In den vergangenen zwei Jahren wurde Claudia Flurys Leben um zwei Meilensteine erweitert. Genau genommen eigentlich um drei, denn die ersten beiden traten vor eineinhalb Jahren in Form von Zwillingen gleichzeitig ins Leben der 43-jährigen Nidwaldnerin. Der dritte Meilenstein folgte kurz nach dem Ende ihres Mutterschaftsurlaubs im Februar 2020. Damals bewarb sie sich auf die frei werdende Position als Chief Risk Officer bei Zurich Schweiz, überzeugte im Bewerbungsprozess und trat die neue Rolle im Corona-Mai an. «Während der Bewerbungsphase habe ich eins zu eins erlebt, dass Zurich nicht nur schöne Worte schreibt zur Gleichberechtigung und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern diese auch wirklich lebt.» So habe sie zum Beispiel in den Gesprächen niemand gefragt, ob sie sich die neue Rolle als frischgebackene Mutter denn auch wirklich zutraue.
Dass sie dereinst in ihrem Beruf Zahlen analysieren und viele Reports und Tabellen erstellen würde, hätte Claudia Flury nach der Matura nie gedacht. «Zahlen waren während der Schulzeit nicht so mein Ding», gibt sie unumwunden zu. «Deren Sinn und Zweck und vor allem die Freude daran entdeckte ich erst während meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau, zu der auch Buchführung gehörte.» Nach dem Bachelor heuerte sie deshalb bei PWC an und durchlief die Ausbildung zur Wirtschaftsprüferin. Dass sie in der Assekuranz gelandet sei, sei Zufall. «Zu Beginn meiner Karriere und gerade als Wirtschaftsprüferin war mein Berufsleben akribisch durchgeplant und organisiert. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass ich Herausforderungen noch besser meistern kann, wenn ich sie mit mehr Gelassenheit angehe.»
Nach zehn Jahren in der beratenden Rolle war für Claudia Flury Zeit für einen Seitenwechsel. «Da ich vorwiegend für internationale Kunden und auch im Ausland gearbeitet hatte, war es naheliegend, mir eine Stelle in der internen Revision eines global tätigen Unternehmens zu suchen.» Der Einstieg bei Zurich war geplant. «Die Firma stand auf meiner Favoritenliste hoch oben, einerseits aufgrund der Internationalität, anderseits weil sie bereits damals einen sehr guten Ruf als Arbeitgeberin genoss. Für Menschen, die sich entwickeln wollen, bietet Zurich herausragende Chancen.» Die Rolle als interne Revisorin innerhalb der Gruppe sei breit gewesen, spannend und international. «Doch ich realisierte, dass ich all die Findings, die ich dem Management jeweils präsentierte, auch einmal selber umsetzen wollte.» Und so wechselte sie 2016 in den Finanzbereich von Zurich Schweiz.
In ihrer aktuellen Rolle als oberste Risiko-Managerin versteht sie sich weniger als Kontrolleurin, sondern als Challenger und Beraterin. «Ich und mein Team sind Enabler für das Management, und keine Verhinderer.» Das Risk Management beschäftigt sich nicht nur mit Risiken, sondern vor allem auch mit Trends und Opportunitäten. «Jede verpasste Chance ist letztlich auch ein Risiko», konstatiert Flury. Aus diesem Grund ermuntert sie ihre Mitarbeitenden auch immer wieder, neugierig zu sein und Dinge zu hinterfragen. «Dies gilt auch für unsere Rolle», betont sie. «Mit dem kürzlich lancierten Programm ‹Risk Manager of the Future› möchten wir uns auf die Herausforderungen der Zukunft ausrichten.»
Obwohl sie bei ihren beruflichen Aufgaben nach wie vor exakt und strukturiert vorgehen muss, ist die ehemals durchgetaktete Planerin heute etwas lockerer unterwegs. «Planlos bin ich selbstverständlich nicht, doch ich habe gelernt, dass eine gewisse Lockerheit hilft, situativ zu improvisieren und alternative Möglichkeiten zuzulassen.» Improvisieren hilft ihr mitunter auch im Alltag mit zwei Kindern im besten «Entdeckeralter» und bei ihrer zweiten ausserberuflichen Leidenschaft, dem Kochen. «Kochen und Essen sind wunderbar, um mit Menschen zusammenzukommen und zu diskutieren.» Gespräche – private wie berufliche – führt Claudia Flury liebend gerne auch im Gehen. «Lange Spaziergänge oder Wanderungen sind perfekt, um mich auszutauschen und Energie zu tanken.»