Die Ökonomen des Swiss Re Institutes sind besorgt: Der fiskale und monetäre Spielraum der Staaten hat sich durch die bereits ergriffenen Massnahmen und Konjunkturprogramme deutlich verringert. Die Widerstandsfähigkeit hat laut den Daten des "Macroeconomic Resilience Index" um rund 20 Prozent abgenommen.
In einer ersten Schätzung für 2020 geht das Swiss Re Institut für den weltweiten Widerstandsfähigkeits-Index von einem Wert von 0,50 aus, nach 0,62 im Vorjahr. Bereits dieser Wert zu Beginn der Covid-19-Krise habe unter demjenigen zu Beginn der Finanzkrise 2009 gelegen, wie es in der am 26. August 20 veröffentlichten Sigma-Studie heisst.
In der Studie werden Daten zur Widerstandsfähigkeit von weltweit 31 Ländern zusammengetragen. Am härtesten dürften von der Krise Grossbritannien, Japan und die USA getroffen worden sein. Diese Länder liegen in dem von der Studie erstellten Ranking jedoch noch klar über den meisten anderen europäischen Ländern.
An der Spitze der Bewertung stehen die Schweiz, Kanada und Finnland, die sich auch in der Krise stabiler gezeigt hätten. Diese letztgenannten drei Länder seien durch ihre wirtschaftliche Stärke auch am besten gefeit, um mit künftigen Krisen umzugehen. Am Ende des Ranking liegen Griechenland, Italien, Ungarn und Portugal.
Von den 31 Staaten sind gemäss der Studie derzeit 23 in einer schlechteren Verfassung als bei der Vorjahres-Studie. Bei sechs Ländern wird die Widerstandsfähigkeit als gleich bewertet und nur bei zweien (Mexiko und Ungarn) wurde eine Verbesserung gemessen.
"Die von den Staaten getroffenen monetären und fiskalen Massnahmen als Reaktion auf Covid-19 waren entscheidend, um die wirtschaftlichen Folgen der staatlich verordneten Lockdowns abzufedern", wird Jerome Jean Haegeli, Chef-Ökonom der Swiss Re Group zitiert. Als Folge einer Ausgabenpolitik, die fast an Kriegszeiten erinnere, werde jedoch der Bewegungsspielraum für künftige Massnahmen deutlich eingeschränkt.
Versicherungslücke weltweit steigt
Bei der Absicherung gegen die drei grössten Risiken Tod, Gesundheitskosten und Naturkatastrophen sieht die Swiss Re-Studie eine wachsende Versicherungslücke. Diese ist den Berechnungen zufolge auf den Rekordwert von 1'240 Milliarden US-Dollar gestiegen (VJ 1'200 Mrd). So sei etwa in Asien, und hier insbesondere in China, die Lücke bei den Lebensversicherungen durch die steigende Verschuldung der Privathaushalte deutlich gewachsen. Stabil habe sich die Lücke bei den Gesundheitskosten gezeigt und bei den Naturkatastrophen sei die Absicherung am geringsten.
Swiss Re sieht in der Absicherungslücke eine grosse Chance für die Versicherungswirtschaft, um ihrer Rolle als "Risiko-Stossdämpfer" gerecht zu werden, wie es weiter heisst.
(awp/hzi/kbo)