Munich Re ist laut Analyse von JP Morgan Asset Management am besten positioniert, um mit der saisonalen Unterperformance umzugehen, die europäische Rückversicherer während der atlantischen Hurrikansaison typischerweise erleben. Rückversicherer verzeichnen in der Regel während der atlantischen Hurrikansaison, die zwischen Juni und Ende November stattfindet, schwache Aktienkurse. Für den Sommer 2022 prognostizierte die US-Wetterbehörde ein Jahr mit besonders schlimmen Stürmen.
Munich Re und Swiss Re haben laut JP Morgan Asset Management in der Regel den grössten Anteil an Hurrikanschäden unter den europäischen Rückversicherern. Die Münchener Rück und die Swiss Re haben in der Vergangenheit mit 4 Prozent bzw. 3 Prozent den höchsten Anteil an Schäden aus grossen Hurrikanereignissen erlitten. Es folgen die Hannover Rück mit 1 Prozent und Scor mit 0,5 Prozent.
Scor ist nach eigenen Einschätzung am wenigsten auf die für die USA typische Hurrikansaison vorbereitet, da der Ausblick von S&P kürzlich auf negativ revidiert wurde. Das könnte die Kapitalerträge beeinträchtigen und die Annahmen für Naturkatastrophen weniger zuverlässig machen.
In der Einschätzung von JP Morgan heisst es: «Angesichts der Erfolgsbilanz von Munich Re bleiben wir mit Blick auf die Hurrikansaison zuversichtlich. Die Münchener Rück hat in den vergangenen Jahren sowohl ihre Ertragsziele als auch ihre Dividendenausschüttungen stets erfüllt.» In Jahren mit hohen Hurrikanschäden habe Munich Re alle Jahresziele erreicht, mit Ausnahme der Jahre 2008 (Finanzkrise) und 2017, in denen die Katastrophenschäden weit über 100 Milliarden US-Dollar lagen. Die Erfolgsbilanz gelte auch für erreichte Ertragsziele in Jahren mit schweren Hurrikanen wie Katrina (2005, ROE-Ziel erreicht), Sandy (2012) und Ida (2021).»
Weiteres überdurchschnittliches Hurrikan-Jahr erwartet
Vorhersagen prognostizieren auch für dieses Jahr eine «weitere überdurchschnittlich aktive Hurrikansaison» aus. Die Katastrophenrisiko-Experten von Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) und Allianz Re gehen in ihrem aktuellen Hurrikan-Ausblick davon aus, dass die diesjährige Sturmsaison voraussichtlich über dem Durchschnitt der Jahre 1991-2020 liegen wird.
Im dritten Jahr in Folge werde die Hauptphase der Sturmsaison im Spätsommer wahrscheinlich durch klimatische Bedingungen gekennzeichnet sein, die für die Sturmbildung über dem Nordatlantik günstig sind, schreibt Munich Re in ihrem Hurricane Outlook 2022. Basierend auf einer Analyse der aktuellen Klimabedingungen und Schätzungen führender Forschungsinstitute erwartet Munich Re im Laufe der Saison 2022 bis zu 18 benannte Wirbelstürme im tropischen Nordatlantik. Auch an der Süd- und Ostküste der USA werden in diesem Jahr überdurchschnittlich starke Wirbelstürme erwartet, wobei das Risiko im Juli, August und September am grössten gilt.
Untermauert werden diese Einschätzungen von Analysen zu La-Niña-Phänomenen mit einer überdurchschnittlich warmen Meeresoberflächentemperatur im Atlantikbecken, die günstige Bedingungen für die Entstehung von Hurrikanen schaffen. Die letzte derartige Reihe von Jahren mit solchen La-Niña-Bedingungen gab es in den Jahren 1998-2000.
La Niña ist die kalte Schwester von El Niño und Teil regelmässig wiederkehrender Veränderungen von Meeresströmungen und atmosphärischen Bedingungen im pazifischen Raum. In der Zeit von La Niña dominieren vor der südamerikanischen Küste und entlang des Äquators bis weit nach Westen Richtung Indonesien kalte Wassermassen, während vor Australien überdurchschnittlich warmes Wasser vorherrscht.