CAT Bonds werden seit gut 25 Jahren als Instrument genutzt, mit dem Erst- und Rückversicherer einen Teil ihrer übernommenen Risiken direkt an den Kapitalmarkt transferieren und so ihre Bilanz entlasten können. Investoren in CAT Bonds übernehmen mit Ihren Investitionen faktisch die Rolle eines weiteren Rückversicherers und stellen zusätzliche Rückversicherungskapazität zur Verfügung. Der CAT Bond Anleger profitiert von der Tatsache, dass die übernommenen Spitzenrisiken der Versicherer hohe Eigenkapitalunterlegungen erfordern und daher verstärkt an den Kapitalmarkt abgegeben werden und von den entsprechend hohen Prämieneinnahmen.
Gastbeitrag von Dirk Schmelzer, Partner und Senior Portfoliomanager bei Plenum Investments.
Im Bereich der Naturkatastrophen (HZ Insurance berichtete: Die Top 10 Schadensereignisse 2022) sind diese vor allem die USA betreffende Ereignisse und hier insbesondere schwere Stürme und starke Erdbeben (HZ Insurance berichtete: Das waren die teuersten Erdbeben für Versicherer), die das grösste Schadenspotential aufweisen und daher bevorzugt über CAT Bonds an den Kapitalmarkt transferiert werden.
Dieser Umstand ist deshalb wichtig, da es in den Jahren 2006 bis 2016 zu keinem relevanten Schadensereignis im CAT-Bond-Markt aufgrund eines starken Hurrikans oder Erdbebens in den USA kam. Andere Katastrophenereignisse wie das Tohoku Erdbeben in Japan im Jahr 2011 oder zerstörerische Tornados in den USA im gleichen Jahr, hatten nur geringe Auswirkungen auf CAT-Bond-Investments. Gleichzeitig waren die Jahre von 2010 an auch von stark rückläufigen Risikoaufschlägen auf sämtlichen anderen traditionellen wie auch alternativen Anlageklassen gekennzeichnet. Investoren standen unter grossem Druck, neue und attraktive Renditequellen zu erschliessen.
Das Jahr 2017 brach diese Phase schadensfreier Jahre in den USA mit den Hurrikanen Harvey, Maria und Irma «HIM». Obwohl ein Grossteil der Schäden der letzten drei Jahre nicht vom CAT-Bond-Markt getragen wurde, war es für CAT-Bond-Investoren trotzdem ein schwieriges Marktumfeld. Einerseits sorgte jedes Ereignis für ein steigendes Risikoprämienumfeld, da die finanzielle Schadenslast zu einer Verknappung des Risikokapitals führte, andererseits sorgte der Prämienanstieg für fallende Kurse am CAT-Bond-Markt.
Nicht nur die Risikoprämien bei CAT Bonds sind attraktiv wie selten zuvor
Die kumulierten Effekte der vergangenen Jahre sorgen dafür, dass wir uns heute auf einem Risikoprämienniveau bewegen, welches in der über 20-jährigen Geschichte des CAT-Bond-Marktes noch nie zuvor erreicht wurde. Doch nicht nur die reine Risikoentschädigung hat sich zu Gunsten von Investoren verschoben. Auch strukturell kam es zu Anpassungen bei CAT Bonds, um diese möglichst attraktiv zu machen.
Die zunehmende Frequenz von Schadensereignissen und die Folgen des Klimawandels bereiten viele Investoren Sorgen. Über höhere Selbstbehalte, klarerer Definitionen der versicherten Ereignisse und die Vermeidung von Deckungen, die über eine Jahresperiode Versicherungsschäden aggregieren, wurde diesen Bedenken Rechnung getragen. Diese Anpassungen sorgen dafür, dass so strukturierte CAT Bonds seltener von so genannten Sekundärgefahren, d.h. Ereignissen, die mit höherer Frequenz auftreten und kleinere Schäden verursachen wie beispielsweise Gewitter und Tornadoereignisse, Waldbrände aber auch Winterstürme oder Frostereignisse getroffen werden. Dies reduziert auch die Unsicherheit bei der Schadensmodellierung dieser Risiken, welche wiederum die Basis für die von CAT-Bond-Investoren geforderte Risikoentschädigung bildet.
CAT-Bond-Investments bieten Anlegern einen liquiden, transparenten und hoch regulierten Zugang, um von den attraktiven Konditionen am Rückerversicherungsmarkt zu profitieren, die noch nie so hoch waren wie heute.
Die Vielzahl der Schadensereignisse der letzten fünf Jahre hat aber auch deutlich gemacht, dass CAT Bonds, selbst wenn sie aufgrund einer Naturkatastrophe ausfallgefährdet sind, bewertbar und auch handelbar bleiben. Damit unterscheiden sie sich grundlegend von den nicht-handelbaren, bilateralen Risikotransferinstrumenten, die aufgrund von «trapped collateral», d.h. blockiertem Besicherungskapital, welches nicht für die Wiederanlage eingesetzt werden konnte und Bewertungsrisiken, welche zur Auslagerung von betroffenen Positionen in so genannte «side pockets» geführt hat, Investoren zu operationellen Risiken exponieren haben. Die strukturellen Anpassungen und grundsätzlichen Vorteile von CAT Bonds haben eine Verschiebung der Investorenpräferenz innerhalb der Allokation zu versicherungsabhängigen Investments ausgelöst.
Gemäss Zahlen aus dem «ILS Annual Report» des Versicherungsbrokers Aon sind CAT Bonds als einziges Subsegment im «insurance linked securities» Markt in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gewachsen und konnten ihren Anteil am gesamthaft ausstehenden Risikokapital von 30 Prozent auf 37 Prozent ausbauen. Das Wachstum des CAT-Bond-Marktes könnte sich zukünftig weiter beschleunigen, indem man diese als Instrument nutzt, um auch andere Risiken als Naturgefahren an den Kapitalmarkt zu transferieren. Die erfolgreiche Platzierung des ersten Cyberrisiko CAT Bonds im Januar dieses Jahres demonstriert, neben anderen Beispielen in der Vergangenheit, die weiteren Möglichkeiten, die CAT Bonds bieten. Ein breiteres Angebot an Risiken würde CAT-Bond-Investoren bessere Diversifikationsmöglichkeiten aber auch Spezialisierung in spezifischen Risikosegmenten ermöglichen und damit generell zu einer weiteren Verbreitung dieser Anlageklassen beitragen.
CAT Bonds etablieren sich als diversifizierender Baustein in der Asset Allokation
Angezogen von den derzeit rekordhohen Prämien ist festzustellen, dass mehr und mehr Investoren CAT-Bond-Investments wieder thematisieren, was sich im neuen Rekord der CAT-Bond-Fondsvolumen widerspiegelt. Neben der reinen Risikokompensation schätzen Anleger den hoch-diversifizierenden Effekt von CAT-Bond-Beimischungen in ihren Portfolios.
Während der Marktverwerfungen als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine oder des COVID-Ausbruchs haben CAT Bonds wie auch bei anderen Finanzmarktereignissen der Vergangenheit wie der Finanzkrise von 2008 oder dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 wieder einmal eindrücklich ihre stabil niedrige Korrelation unter Beweis gestellt. Folglich sind CAT Bonds gerade in Phasen mit hohen konjunkturellen oder geopolitischen Risiken ein wirkungsvolles Investment zur Stabilisierung von Portfolios und sind entsprechend hoch in der Gunst der Anleger angesiedelt.
Darüber hinaus stärkt Versicherung die Resilienz einer Gesellschaft gegen Katastrophenereignisse und ermöglicht den zügigen Wiederaufbau nach einer Naturkatastrophe, weshalb CAT Bonds auch bei nachhaltig investierenden Anlegern auf Interesse stossen. Dass der Diversifikationsbreitrag im heutigen Marktumfeld nicht mit Renditeverzicht erkauft werden muss, sondern mit einer hochattraktiven Risikoprämie einhergeht, sorgt ebenso für zunehmendes Interesse an dieser Anlageklassen und dürfte dazu führen, dass sich CAT Bonds immer mehr als smarter Baustein einer strategischen Asset Allokation etablieren.