Seitdem die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) im letzten Herbst dem ersten Kryptowährungsfonds des Vermögensverwalters Crypto Finance auf Schweizer Boden die Lizenz erteilt hat und mit Finpension ein erster Anbieter die Einbindung dieses Fonds in seine 3a-Produkte offeriert, taucht immer häufiger die Frage auf, ob und inwieweit sich die neuen digitalen Währungen für die Altersvorsorge eignen. In einer ersten Vorstudie ist das Institut für Risk & Insurance der ZHAW nun der Frage nachgegangen, ob die Beimischung von Kryptowährungen auch in Vorsorge-Portfolios umsetzbar und sinnvoll ist.
Keine Akzeptanz in der zweiten Säule
Im Bereich der Beruflichen Vorsorge bewerten die Studienleiter Markus Moor und Roland Hofmann die Beimischung von Krypto-Engagements als bestenfalls sehr schwierig. «Aus Sicht des Assetmanagers ist die Anlageklasse einfach noch zu jung. Um hier verlässliche Prognosen über die Entwicklung eines Portfolios mit Kryptowährungen treffen zu können, benötigen wir Daten, die einen viel längeren Zeitraum als nur ein paar Jahre umfassen», erklärt Roland Hofmann vom Institut für Wealth und Asset Management der ZHAW.
Kryptos sind noch zu jung
Der Launch von Bitcoin, der ersten von aktuell mehr als 10’800 existierenden Kryptowährungen, erfolgte aber erst vor 13 Jahren, genauer gesagt am 9. Januar 2009. Der Erfinder dieser Digitalwährung ist bis heute unbekannt, er agierte unter dem Namen Satoshi Nakamoto und hat sich 2010 völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Die erste Transaktion, die mit Bitcoin in der realen Welt vollzogen wurde, war der Kauf von zwei Pizzas, für die am 22. Mai 2010 ganze 10’000 Bitcoins bezahlt wurden. Aus heutiger Sicht beim Stand des Bitcoin von rund 40’000 US-Dollar wären die zwei Pizzas also 400 Millionen Dollar wert. Der 22. Mai wird übrigens in der Kryptoszene weltweit als «Bitcoin Pizza Day» zelebriert.
Indirekte Anlagen sind zu teuer
Angesichts einer solchen Wertentwicklung ist es nicht verwunderlich, dass das Interesse an Kryptowährungen sehr gross ist und diese als Alternative für die Anlage von Vorsorgegeldern diskutiert werden. Doch nebst den fehlenden Datenreihen über die Wertentwicklung von Kryptowährungen gibt es für Pensionskassen noch weitere Hürden, die gegen eine Beimischung sprechen. «Einige Pensionskassen verzichten grundsätzlich auf ein Engagement in den alternativen Vermögensklassen allein schon wegen der damit verbundenen Kosten», weiss Markus Moor vom Institut für Risk & Insurance. Sind es nun Hedgefonds, Private-Equity-Vehikel oder eben der neue Kryptowährungsfonds: Bei indirekten Anlagevehikeln dieser Vermögensklasse fallen generell höhere Gebühren an. Die letztlich von den Versicherten getragen werden – und es ist fraglich, ob deren Akzeptanz diesbezüglich immer gegeben ist. Eine Alternative wäre, als institutioneller Investor selbst in den Kryptomarkt einzusteigen. Doch nebst dem häufig fehlenden Know-how fehlt für Transaktionen auf digitalen Börsen hier auch der gesetzliche Spielraum. «Der direkte Einsatz von einzelnen Kryptowährungen für Pensionskassen ist aus rechtlichen Gründen nicht zulässig», fasst Moor die Ergebnisse der Vorstudie zusammen.
Verpasste Chancen sind Opportunitätskosten
Was nicht heissen soll, dass die Studie den Kryptowährungen generell die Berechtigung als Mittel zur Altersvorsorge abspricht. Allerdings sollten sie vorwiegend in der Säule 3a, bei der Vorsorge 1e oder bei Freizügigkeitsleistungen eingesetzt werden – also überall dort, wo das Risiko der Anlage beim Versicherten selbst liegt und nicht bei der Pensionskasse respektive deren Stiftungsräten. Denn es besteht derzeit ein weiteres grosses Risiko für Sparer: das der verpassten Renditechancen. Allein Bitcoin, als nach wie vor prominenteste Digitaldevise der Welt, könnte gemäss Schätzungen von Goldman Sachs in absehbarer Frist die Marke von 100’000 Dollar knacken. Doch nicht nur Bitcoin steigt in der Gunst der Anlegenden: Das gesamte Marktvolumen der Kryptowährungen hat sich laut coinmarketcap.com innerhalb des Jahres 2021 von 774 Milliarden Dollar auf 2,25 Billionen Dollar erhöht. Laut einer Studie von crypto.com Research ist die weltweite Anzahl der Besitzerinnen von Kryptowährungen zwischen Januar und Dezember 2021 von 106 Millionen auf 295 Millionen gestiegen und bis Ende des Jahres 2022 wird ein weiterer Anstieg auf 1 Milliarde Krypto-User erwartet.