Am Schweizer Mietermarkt brodelt es weiter. Nachdem Anfang Juni erstmals der hypothekarische Referenzzinssatz gestiegen ist, prognostizierte der Direktor des Bundesamts für Wohnungswesen (BWO), Thomas Tschirren, bis 2026 eine weitere mögliche Mietzinserhöhung von über 15 Prozent. In den kommenden ein bis zwei Jahren sei eine dritte Erhöhung des Referenzzinssatzes möglich, sagte er in einem Interview mit Blick.

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Mit der Erhöhung des Referenzzinssatzes um ein Viertelprozentpunkt dürfen Vermieterinnen und Vermieter die Miete um drei Prozent erhöhen. «Weiter können 40 Prozent der Teuerung und allgemeinen Kostensteigerung hinzukommen», sagte Tschirren. Den nächsten und zweiten Zinsschritt erwartet er kommenden Dezember oder März.

Zurzeit belässt das BWO den Referenzzinssatz auf 1,50 Prozent, wie das Bundesamt Anfang September mitteilte. Den hypothekarischen Referenzzinssatz gibt es seit 2008. Er sank stetig und verharrte lange auf dem Tiefstand von 1,25 Prozent. Im Juni stieg er erstmals an. Daraufhin erhöhten Immobilienbesitzer auf breiter Front die Mieten.

Ansturm auf AXA-Rechtsschutz

Bereits nach dem ersten Referenzzinssatz-Erhöhung im Juni erlebte Axa erlebt einen Ansturm bei Rechtsschutz-Anfragen. Die Drähte liefen regelrecht heiss, teilte die  AXA-ARAG Rechtsschutzversicherung auf Anfrage mit. In den ersten drei Juni-Wochen seien rund 500 Anfragen zum Thema Mietzins eingetroffen. Eine derart rege Nachfrage habe die AXA-ARAG seit der Corona-Pandemie nicht mehr erlebt, sagte Rechtsdienst-Leiter Patrick Thaler. (HZ Insurance berichtete)

Versicherer sind im Immobilienbereich wegen der vergleichsweise sicheren Renditen stark investiert. Swiss Life gehört mit Immobilien im Wert von mehr als 116 Milliarden Franken zu den Grossgrundbessitzern in der Schweiz und zählt damit zu den grössten Vermieterinnen im Land. Nach der Erhöhung des Referenzzinssatzes im Juni hatte die Versicherungsgruppe eine Mietzinserhöhung bei 21'000 ihrer 38'500 Wohnungen angekündigt.

Hohe Nachfrage treibt Mietpreise

Mietwohnungen in der Schweiz werden immer teurer. Gründe dafür sind neben den höheren Zinsen und steigenden Preisen für Energie und Baumaterialien die seit Jahren rückläufige Bautätigkeit und das starke Bevölkerungswachstum.

Aus Versicherersicht sind Mieten fast 15 Jahre lang gesunken oder stabil geblieben. «Jetzt wirkt der Mechanismus angesichts höherer Zinsen und der Inflation in die andere Richtung», sagte Swiss Life-CEO Patrick Frost jüngst in einem Interview.

Mehrheitlich sollen die höheren Einnahmen den Kunden im Versicherungsgeschäft zufliessen, liess Patrick Frost im Interview mit der Schweiz am Wochenende wissen. Weniger als zehn Prozent der Mieteinnahmen fliessen nach seinen Aussagen in den Gewinn. (awp/sda/hzi/mig)