in einem jetzt veröffentlichten Bericht.
Die Verbindungen des Krypto-Sektors mit systemrelevanten Finanzinstituten und wichtigen Finanzmärkten sei derzeit zwar noch limitiert, wüchsen aber schnell, heisst es in dem Bericht. Auch wenn die Verbreitung und die Art der Nutzung von Land zu Land unterschiedlich sei, könnten Risiken für die Finanzstabilität «schnell eskalieren». Der FSB-Bericht empfiehlt nun, bereits jetzt vorsorglich Massnahmen auf politischer Ebene zu prüfen.
Mit Kryptocoins fürs Alter sparen?
Unterdessen hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) mit der Zulassung des ersten Kryptofonds auf schweizerischem Boden Ende September vergangenen Jahres den digitalen Währungen den Weg in die Vorsorge geebnet. Erste Vermögensverwalter ermöglichen ihren 3a-Kunden nun, 3a-Vorsorgegelder in Kryptowährungen zu investieren – zumindest einen Teil davon.
Kryptowährungen werden als neue alternative Assetklasse langsam salonfähig. Das bestätigt zum Beispiel Reto Ringger, CEO der Globalance Bank. Er zeigte sich im Gespräch mit HZ Insurance überzeugt, dass «Kryptowährungen bleiben und mit einem sehr langfristigen Horizont als Beimischung im Depot sinnvoll werden können».
Diverse Schwachstellen
Die Finanzaufseher identifizieren in ihrem Berichr allerdings eine Reihe von Schwachstellen im Kryptobereich. Solche sehen sie sowohl bei ungesicherten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether als auch bei den an offizielle Währungen gekoppelten Stablecoins wie etwa Tether (USDT) oder USD Coin (USDC). Nicht zuletzt verweisen die FSB-Ökonomen auf die immer wieder angesprochenen Probleme rund um Geldwäscherei und Cyberkriminalität.
Beunruhigend ist für die FSB-Experten auch die Vorstellung eines Ausfalls eines wichtigen Stablecoins. Dies würde das nicht nur im Krypto-Ökosystem für massive Turbulenzen sorgen. Eine «ungeordnete Liquidierung» eines Stablecoins könnte darüber hinaus auch für Unruhe auf den Geldmärkten sorgen.
Decentralised Finance-Gefahren
Gefahren und regulatorische Herausforderungen sehen die FSB-Experten zudem im 2021 schnell gewachsenen DeFi-Sektor (Decentralised Finance). DeFi-Anwendungen ermöglichen es den Benutzern auf dezentralen Plattformen Kryptowährungen oder Stablecoins zu tauschen, Gelder zu deponieren oder Kredite aufzunehmen. Ende 2021 waren Krypto-Vermögenswerte über rund 100 Milliarden Dollar in solchen DeFi-Anwendungen verwahrt.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), bei dem das FSB angesiedelt ist, hatte in den vergangenen Monaten ebenfalls wiederholt vor Gefahren im Krypto-Sektor gewarnt. Gleichzeitig arbeitet die BIZ gemeinsam mit verschiedenen Zentralbanken an «digitalen Zentralbankwährungen» (CBDC) - Projekte der Zentralbanken für eigene digitale Währungen haben in den letzten Jahren als Reaktion auf Stablecoins an Fahrt aufgenommen haben. (awp/hzi/wil/mig)