Luftfahrtversicherern droht durch die hohe Zahl geleaster Flugzeuge in Diensten russischer Airlines hohe Verluste, weil in Russland zahlreiche Flugzeuge festsitzen. Davor warnt die internationale Rating-Agentur Fitch eindringlich.
Mehr als 500 Flugzeuge, die von nicht-russischen Leasing-Gebern finanziert werden oder diesen gehören, sind in Russland gestrandet. Dies, nachdem zahlreiche westliche Länder Sanktionen gegen das Land erlassen haben. Schlimmstenfalls könnten Versicherer und Rückversicherer mit Forderungen von bis zu 10 Milliarden Dollar konfrontiert werden, heisst es in einem aktuellen Bericht von Fitch.
Londoner Markt am stärksten betroffen
Dies entspräche den weitaus höchsten jährlichen Ansprüchen in der Geschichte der Luftfahrtversicherung. Rund 30 bis 40 Prozent des Risikos der Erstversicherer würden dabei wahrscheinlich an Rückversicherer weitergegeben.
Nach Angaben von Fitch verfügen die Leasinggeber über eine Kasko- und Haftpflicht-Versicherung sowie eine spezielle Luftfahrt-Kriegsdeckung. Sie werden ihre Versicherung in Anspruch nehmen, um gegen die Enteignung ihrer Flugzeuge entschädigt zu werden.
Die meisten Luftfahrt-Policen werden über den Londoner Markt vom britischen Versicherer Lloyd’s gezeichnet. Inwiefern Schweizer Erst- und Rückversicherer von Forderungen betroffen wären, führt der Bericht nicht aus.
13 Milliarden Dollar Restwert
Branchenexperten schätzen den versicherten Restwert der am Boden stehenden Flugzeuge auf 13 Milliarden Dollar. Für die Kasko-Versicherung gelten in der Regel Gesamtschaden-Obergrenzen. Die potenziellen Kasko-Schäden würden daher deutlich darunter liegen, heisst es bei Fitch weiter.
Wesentliche Auswirkungen auf die Ratings erwartet das Institut aber nicht. Selbst im Worst-Case-Szenario würden die meisten Versicherer und Rückversicherer nur einen Gewinnrückgang, aber keine Kapital-Aufzehrung erleiden. (pm/hzi/mig)