Im Jahr 2019 verzeichneten die Vorsorgeeinrichtungen ein hervorragendes Anlagejahr, die durchschnittliche Rendite lag bei 10,85%. Auffallend sind aber die enormen Performanceunterschiede. Die Spannbreite der erzielten Renditen reicht von 3,0% bis 19,3%. Diese grossen Renditeunterschiede dürften in den unterschiedlichen Anlagestrategien der Pensionskassen begründet liegen.
Die performancestärksten zehn Prozent der Pensionskassen haben in den letzten fünf Jahren eine jährliche Rendite von 5,4% erzielt. Der Unterschied gegenüber dem Durchschnitt aller Kassen (mit 4,0%) mit mehr als einem Prozent war erheblich. Betrachtet man die Anlagestrategie dieser Überflieger, stechen der hohe Aktienanteil und die tiefe Obligationenquote heraus.
Die performanceschwächsten zehn Prozent der Pensionskassen hielten Ende 2019 noch immer stattliche 39% an unrentablen Obligationenanlagen, obwohl ihr gutes Verhältnis zwischen aktiv Versicherten und Rentnern höhere Risiken und damit bessere Ertragschancen zulassen würde. Sie erzielten über einen Zeitraum von fünf Jahren durchschnittlich 2,6% Rendite. Das entspricht substanziellen 2,8% p.a. oder kumuliert über 14% weniger Rendite als diejenigen Kassen an der Spitze der Rangliste generiert haben.
Der sogenannte dritte Beitragszahler lieferte 2019 rund 66% der Beiträge an das Vorsorgevermögen. Die Erträge der Kapitalmärkte waren damit knapp doppelt so hoch wie die einbezahlten Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammen. Auch im Langfristvergleich über zehn Jahre dominierte der Performancebeitrag der Kapitalmärkte mit nahezu 40% über die beiden anderen Finanzierungsquellen. Demgegenüber stammten lediglich 37% der Sparbeiträge von den Arbeitgebern und 26% von den Arbeitnehmenden. Der Kapitalmarkt hat höchste Relevanz für die berufliche Vorsorge. Er sollte bei Reformvorschlägen viel stärker in die Lösungsentwicklung miteinbezogen werden, so die Verfasser der Studie.
In den letzten zehn Jahren ist das Leistungsziel aus der ersten und zweiten Säule für einen AHV-Lohn von 80'000 Franken von 80% auf 69%, d.h. von einer Jahresrente von 64'000 Franken auf 55'200 Franken, gesunken. Dies ist der kontinuierlichen Senkung der Umwandlungssätze geschuldet. Um den Sinkflug der Renten zu stoppen, haben die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen Massnahmen zum Erhalt des Leistungsniveaus getroffen. Die Mehrheit der befragten Kassen (55%) hat in den letzten drei Jahren die reglementarischen Sparbeiträge der Arbeitnehmer und -geber erhöht, praktisch alle Einrichtungen sehen dies in den nächsten drei Jahren vor. Ein Viertel der Kassen hat das Eintrittsalter für Beiträge in die zweite Säule gesenkt oder wird es senken. Der Übergangsgeneration der Babyboomer werden vielerorts zusätzliche Abfederungsmassnahmen gewährt, 60% der Vorsorgeeinrichtungen erhöht die Sparkapitalien der Neurentner aus Rückstellungen.
Eine Möglichkeit zur Abfederung des sinkenden Leistungsniveaus bietet das individuelle Sparen, sei dies in der zweiten wie auch in der dritten Säule. Es sollte entsprechend gefördert werden. Die Hälfte der Pensionskassen bietet den Versicherten aktuell Wahlmöglichkeiten von Sparplänen an. Erstmals in der Swisscanto Pensionskassenstudie wurde abgefragt, welche Sparpläne von den Versicherten am häufigsten genutzt werden. Die Bereitschaft zum individuellen Sparen ist bislang jedoch gering. Nur rund 20% der aktiv Versicherten nutzten den höchsten Sparbeitrag, dagegen wählte die Hälfte den tiefsten Sparbeitrag.
"Die Pensionskassen haben erste Massnahmen umgesetzt und planen, das sinkende Leistungsniveau über weitere Kompensationsmassnahmen abzufedern. Künftig werden vermehrt auch die aktiv Versicherten gefordert sein, ihr Altersvermögen über höhere Sparbeiträge in die zweite und dritte Säule zu erhöhen. Bislang sind sie diesbezüglich zurückhaltend, die Politik sollte deshalb entsprechende Anreize setzen. Ich denke etwa an den Vorschlag, nachträglich in die dritte Säule einzuzahlen zu können," kommentiert Heini Dändliker, Leiter Key Account Management/ Firmenkunden Markt Schweiz der Zürcher Kantonalbank.
Die Berufliche Vorsorge der 2. Säule in der Schweiz hat den exogenen Schock der Corona-Krise gut absorbiert. Die Pensionskassen haben an ihrer Anlagestrategie festgehalten und konnten ihre Wertschwankungsreserven trotz des kurzfristigen Börseneinbruchs Anfang März auf einem hohen Niveau halten. Die Marktverwerfungen Ende März 2020 haben zu einem kurzfristigen Rückgang der Deckungsgrade um rund 10 Prozentpunkte geführt. Diese haben sich jedoch rasch erholt. Sie notierten per Mitte 2020 bei 110% und damit über dem Stand per Ende 2018. Eine Mehrheit der Pensionskassen verfügt also weiterhin über ausreichende Wertschwankungsreserven und dürfte sich auch bei künftigen Marktschwankungen als widerstandsfähig erweisen. Den Pensionskassen ist zugute gekommen, dass 95% während der Coronakrise an ihrer definierten Anlagestrategie festgehalten und keine kurzfristigen, taktischen Manöver gewagt haben.