Karriereplanung ist ein Fremdwort für Julie Besson. «Ich war immer getrieben durch meine Neugier und habe jeweils die Möglichkeiten gepackt, wenn sie da waren», konstatiert sie. Eine solche ergab sich für sie auch im vergangenen Sommer, als sie darauf aufmerksam gemacht wurde, dass Epona die Geschäftsführung neu besetze. 

Einen Wechsel in die Versicherungswelt hätte Besson bis zu diesem Zeitpunkt nie und nimmer für möglich gehalten – zu traditionell, zu hierarchisch und zu wenig digital war ihr die Branche. «Allerdings habe ich sehr schnell realisiert, dass Epona als Tierversicherer keine normale Versicherung ist», schmunzelt die quirrlige Hundebesitzerin. Als solche weiss sie, dass Epona-Kunden emotionaler angesprochen werden möchten, als bei anderen Sachversicherungen. «Eine Tierversicherung ist eher ein Konsumgut als ein technisches Konstrukt.» Ihre Unerfahrenheit in Sachen Assekuranz sieht sie als absolutes Plus. «Ich bringe einen frischen Blick und bin erfahren im Demokratisieren.»

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 
Führende Frauen in der Assekuranz

Alle bisherigen Porträts finden Sie auf der Übersichtsseite.

Detektivin, Filmregisseurin, Rechtsanwältin – zwischen diesen drei Berufsbildern mäandrierte die gebürtige Französin während ihrer Zeit am Gymnasium. «Die Schule fiel mir leicht, doch ich hatte keinen Plan, was ich mit meiner Zukunft anstellen sollte.» Weil sie ja irgendetwas habe machen müssen, sei sie dem Rat ihres Vaters gefolgt und habe europäisches Recht studiert. «Nach einem halbjährigen Praktikum in einer Kanzlei ist mir definitiv klar gewesen, dass ich hier nicht glücklich werde. Zu strukturiert und zu papierlastig war die Arbeit.»

Fast gleichzeitig mit dem Masterabschluss kam ihre erste Tochter zur Welt und kurz darauf zog Julie Besson mit ihrem Mann nach London. Nach wenigen Wochen begann sie sich zu langweilen und heuerte bei der englischen Niederlassung des Club Med an. «Ich bin ein Club-Med-Kind, da mein Vater für diesen in den unterschiedlichsten Ländern gearbeitet hat und wir dadurch in meinen ersten Lebensjahren ein Nomadenleben führten.» 

Diese Erfahrung verhalf ihr nicht nur zu ihrem ersten Job, sondern prägte ihr gesamtes Leben. «Ich finde mich überall zurecht, bin offen und liebe es, Neues zu lernen.» Als ihr Mann zurück nach Frankreich beordert wurde, trat sie am Club-Med-Hauptsitz in Paris eine Stelle im Projektmanagement an, bei der sie anlässlich des Jahrtausendwechsels zum ersten Mal mit dem Thema Digitalisierung in Berührung kam.

Berufung im Unternehmertum gefunden

2002 dislozierte die Familie in die Romandie und nach der Geburt der zweiten Tochter kehrte Julie Besson der Arbeitswelt für zwei Jahren den Rücken zu. Doch die Langeweile holte sie erneut ein. Bei einem kleinen Unternehmen im Wellness- und Fitness-Bereich fasste sie wieder Fuss im Berufsleben und gründete drei Jahre später zusammen mit einer Kollegin mit Time For You Services ihre erste Firma. Im Unternehmertum fand sie ihre Berufung. «Kein Tag war wie der andere und das Jonglieren zwischen den unterschiedlichsten Rollen passte mir.» 

Nach acht Jahren verkauften die beiden ihr Unternehmen an eine französische Firma. Julie Besson blieb weitere drei Jahre Leiterin der Schweizer Niederlassung, doch die Strukturen waren ihr zu gross und so nahm sie das Angebot, die Geschicke von Becare, einem kleinen digitalen Diagnostik-Anbieter, zu leiten an. Dass sie diesen nach einem Jahr für Epona verlassen hat, liegt an der genossenschaftlichen Struktur sowie an den Anforderungen an sie als Geschäftsführerin. Epona muss nicht nur digitaler werden, sondern auch die Prozesse modernisieren.