Wenn die Börse rundläuft, ist das gut für  die Pensionskassen. Denn der Aktienanteil bei den Vorsorge-Portfolios liegt gemäss der im Juni vorgestellten Swisscanto Studie bei 32,7 Prozent. Hohe Aktienanteile bringen Risiken. Aber dafür gibt es Absicherungen. Nur schon die Verschiebung von Obligationen zu Aktien wirkt als Absicherung, und das entschärft das Zinsrisiko: Wenn die Zinsen steigen, fallen die Obligationenpreise. Ein Zinsschock – heute ein Anstieg um 1 Prozent – würde laut Swisscanto-Berechnungen zu einem Kursverlust von 9 Prozent bei Obligationen führen.

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Renditerückschläge bei einem Anstieg im 1-Prozent-Rahmen werden als «tragbar» eingeschätzt. Zumal die Wertschwankungsreserven der Vorsorgeeinrichtungen seit 2015 grösser geworden sind. Ein weiteres Element der Absicherung ist die negative Aktien-Obligationen-Korrelation: In den vergangenen Jahren verhielten sich Obligationen- und Aktienkurse gegenläufig. Auf lange Sicht, in Jahrzehnten gerechnet, trifft das nicht zu: Seit den frühen 1980er Jahren haben sich Obligationen- und Aktienkurse in die gleiche Richtung bewegt. Das hat die Pensionssysteme weltweit gestützt und die erforderlichen Anpassungen weniger dringlich erscheinen lassen.

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«Aktien-Bond-Korrelationen funktionieren nur phasenweise», so Karsten Junius, Chefökonom bei der Bank J. Safra Sarasin in Zürich. «Wenn die Inflationsperspektiven anziehen, ohne dass die Geldpolitik reagiert und nur die Nominal-, aber nicht die Realzinsen ansteigen, ist das gut für Aktien. Dies ist zumeist im frühen Stadium des Konjunkturzyklus zu beobachten. Wenn aber die Notenbanken auf steigende Inflationsraten zu reagieren drohen, wie aktuell die Fed, steigen die erwarteten Notenbankzinsen und die Realzinsen, und das ist schlecht für Aktien.»

Und dann ist es auch vorbei mit der funktionierenden Absicherung. Im schlechtesten Fall fallen beide Asset-Klassen gleichzeitig und stark. Das war das letzte Mal in den 1970er Jahren der Fall. Game-Changer und absehbarer Stresstest ist die Corona-bedingte Fiskalpolitik, wie sie in den 1970er Jahren en vogue war. Von dieser Form der Fiskalpolitik verabschiedete man sich allerdings bald.

Heute wären die Folgen gleichzeitig fallender Aktien- und Obligationenpreise viel grösser. Dennoch spricht man kaum darüber. Das mag mit dem Ausscheiden erfahrener Notenbanker und älterer PK-Verwalter zu tun haben. Heute dominieren andere Themen die Agenden. Für Stichworte wie Aktien-Obligationen-Korrelationen muss man in den Archiven nachschlagen.