Die Schweizer Bevölkerung setzt in der Altersvorsorge vermehrt auf Eigenverantwortung. Wie das Raiffeisen Vorsorgebarometer 2022 zeigt, gewinnt die dritte Säule weiter an Bedeutung. Dabei werden die privaten Vorsorgegelder in der Säule 3a immer öfter in Wertschriften investiert.

Auch in der zweiten Säule verändert sich das Vorsorgeverhalten. Immer mehr bevorzugen zum Zeitpunkt der Pensionierung eine Auszahlung des Alterskapitals gegenüber der Rente – oder kombinieren beide Varianten. Mit Blick auf das Rentenalter wünschen sich vor allem jüngere Personen einen flexibleren Start in die Pensionierung. Insgesamt entsteht der Eindruck: Die Altersvorsorge ist im Umbruch. 

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Vertrauen in die Altersvorsorge überwiegt 

Mehr Handlungsspielraum und Eigenverantwortung stellen jedoch auch höhere Anforderungen an das Vorsorgewissen. An diesem Punkt gibt es noch viel Potenzial, wie das Vorsorgebarometer 2022 zeigt.

Insgesamt vermitteln die Ergebnisse weiterhin ein positives Bild der Vorsorge in der Schweiz: Das auf vier Indikatoren beruhende Gesamtbarometer ist von 681 auf 709 Punkte erneut leicht gestiegen. Dieser Anstieg wird vor allem auf das ökonomische Ergebnis, das heisst auf das positive Umlageergebnis in der AHV und die sehr gute Markt-Performance der Pensionskassen im abgelaufenen Jahr zurückgeführt. Die Barometerwerte «Vorsorgewissen» und «Engagement» sind leicht gesunken, das Vertrauen in die Altersvorsorge leicht gestiegen. Die Entwicklung der vier Indikatoren im Überblick:

Vorsorgewissen 

Das «Vorsorgewissen» der Schweizer Bevölkerung verharrt konstant auf tiefem Niveau. Der einzige leichte Anstieg ist bei der Dimension «Selbsteinschätzung des Vorsorgewissens» zu erkennen. Je älter eine Person ist und je mehr Schulbildung sie hat, desto höher schätzt sie ihr Vorsorgewissen ein. Frauen schätzen ihr Vorsorgewissen tendenziell tiefer ein als Männer. 

Engagement 

Beim «Engagement» zeigen sich positive Entwicklungen in der privaten Vorsorge: 76,4 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sie hauptsächlich selbst verantwortlich dafür sind, dass ihnen nach der Pensionierung genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen
Mit 74,3 Prozent besitzen etwas mehr Personen als im Vorjahr eine dritte Säule. Im Vergleich zu den Vorjahren bezahlen zudem mehr Personen (55,3 Prozent) den vollständigen Säule-3a-Beitrag ein. Je höher das Einkommen, desto eher wird die Säule 3a für die Rentenvorsorge verwendet. 

Der Geldbedarf nach der Pensionierung wird höher als in den Vorjahren eingeschätzt; Themen wie die Inflation steuern ihren Teil zu dieser Entwicklung sicherlich bei, schätzen die Studienautoren. Gleichzeitig können sich deutlich weniger Menschen als in den Vorjahren vorstellen, nach Rentenbeginn weiterzuarbeiten. 

Vertrauen 

Das höchste Vertrauen geniesst weiterhin die private Altersvorsorge. 50,3 Prozent der Befragten äussern ein sehr hohes Vertrauen in die Säule 3a/3b. Auch das Vertrauen in die AHV liegt mit 18,3 Prozent Zustimmung so hoch wie noch nie, ist aber immer noch wesentlich geringer als bei der privaten Vorsorge.

Das Vertrauen in die berufliche Vorsorge ist ebenfalls auf einem Höchststand: 19,2 Prozent (Vorjahr: 17,8 Prozent) äussern ein sehr hohes Vertrauen. 

Zukunftsfähiges Dreisäulensystem 

Das Raiffeisen Vorsorgebarometer 2022 legte den Fokus bei der Befragung auf die Zukunftsfähigkeit des Dreisäulensystems. Die Aussagen sprechen eine klare Sprache: Mit 52,3 Prozent findet gut die Hälfte der Bevölkerung, dass bei der AHV ein hoher Reformbedarf besteht. Einen mittleren Reformbedarf sehen immerhin 33,4 Prozent der Befragten bei der beruflichen Vorsorge.

Mit 58,4 Prozent befürwortet eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung, dass Ehepaarrenten nicht mehr gekürzt werden sollen. Zudem ist mit 31,3 Prozent ein Drittel der Bevölkerung der Ansicht, dass Nachzahlungen in die AHV bei Lücken unbegrenzt möglich sein sollen.