Wenn das keine Good news sind. Zum ersten Mal seit 15 Jahren ist die Überschussbeteiligung gemäss Reiner Will, Geschäftsführer der Ratingagentur Assekurata, marktweit wieder gestiegen. Die laufende Verzinsung habe 2023 über alle Produktarten und Tarif-Generationen bei 2,62 (2022: 2,55) Prozent gelegen. «Dies hat historischen Charakter», sagte Will. Von 43 Versicherern, die an der Studie teilnahmen, habe keiner die laufende Verzinsung für private Rentenversicherungen zum Jahreswechsel gesenkt, 13 haben sie erhöht.

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Schweizer Lebensversicherer kämpfen mit Schreckensszenario

«Lebensversicherungen mit Sparanteil anzubieten und zu führen, war im Jahr 2021 weiterhin eine grosse Herausforderung», konstatierte die Finma in ihrem Jahresbericht 2021 über den Versicherungsmarkt. «Verpflichtungen auf der Passivseite mit langlaufenden Zinsgarantien stehen auf der Aktivseite Kapitalanlagen gegenüber, die laufend zu Tiefstrenditen erneuert werden müssen.»

Die Axa zog frühzeitig einen radikalen Schlussstrich unter das BVG-Geschäft und gab die Vollversicherung komplett auf. Jetzt liegt der frühere Branchenprimus nur noch an vierter Stelle auf dem Schweizer Lebensversicherungsmarkt. «In der beruflichen Vorsorge wurde das Prämienvolumen nach der strategischen Neuausrichtung auf teilautonome Sammelstiftungen erstmals ohne Sparbeiträge und mit um durchschnittlich 30 Prozent reduzierten Risikoprämien ausgewiesen», schrieb die Axa im Februar 2020. «In der Folge ging das Prämienvolumen erwartungsgemäss von 6,8 Milliarden Franken um 68,4 Prozent auf 2,1 Milliarden Franken zurück.» Es folgte ein bislang beispielloser Abstieg. Mit aktuell 7,6 Prozent liegt der Marktanteil der Axa jetzt nur noch knapp vor dem der fünftplatzierten Allianz (siehe Tabelle). Im Jahr 2011 flossen noch 28,4 Prozent der gesamten Marktprämie in die Winterthurer Kassen. 

Von diesem Rückzug profitierte die Swiss Life, die jetzt einsam an der Spitze der Lebensversicherer liegt. Ihr Anteil an dem stark geschrumpften Markt stieg von 25,3 Prozent im Jahr 2011 auf 40,8 Prozent. Swiss Life war nicht das einzige Unternehmen, das von dem Rückzug der Axa profitierte. Auch Helvetia und Baloise steigerten ihre Marktanteile in Lebensversicherung, währen die Zurich leicht zurückstecken musste. Um Marktanteile auszubauen, reichte es, das Prämienvolumen einigermassen stabil zu halten. Von den 32,8 Milliarden Franken an Marktprämie blieben laut Finma im Jahr 2021 nur noch 25 Milliarden Franken übrig, ein Rückgang um knapp 25 Prozent. Entsprechend mager fallen die Gewinne aus. Standen im Jahr 2011 noch 2,4 Milliarden Franken unterm Strich der Lebensversicherer, waren es 2021 nur noch knapp 1,4 Milliarden. (pgu)

Marktzins wird noch lange nicht gezahlt

Dabei spiegele sich der Zinsanstieg am Kapitalmarkt nicht im gleichen Verhältnis in den Überschussbeteiligungen nieder, sagte Will. Bis der Marktzins in den – zumeist langfristigen – Kapitalanlagen der Versicherer ankomme, dauere es viele Jahre. Zudem seien durch die Zinswende stille Lasten in den Bilanzen entstanden. Daher sei es nicht verwunderlich, wenn die Anbieter sich bei den Überschuss-Deklarationen noch zurückhielten, «wenngleich sich die langfristige Ertragsperspektive mit dem Zinsaufschwung verbessert habe», erklärte Assekurata.

Zinswende läuten Trendwende ein

Auch der Branchenverband GDV macht den Kunden Hoffnung: «Die Zinswende ist gut für die Kunden der Lebensversicherer», erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. «Der Trendwende bei den Zinsen dürfte daher auch eine Trendwende bei den Überschüssen der sicherheitsorientierten Produkte folgen.»

Versicherer lancieren Zinswettbewerb

Bei Policen gegen Einmalbeitrag, die viele Kunden als reine Kapitalanlage nutzen, hätten die Versicherer schon schneller mit Zinserhöhungen reagiert, so Assekurata. «Offenbar verfolgen die Lebensversicherer das Ziel, im Zinswettbewerb gegenüber Banken weiterhin bestehen zu können», sagt Lebensversicherungs-Experte Lars Heermann. (reuters/hzi/sec)