Wir erinnern uns: blockierte Check-in-Schalter an Flughäfen, gestrichene Flüge, lahmgelegte Bezahldienste und Kassen, Funkstille bei Handys. Viele Dienstleister, die auf die Sicherheitsdienste der Firma Crowdstrike gesetzt hatten, wurden am 19. Juli 2024 im Nullkommanichts ausser Gefecht gesetzt. Ein globales Desaster, ohne Frage. Aber immerhin kein globaler Hackerangriff. Wobei der Schaden ähnlich gross sein dürfte und die Assekuranz dadurch ebenso empfindlich gebeutelt wird.

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Am zweiten Cyber-Symposium der Helvetia Versicherung im Berner Casino vom 21. August 2024 wurde den Anwesenden in Erinnerung gerufen, wie vulnerabel unsere moderne Gesellschaft ist und weshalb die Notwendigkeit besteht, in die Resilienz zu investieren. Die Gefahren durch Cyberangriffe sind weltweit stark angestiegen, nicht zuletzt wegen der künstlichen Intelligenz. Das dürfte früher oder später auch die Schweiz tangieren, so das Fazit. Konkret: Die Zunahme der Cyberangriffe kletterte 2023 gegenüber dem Vorjahr um 61 Prozent nach oben.

Wie gross die Gefahr eines solchen systemischen Cyberangriffes hierzulande tatsächlich ist, hat der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) unlängst mit dem Risikobewerter Moody’s RMS errechnet. Es sei davon auszugehen, dass pro Jahr in der Schweiz eine 1-prozentige Chance für ein Cyberereignis besteht, das mit einem volkswirtschaftlichen Gesamtschaden von über 2,5 Milliarden Franken einhergeht. Auf den ersten Blick scheint das doch eher gering, verglichen mit anderen Grossrisiken wie etwa einer Pandemie oder einem überregionalen Stromausfall.

Doch so einfach ist es nicht: Systemische Attacken von kriminellen oder politischen Akteuren auf kritische Infrastrukturen stellen laut dem Think-Tank The Geneva Association ein erhebliches Risiko dar. Berücksichtige man die vorhandenen Versicherungslücken, so würde sich das weltweite Nettoverlustpotenzial als gigantisch entpuppen. Bei gezielten Attacken auf kritische Infrastrukturen, etwa die Stromversorgung, könnten die Folgeschäden gar über 1000 Milliarden Dollar betragen. Das tönt dann schon etwas dramatischer.

Man mag denn auch Verständnis für die Worte von Helvetia-Schweiz-Chef Martin Jara aufbringen, wenn er feststellt, dass die Marktdurchdringung trotz ausgewogenen Versicherungsangeboten für Unternehmen und Private sowie Investitionen in die Erhöhung der Resilienz lediglich überschaubar sei. In anderen Worten: Die Branche ist bemüht, Lösungen zum Schutz vor Cyberattacken bereitzustellen, doch der Markt goutiert das bisher verfügbare Angebot offenbar zu wenig. 

Da verwundert es wenig, dass Rufe nach Public-Private Partnerships (PPP) lauter werden. Für den Think-Tank The Geneva Association ist es indiskutabel, dass es zum Schutz kritischer Infrastruktur Kooperationen zwischen Assekuranz und Staat braucht. Gerade die Covid-Pandemie habe gezeigt, dass internationale Risikoszenarien und deren Kosten nur unter Einbezug möglichst vieler staatlicher und wissenschaftlicher Institutionen und Organisationen und durch innovative Ansätze gemeistert werden können. Eine klare Ansage an die Politik.

Darüber, wie die Branche das Problem vorhandener Versicherungslücken bei Privaten und Unternehmen lösen möchte, ist noch wenig bekannt. Es braucht Investitionen in innovative Produkte und Partnerschaften. Mit Sensibilisierungsmassnahmen und Prävention allein erschliesst man noch keinen Markt. 

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