Wenn es um die Gestaltung ihrer Lebenswelten geht, wollen alle mitreden. Ersichtlich ist das am deutlich gestiegenen Interesse junger Menschen an den Säule-3a-Apps wie denen von Viac und Frankly. Mit dem digitalen Zugang und der alltäglichen Sichtbarkeit auf dem Smartphone einher geht das Interesse für die Inhalte der Vorsorge: Es erscheint logisch, dass junge Menschen Finanzanlagen bevorzugen, die ihre Zukunftschancen nicht verbauen werden, weil die Unternehmen, in die sie über Vorsorgefonds investieren, nachhaltig arbeiten.
Transparenzbedarf steigt
Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Vorsorgeinteressierten von den Pensionskassen und Vorsorgestiftungen Ähnliches erwarten. Auch hier besteht Informationsbedarf über die Zusammensetzung und die Nachhaltigkeit bei den Finanzanlagen, und auch hier wünschen sich viele Versicherte regelmässig Hinweise auf die Performance dieser Finanzanlagen. Zumal es oft – von vielen übersehen – der grösste Spartopf für die Zeit nach der Pensionierung ist und der gleichzeitige massive Rückgang von Aktien- und Obligationspreisen in diesem Jahr Spuren bei den Abschlüssen von Pensionskassen und Vorsorgestiftungen hinterlassen wird. Kommt hinzu, dass die Versicherten oft in Varianten transferiert worden sind, bei denen sie einen Teil der Risiken selber tragen.
Plattform für einfacheren Datenaustausch
Erste Veränderungen sind absehbar: Zunächst arbeitet man in der Pensionskassenbranche, einem in der Schweiz wichtigen Wirtschaftszweig, an einer Plattform, mit der der Datenaustausch bei einem Arbeitgeberwechsel der Versicherten massiv vereinfacht werden soll. In drei bis fünf Jahren entfällt dann das bisher übliche Ausdrucken der Daten der Versicherten und das Wiedererfassen an der nächsten Stelle. Die erste Säule hat vorgemacht, dass und wie elegant der Datentransfer im Hintergrund möglich ist. Die dritte Säule zeigt darüber hinaus, dass sich auch statische Langfristanlagen optisch ansprechend als Teil der gesamten Vorsorge darstellen lassen.
Echter Wettbewerb ist überfällig
Weitere Schritte sind überfällig, wie beispielsweise mehr echter Wettbewerb unter den Kassen und Stiftungen. Die werden meistens vom gleichen Personenkreis beraten – und das zeigt sich in der sehr ähnlich strukturierten Asset-Allokation. Auch bei den Verwaltungskosten bestehen grosse Unterschiede, die letztlich die Versicherten bezahlen. Schliesslich sind auch die Arbeitgeber gefragt: Wer bei den Inhalten der Vorsorge mitreden möchte, möchte auch den Zeitpunkt der Pensionierung selber bestimmen.
Dieser Artikel ist erstmals erschienen in der Handelszeitung vom 30.6.2022 unter dem Titel «Vorsorge auf Knopfdruck»
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