Der Zugriff auf Nachrichten gestaltet sich mit den elektronischen Medien immer einfacher. Verständlich deshalb, wenn die Mitarbeitenden heute mehr Informationen über die finanzielle Lage ihrer Pensionskasse und möglichst genaue Auskünfte zu den Leistungen im Alter wünschen. Umfragen zeigen, dass bei der beruflichen Vorsorge leicht verständliche Unterlagen und eine gute Kommunikation in der Wichtigkeitsskala ganz oben stehen. Hier hat sich auch schon einiges getan: «In den letzten Jahren gab es bei den Pensionskassen viel mehr Fokus auf Kommunikation gegenüber ihren Destinatären als vorher», sagt Balint Keseru, Head of Retirement bei der Beratungsfirma Aon Schweiz. Trotzdem gebe es noch Spielraum für Verbesserungen.
Zwar wird die zweite Säule von vielen Menschen als wichtig erkannt, aber die Komplexität zu erklären, ist durchaus herausfordernd. Für Roland Lüthold, Geschäftsführer von firmeneigenen Pensionskassen bei Kessler Vorsorge, müssen die Vorsorgeeinrichtungen «technisch komplexe Themen noch besser in einfacher Sprache übermitteln, damit sie von den Versicherten auch wirklich verstanden werden.»
Informationsbedürfnis wechselt
Fortschrittliche Pensionskassen geben möglichst viele Informationen in einem schnellen Rhythmus heraus. Auch wenn eine Vorsorgeeinrichtung mit einer solchen Kommunikationsstrategie nicht alle Versicherten erreicht, schafft sie damit ganz klar mehr Vertrauen. Und wichtig sind diese Informationen allemal. Für die meisten Erwerbstätigen befindet sich der grösste Teil des eigenen Vermögens in der Pensionskasse. Da interessiert es natürlich, wie ein veränderter Umwandlungssatz die künftige Rente beeinflusst oder wie das Altersguthaben verzinst wird.
Aon-Experte Keseru differenziert bei den Informationen je nach Lebensphase. Für jüngere Versicherte sind vor allem die Spargutschriften sowie die Verzinsung wichtig. Bei älteren aktiven Versicherten stehen demgegenüber die projizierten Altersleistungen im Vordergrund. Die Rentner schliesslich achten auf die Stabilität der Pensionskasse, etwa einen hohen Deckungsgrad als Sicherheit.
Insbesondere gewichtige Gemeinschafts- und Sammelstiftungen, die gegenseitig im Wettbewerb stehen, versuchen, sich mit einer umfassenden Kommunikationsstrategie zu profilieren. Das färbt auf die autonomen Kassen in den Unternehmen ab. Mit einer gut ausgebauten Pensionskassenlösung und der entsprechenden Information nach aussen kann sich eine Firma als attraktiver Arbeitgeber positionieren.
Bessere Kommunikationskonzepte
Das Verlangen nach einer vertieften Information über die berufliche Vorsorge ist bei den Mitarbeitenden ganz unterschiedlich. Je mehr aber das Management mit eingängigen Fakten und bildlichen Darstellungen über die eigene Vorsorgeeinrichtung orientiert, umso grösser ist das Verständnis in der gesamten Belegschaft. Der Austausch erfolgt in der zweiten Säule grundsätzlich im Spannungsfeld zwischen Arbeitnehmenden, Arbeitgebern und der Politik. Dabei wird die Diskussion von zahlreichen Akteuren mit teils gegensätzlichen Interessen geprägt. Entsprechend spielt die Kommunikation eine zentrale Rolle.
Finanzspezialist Lüthold von Kessler Vorsorge beobachtet, dass grössere Pensionskassen im Informationsbereich meist besser aufgestellt sind als kleinere oder mittlere: «Sie haben mehr Ressourcen für die Kommunikation und informieren auch regelmässiger.» In den letzten Jahren wurden auf Stufe Pensionskasse verstärkt Kommunikationskonzepte implementiert. Zahlreiche Vorsorgeeinrichtungen haben einen Fachverantwortlichen für Kommunikation. Vor allem bei den inhabergeführten Unternehmen gibt es eine enge Bindung zum eigenen Vorsorgewerk.
Anders ist das bei Gesellschaften, die nach internationalen Rechnungslegungsstandards bilanzieren. Einige von ihnen möchten die Verpflichtungen für die Altersvorsorge möglichst minimieren, um damit einen Störfaktor in der Erfolgsrechnung auszuschalten. Speziell global tätige Firmen mit Sitz im Ausland haben nicht immer das gleiche Engagement oder Verständnis für die zweite Säule.
Keine umfassende Finanzplanung
Die digitalen Versichertenportale werden vor allem dann benutzt, wenn konkrete Fragestellungen anstehen. Dazu gehören etwa die Höhe der Altersleistungen im Rahmen einer Pensionierungsplanung, das verfügbare Kapital bei einem Vorbezug für Wohneigentum oder die bestehenden Einkaufsmöglichkeiten in die Pensionskasse. Aus Sicht der Fachleute ist es aber nicht Aufgabe der Pensionskassen, ihre Versicherten bei der Finanzplanung zu coachen. «Ein Coaching ist dann hilfreich für Versicherte, wenn die Pensionskasse Optionen wie Wahlsparpläne oder die Wahl von unterschiedlichen Hinterlassenenleistungen anbietet», sagt Balint Keseru.
Eine Finanzplanung im eigentlichen Sinne sollen die Vorsorgeeinrichtungen aber nicht machen. Auch für Roland Lüthold decken die Pensionskassen die Finanz- und Vorsorgeplanung nicht ab. Das schliesst nicht aus, dass die Kassen den Versicherten hilfreiche Hinweise geben, welche Fragestellungen sie bei externen Stellen abklären sollten, wie etwa voraussichtliche Leistungen aus der AHV oder Steuerberechnungen. Generell gilt aber, dass es sich bei der Pensionskasse um eine kollektive Versicherung handelt, die Finanzplanung dagegen individuell und umfassend ist.
Dieser Beitrag ist Teil des am 20. März 2025 erschienenen HZ-Insurance-Print-Specials «Vorsorge».