In der Schweiz sind die meisten Rentnerinnen und Rentner finanziell gut gebettet. Ein Grossteil kann sich sogar gleich viel leisten wie noch vor der Pensionierung, wie eine neue Studie der Swiss Life zeigt. Beim Thema Vorsorgereform klaffen die Meinungen auseinander.

Der Verfassungsauftrag des auf den Säulen AHV, berufliche Vorsorge und privates Alterssparen aufgebauten Vorsorgesystems der Schweiz lautet: «Sicherung der Existenz und des bisherigen Lebensstandards.». Diese Vorgabe scheint zumindest aus heutiger Sicht erfüllt, wie aus der Studie hervorgeht.

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Das Marktforschungsinstitut Link befragte im Auftrag der Swiss Life vergangenen Januar 1310 Personen im Alter von 65 bis 75 Jahren. Von ihnen leben 73 Prozent in einem Haushalt mit einer hohen finanziellen Zufriedenheit. Bei der zusätzlich befragten Gruppe der unter 65-Jährigen lag dieser Wert nur bei 58 Prozent.

Damit steht die Schweiz laut Swiss Life im internationalen Vergleich gut da: Nur in Dänemark, Norwegen und Schweden seien Personen ab 65 zufriedener, wenn es um die Finanzen geht. Auf der Gegenseite lebt ein Fünftel der Rentner hierzulande in einem Haushalt, der nach eigener Einschätzung finanziell nur schwer über die Runden kommt.

Lebensstandard blieb bisher im Alter erhalten

Das Geld, das die Rentner in der Schweiz zur Verfügung haben, reicht laut Umfrage aber zumeist gut dazu aus, um den vor der Pensionierung gepflegten Lebensstandard weiterzuführen. Zwei Drittel der Befragten können sich heute mindestens so viel leisten wie vor der Pension.

Die weniger gut betuchten Rentner sparen derweil am häufigsten beim Reisen (75 Prozent), bei Restaurantbesuchen (66 Prozent) sowie beim Kauf von Bekleidung (62 Prozent).

Hätten Pensionierte 500 Franken mehr Rente pro Monat zur Verfügung, dann würden sie dieses Geld am häufigsten fürs Reisen (50 Prozent), Geschenke machen (26 Prozent), Restaurantbesuche (19 Prozent) oder für Kultur und Hobbys (18 Prozent) ausgeben. Knapp 30 Prozent der Befragten würden den zusätzlichen Batzen auf die hohe Kante legen.

Auch Rentner sparen weiter

Es gibt mehr Pensionierte, die weiter sparen, als solche, die ihr Vermögen aufbrauchen. Mit der Pensionierung wird die AHV-Rente in den meisten Haushalten zur wichtigsten Einkommensquelle, gefolgt von den Renten der zweiten Säule. Die Leistungen der zweiten Säule haben im letzten Jahrzehnt an Bedeutung gewonnen: 2012 bezogen erst 66 Prozent der Pensionierten bis 69 bzw. 70 Jahre Gelder aus der beruflichen Vorsorge, 2019 waren es bereits 76 Prozent. 

Die Hälfte der pensionierten Steuerpflichtigen verfügt neben ihrem Renteneinkommen über Vermögenswerte von mehr als rund 300'000 Franken, wobei diese häufig an eine Immobilie gebunden sind. Doch Pensionierte verzehren diese Vermögen im Durchschnitt nicht, auch wenn die Sparquote im Rentenalter deutlich sinkt: «Nur etwa ein Fünftel der Menschen ab 65 lebt in Haushalten, die ihr Vermögen aufbrauchen. Etwas weniger als die Hälfte gibt so viel Geld aus, wie hereinkommt, und etwa ein Drittel legt weiterhin Geld auf die Seite», hält Studienautor Andreas Christen fest.

Uneinig zur Vorsorgereform

Ob auch künftige Generationen von Rentnern in der Schweiz finanziell so gut gestellt sein werden wie heutzutage, ist allerdings sehr unsicher. Die allgemein steigende Lebenserwartung, die Pensionierungswelle der Babyboomer-Jahrgänge sowie das unsichere Kapitalmarktumfeld mache dem Vorsorgesystem zu schaffen, schreibt die Swiss Life. 

Seit Jahren wird in der Politik um die als dringend erachteten Altersvorsorgereform gestritten und gefeilscht. Im Zentrum der Debatte stehen die Senkung des Umwandlungssatzes von 6,8 auf 6,0 Prozent, die Erhöhung des Rentenalters für Frauen um ein Jahr auf 65 Jahren, die Finanzierung der Renten sowie der Umfang von Kompensationszahlungen an Übergangsjahrgänge.

Laut der Befragung der Swiss Life herrscht in der Schweizer Bevölkerung zwar mehrheitlich die Meinung vor, dass das Vorsorgesystem aus finanziellen Gründen Reformen benötigt. Die Befragung zeige aber auch, dass es in der Bevölkerung keinen Konsens darüber gebe, wie die Herausforderungen in der Altersvorsorge gelöst werden sollen. (awp/hzi/mig)