Darum geht's
  • Berichte renommierter Organisationen und Unternehmen beleuchten regelmässig die Risikolandschaft für Unternehmen 
  • Die Bewertung der Risiken beruht auf der Befragung hochkarätiger Expertinnen und Experten 
  • Handlungsempfehlungen sollen die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen stärken

Rückversicherer, Erstversicherer oder Think-Tanks machen sich jährlich aufs Neue in Reports Gedanken darüber, wo die grössten Bedrohungen für Mensch, Natur und Wirtschaft lauern. Einer der bekanntesten dieser Berichte ist der «Global Risk Report» des World Economic Forum (WEF).

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Die in Cologny bei Genf ansässige internationale Organisation für öffentlich-private Zusammenarbeit kategorisiert darin die Risiken in solche von kurzfristiger und langfristiger Natur und ergänzt dies durch zentrale Beobachtungen und Handlungsempfehlungen. Die Bewertung der Risiken basiert auf der Befragung von 1'400 Experten und Expertinnen aus der ganzen Welt, auf der Analyse globaler Wirtschaftsdaten und wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie auf der Einschätzung von Eintrittswahrscheinlichkeiten und Folgen potenzieller Schadenereignisse.

Stärkere Anfälligkeit für Kaskadeneffekte

Dem WEF-Bericht für 2024 zur Folge zählen die Verbreitung von Des- und Fehlinformationen, die Spaltung der Gesellschaft sowie zwischenstaatliche Konflikte nebst Extremwetterereignissen und wirtschaftlicher Unsicherheit zu den grössten Risiken im Zeithorizont von bis zu zwei Jahren. Auf dem langen Tisch warten Probleme, die durch die globale Erwärmung verursacht werden oder infolge von Naturkatastrophen, des Verlusts der Biodiversität und einer generellen Ressourcenknappheit auftreten und aufgrund unfreiwilliger Migration hervorgerufen werden.

Darüber hinaus warnen die Autoren des Reports davor, dass sich verschiedene dieser Krisen überlagern könnten, was offensichtlich deren Bewältigung erschweren würde. Zudem führt laut dem Report die globale Vernetzung zu einer stärkeren Anfälligkeit für Kaskadeneffekte, und auch der rasante technologische Wandel bringt – nebst vielen Chancen – erhebliche Risiken mit sich.

Keines dieser drohenden Risiken macht vor der Grenze eines Landes Halt. Daher wird im «Global Risk Report» des WEF auch die Notwendigkeit internationaler Kooperationen und einer verstärkten Zusammenarbeit zur frühzeitigen Identifikation und Adressierung von Risiken und Bewältigung dieser Herausforderungen betont.

Zudem sollten die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen gestärkt und alle relevanten Akteure in die Lösungsfindungsprozesse eingebunden werden. Wie diese Handlungsempfehlungen von den Akteuren auf der globalen politischen Bühne realisiert werden, lässt sich unter anderem bei Zusammenkünften wie der UN-Klimakonferenz in Baku oder beim G20-Gipfel in Rio de Janeiro, die beide kürzlich stattgefunden haben, beobachten.

Kleinere Firmen sind weniger resilient

Ein anderer viel beachteter Risikoreport ist das «Risk Barometer» der Allianz Commercial, dem Geschäftsbereich der Allianz-Gruppe für Firmenkunden und Spezialrisiken. Für das ebenfalls jährlich erhobene «Risk Barometer» werden jeweils mehr als 3000 Risikoexperten und -expertinnen aus 92 Ländern nach den aus ihrer Sicht aktuellen Topunternehmensrisiken befragt.

Im letzten Jahr landete die Bedrohung aus dem Cyberspace ganz oben auf der Liste: 36 Prozent aller weltweit befragten Expertinnen setzen Cyberrisiken auf Platz eins, mit deutlichem Abstand gefolgt vom Risiko einer Betriebsunterbrechung auf Platz zwei und dem Risiko von weiteren Naturkatastrophen auf Platz drei. Markant ist, dass der Klimawandel im Gesamtranking auf Platz sieben landet, aber in besonders exponierten Ländern wie Brasilien, Griechenland, Mexiko und der Türkei unter den Top-drei-Risiken rangiert.

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Auffallend an den Ergebnissen der Allianz-Studie ist ausserdem, dass die Sorgen der Unternehmen aller Grössen weitgehend gleich gelagert sind, aber deren Fähigkeit zur Absorption eingetretener Schäden deutlich mit der Unternehmensgrösse variiert. «Trotz identischer Risikowahrnehmung vergrössert sich der Abstand zwischen grossen und kleinen Unternehmen in Hinblick auf ihre Resilienz», schlussfolgern die Studienleiter daraus.

Der Grund dafür ist naheliegend: Grosse Unternehmen haben spätestens seit der Corona-Pandemie ein erhöhtes Risikobewusstsein entwickelt und entsprechende Massnahmen zur Steigerung der Resilienz ihrer Organisation entwickelt. Dagegen haben kleinere Firmen häufig weder die Zeit noch die notwendigen Ressourcen, um noch mehr Risikoszenarien zu entwickeln und sich effektiv auf deren mögliches Eintreten vorzubereiten. Dies hat gemäss der Allianz-Studie zur Folge, dass es bei kleinen Firmen länger dauert, bis die Geschäfte nach einem unerwarteten Vorfall wieder reibungslos laufen.

 

Dieser Beitrag ist Teil des am 28. November 2024 erschienenen HZ-Insurance-Print-Specials «Riskmanagement».