On-Demand-Versicherungen als innovatives Geschäftsmodell finden in verschiedenen Bereichen der Assekuranz Anwendung. Vor allem auch im Motorfahrzeug-Bereich zeichnen sich On-Demand-Versicherungen durch flexible Laufzeiten sowie eine digitale Bereitstellung von dynamischen Prämien mit nutzungsabhängigen Raten aus.
Die Autoren:
Jannis Hefti hat seinen Bachelor in BWL an der HSG abgeschlossen. Die Kernergebnisse der hier dargestellten empirischen Studie sind im Rahmen der Bachelorarbeit des Autors entstanden.
Prof. Dr. Peter Maas lehrt und forscht an der Universität St. Gallen und nimmt verschiedene Verwaltungsratsmandate bei Insurtechs und einer Familienstiftung wahr.
Die Basis von On-Demand-Versicherungen im Motorfahrzeugbereich bietet einen kilometerbasierten Versicherungsschutz, bei dem ein Motorfahrzeughalter nur so viel bezahlt, wie er oder sie tatsächlich auch mit dem Auto fährt. Darauf aufbauend kann das Fahrverhalten des Versicherungsnehmers getrackt und die Prämie entsprechend angepasst werden. Die Aktivierung und Deaktivierung können dabei automatisch über ein im Fahrzeug vorinstalliertes Gerät oder manuell über eine mobile Applikation erfolgen.
Für eine erfolgreiche Digitalisierung bedarf es eines guten Verständnisses der Kundenbedürfnisse.
Ob sich On-Demand-Versicherungen auf dem Markt durchsetzen können, hängt unter anderem von der kundenseitigen Akzeptanz ab. Im Rahmen einer aktuellen Studie an der Universität St. Gallen wurden die verschiedenen Einflussfaktoren der Kundenakzeptanz von On-Demand-Versicherungen empirisch untersucht. Für Versicherungsanbieter gilt es, diese Einflussfaktoren zu verstehen, um Kundinnen und Kunden für sich zu gewinnen und zu halten.
Folgende Anbieter werden in der Arbeit erwähnt:
Metromile: kilometerbasierte On-Demand Versicherung aus San Francisco
ByMiles: kilometerbasierte On-Demand Versicherung aus der UK
Zurich Myway: kilometerbasierte On-Demand Versicherung der Zurich Versicherung
FRI:DAY: kilometerbasierte On-Demand Versicherung aus Berlin
Veygo: On-Demand Kurzzeitversicherungen aus der UK
Dayinsure: On-Demand Kurzzeitversicherungen aus der UK
Nutzen von On-Demand klar hervorheben und kommunizieren
Der Nutzen von On-Demand-Versicherungen beziehungsweise vom Geschäftsmodell muss klar ausgestaltet und kommuniziert werden. Denn rund 75,6 Prozent der innerhalb der Studie befragten Personen fänden eine On-Demand-Versicherung in Motorfahrzeug-Bereich nützlich und vorteilhaft. Bei On-Demand-Versicherungen im Mfz-Bereich liegen diese Vorteile vor allem in der flexiblen, sofortigen Deckung des Motorfahrzeugs sowie den tieferen Prämien im Vergleich zu einer Versicherung auf Jahresbasis. Nutzende bezahlen nur so viel, wie sie auch fahren. On-Demand-Versicherungen ermöglichen es beispielsweise Niedrigfrequenz-Autofahrern, Versicherungen nur für die Dauer und in dem Umfang in Anspruch zu nehmen, wie sie tatsächlich benötigen. Auf diese Weise können sie ihre Versicherungskosten besser an ihren tatsächlichen Bedarf anpassen und somit Geld sparen.
Positive Assoziation in der Gesellschaft fördern
Die Ergebnisse der Studie zeigen weiter, dass der soziale Einfluss, also die Meinung des sozialen Umfeldes über On-Demand-Versicherungen, als weiterer Treiber der Akzeptanz wirkt. Daher müssen sich Anbieter von On-Demand-Versicherungen bewusst sein, dass die Wahrnehmung ihres Geschäftsmodells innerhalb der Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt. Dies erfordert eine öffentliche Präsenz sowie die Interaktion mit dem Markt und den entsprechenden Stakeholdern.
Vertrauen schaffen und Risiko minimieren
Einen weiteren Treiber der Akzeptanz bildet das wahrgenommene Vertrauen in die On-Demand Versicherung. Gerade der reibungslose Ablauf der Deckung stellt einen wichtigen Faktor dar. Rund 65,7 Prozent der Befragten vertrauen darauf, dass die Technologie, sprich die Aktivierung und Deaktivierung des Versicherungsschutzes, wirklich funktioniert.
Oftmals hängt das Vertrauen in On-Demand-Versicherungen auch eng mit dem wahrgenommenen Risiko zusammen.
So erkennen Kundinnen und Kunden vor allem finanzielle Risiken bei der Nutzung von On-Demand-Versicherungen. Die Studie zeigte, dass sich ein Drittel der Befragten unsicher ist, ob sie mit der Nutzung einer On-Demand-Versicherung finanziell tatsächlich besser oder zumindest gleich gut gestellt werden. Beide Risiken sollten vom Versicherer direkt adressiert werden. Eine Möglichkeit von kleineren On-Demand-Anbietern wäre es, mit grossen Versicherern zusammenzuarbeiten. Dadurch kann ein etablierter Versicherer und dessen Image auf das noch eher unbekannte On-Demand-Geschäftsmodell transferiert und das wahrgenommene Risiko verringert werden.
Digital Natives als Kundengruppe
In der Studie konnte zudem festgestellt werden, dass das eigene Wissen über On-Demand-Versicherungen einen positiven Einfluss auf die Akzeptanz hat. Je mehr sich ein potenzieller Kunde, eine potenzielle Kundin mit dem Geschäftsmodell auseinandersetzt, desto eher wird er oder sie On-Demand-Versicherungen akzeptieren und auch nutzen. Informationskampagnen können dazu beitragen, dass Wissen an die Nutzenden vermittelt wird. Zudem erscheint es sinnvoll, die Digital Natives mit On-Demand-Geschäftsmodellen anzusprechen, da sich diese mit innovativen Geschäftsmodellen schneller zurechtfinden.