Arbeitsausfälle aufgrund psychisch bedingter Erkrankungen haben im letzten Jahr um 20 Prozent zugenommen, fast zwei Drittel (64%) aller KMU sind laut Studie davon betroffen. Auch der Job-Stress-Index der Gesundheitsförderung Schweiz zeigt in diese Richtung: Danach fühlen sich mehr als 30 Prozent der Erwerbstätigen emotional erschöpft. Das hat verschiedene Gründe, glaubt Simon Weder, CEO WeCare und damit bei der Axa Schweiz verantwortlich für das betriebliche Gesundheitsmanagement im Unternehmensgeschäft: «Neben gesundheitlichen, gesellschaftspolitischen und sozialen Stressfaktoren spielt auch der aktuelle Arbeitskräftemangel eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Belastung am Arbeitsplatz. Können offene Stellen in einem Unternehmen nicht besetzt werden, steigt der Druck auf bestehende Mitarbeitende stark. Die Folgen der Überbelastung sind oft stressbedingte Arbeitsausfälle.»
Jedes vierte KMU stark betroffen
Wie die Studienergebnisse der diesjährigen Axa Arbeitsmarktstudie zeigen, ist der Anteil derjenigen KMU, die 2022 erheblich von Ausfällen aufgrund psychischer Erkrankungen betroffenen waren, im Vergleich zum Vorjahr von 21 auf 26 Prozent gestiegen, während der Anteil der gar nicht betroffenen von 41 auf 36 Prozent gesunken ist. Somit war im letzten Jahr nur etwas mehr als ein Drittel der befragten KMU nicht von psychisch bedingten Ausfällen betroffen. Dies deutet darauf hin, dass sich die Problematik der psychischen Gesundheit weiter verschärft hat. Zugenommen hat auch der Anteil derjenigen Befragten, welcher der Ansicht ist, die Häufigkeit der Absenzen aufgrund psychischer Probleme sei in den letzten fünf Jahren gestiegen: Bei fast einem Viertel der KMU (24% versus 17% im Vorjahr) haben Ausfälle eher oder deutlich zugenommen, etwas mehr als die Hälfte schätzt die Absenzen als gleichbleibend ein.
Hoher finanzieller Aufwand
Fallen Mitarbeitende über längere Zeit aus, wie dies insbesondere bei psychisch bedingten Erkrankungen oftmals der Fall ist, führt dies zu einem erheblichen finanziellen und organisatorischen Aufwand für das Unternehmen. Darunter leiden gerade kleine und mittlere Unternehmen. Als direkte Auswirkung der mental bedingten Ausfälle nannten 54 Prozent der befragten KMU an erster Stelle eine Mehrbelastung und Überstunden bei der übrigen Belegschaft. Da diese Mehrbelastung wiederum das Problem verschärfen kann, tun KMU gut daran, bereits im Vorfeld präventive Massnahmen zur Vorbeugung psychisch bedingter Ausfälle aufzugleisen, sagt der CEO von WeCare. «Ein betriebliches Gesundheitsmanagement, das als Gesamtkonzept systematisch im Unternehmen verankert ist, hilft, gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen, wirkungsvolle Massnahmen abzuleiten und entsprechend die Gesundheit der Mitarbeitenden langfristig zu erhalten und zu fördern.»
Gutes Arbeitsklima fördert Motivation
Die Studienergebnisse zeigen, dass ein Grossteil der befragten KMU in diesem Bereich bereits aktiv tätig ist. Im Vordergrund stehen für die Unternehmen dabei Massnahmen im zwischenmenschlichen Bereich, wie eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen (42 %) und eine offene Kommunikations- und Feedbackkultur zu fördern (38 %). Ein guter Ansatz, ist Simon Weder überzeugt: «Ein gutes Arbeitsklima fördert die Leistungsbereitschaft und Motivation der Angestellten. Gesunde und motivierte Mitarbeitende wiederum verursachen weniger Unfälle und fallen seltener krankheitsbedingt aus.» Rund ein Viertel der befragten KMU verfolgt ausserdem Massnahmen zur Verbesserung der Work-Life-Balance der Mitarbeitenden und eines von fünf Unternehmen führt Mitarbeiterbefragungen durch. Lediglich 15 Prozent der befragten Unternehmen geben an, keine Präventionsansätze zu verfolgen. Dabei machen diese einen grossen Unterschied, wie Simon Weder erklärt: «Statistiken zeigen, dass Unternehmen, die in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren Kosten sparen und nachhaltig ihre Produktivität steigern.» (pm/hzi/bdw)