Trotz allem zeigte sich Vorstandschef Joachim Wenning am Dienstag überzeugt, dass der Dax-Konzern im laufenden Jahr wie geplant einen Gewinn von 2,8 Milliarden Euro einfährt. Allerdings belasten die pandemiebedingten Todesfälle in den USA sowie in Indien und Südafrika den Konzern 2021 wohl doppelt so stark wie bisher gedacht. Und die Flutkatastrophe in Deutschland und den Nachbarländern im Juli könnte bei dem Münchner Konzern mit rund einer halben Milliarde Euro zu Buche schlagen.
Am Finanzmarkt sorgten die Nachrichten zunächst für wenig Bewegung. Zum Handelsauftakt gewann die Munich-Re-Aktie 0,4 Prozent. Seit dem Jahreswechsel hatte sie rund zweieinhalb Prozent an Wert eingebüsst. Damit ist ihr Kurs von dem Langzeithoch von 284,20 Euro, das er kurz vor dem Corona-Crash im Februar 2020 erreicht hatte, weiter ein gutes Stück entfernt.
Wie bereits seit Juli bekannt, verdiente die Munich Re im zweiten Quartal unter dem Strich 1,1 Milliarden Euro und damit rund 91 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Da hatten hohe Schadenrückstellungen infolge der Corona-Krise das Ergebnis stark nach unten gezogen.
Allerdings schlägt die Pandemie bei dem Rückversicherer weiterhin teuer zu Buche: Wegen der coronabedingten Todesfälle vor allem in den USA sowie Südafrika und Indien rechnet der Vorstand 2021 jetzt mit einer Belastung von 400 Millionen Euro - doppelt so viel wie bisher gedacht.
Allein im zweiten Quartal verbuchte der Rückversicherer in der Leben- und Kranken-Rückversicherung aus diesem Grund eine Belastung von 140 Millionen Euro. In der Schaden- und Unfall-Rückversicherung lagen die coronabedingten Schäden mit 101 Millionen Euro hingegen nur rund ein Sechstel so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Die Belastung durch Grossschäden aus Naturkatastrophen nahm um gut ein Fünftel auf 203 Millionen Euro zu.
Im dritten Quartal dürfte diese Summe deutlich höher ausfallen. Grund sind die verheerenden Hochwasserschäden, die das Tiefdruckgebiet "Bernd" mit lang anhaltendem Starkregen in Deutschland und Nachbarländern wie Belgien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz angerichtet hat.
Bei der Munich Re und ihrer Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo dürfte die Flutkatastrophe mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag zu Buche schlagen, hiess es. Präzise Aussagen seien noch nicht möglich. Der deutsche Versichererverband GDV schätzt die versicherten Schäden allein in Deutschland auf 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro.
Unterdessen wird Rückversicherungsschutz für Erstversicherer wie Allianz und Generali weiterhin teurer. Bei der Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft im Juli konnte die Munich Re nach eigenen Angaben risikobereinigt im Schnitt rund zwei Prozent höhere Preise durchsetzen. In diesem Zuge baute sie ihr Geschäftsvolumen sogar um 11,1 Prozent aus. Dabei wurden vor allem Verträge in Nord- und Südamerika, Australien sowie mit globalen Kunden erneuert.
Angesichts des Geschäftsausbaus setzte der Vorstand seine Prognose für die Prämieneinnahmen in diesem Jahr ein weiteres Mal nach oben. Er rechnet konzernweit jetzt mit Einnahmen von 58 Milliarden Euro. Bereits im Mai hatte er das Ziel auf 57 Milliarden erhöht.
Für die grosse Erneuerungsrunde zum nächsten Jahreswechsel rechnet die Munich Re in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung mit einem weiteren Dreh an der Preisschraube. Angesichts der derzeitigen Schadenlast etwa durch die jüngsten Extremwetterereignisse in Amerika und Europa dürfte sich das Marktumfeld für Rückversicherer weiter verbessern, hiess es. (awp/hzi/kbo)