Den Rückversicherern winken nach Ansicht von Experten trotz teurer Naturkatastrophen auch 2024 und 2025 hohe Gewinne. Die Branche konzentriere sich vor allem auf besonders grosse Risiken und lasse Versicherer wie Allianz und Generali kleinere und mittelgrosse Schäden vermehrt selbst tragen, berichteten die Ratingagenturen Standard & Poor's (S&P) und Moody's am Dienstag vor dem Branchentreffen in Monte Carlo am Wochenende. Zudem dürften die zuletzt gestiegenen Preise für Rückversicherungsschutz zunächst nicht wieder sinken.

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Von diesem Samstag (7. September) an treffen sich Rückversicherer wie Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück im Fürstentum Monaco mit Erstversicherern und Maklern. Dort loten sie Preise und Konditionen für die grosse Vertragserneuerung zum kommenden Jahreswechsel aus. Bei dem viertägigen Treffen werden mehr als 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus etwa 80 Ländern erwartet.

Mehr eigenes Risiko bei Erstversicherern

In den vergangenen Jahren hatten die Rückversicherer ihre Preise stark erhöht, um den erwarteten Anstieg der Schäden durch Klimawandel und Inflation aufzufangen. Viele Erstversicherer nahmen daher mehr Risiken auf ihre eigene Kappe, statt sie an Rückversicherer weiterzureichen.

«Diese Übertragung von mehr Frequenzschäden auf die Erstversicherer hat die Gewinne der Rückversicherer deutlich steigen lassen», berichtete Moody's-Experte Joss Matthewman in einer Videokonferenz. Dies gelte um so stärker, weil kleine und mittlere Schadenereignisse in den vergangenen Jahren einen hohen Anteil an den gesamten Schäden hatten. Solche Schäden gingen 2023 verstärkt zulasten der Erstversicherer, sodass die Rückversicherer erstmals seit mehreren Jahren ihre Kapitalkosten verdienten.

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Dicke Kapitalpolster

Nach Berechnungen von S&P trugen die 19 grössten Rückversicherer 2023 nur etwa zehn Prozent der weltweit versicherten Naturkatastrophen-Schäden von etwa 108 Milliarden US-Dollar. Im ersten Halbjahr 2024 dürfte dieser Anteil nicht viel höher gewesen sein, sagte S&P-Analyst Johannes Bender in einer weiteren Videokonferenz. In den Vorjahren hatten die Rückversicherer stets mehr als 15 Prozent, oft sogar mehr als 20 Prozent dieser Schäden getragen.

Aufgrund der gestiegenen Preise ist den Rückversicherern der Appetit auf Naturkatastrophenrisiken nach Einschätzung von S&P noch nicht vergangen. Dank ihrer dicken Kapitalpolster seien die Unternehmen auch für aussergewöhnliche Belastungen gewappnet. So sei das weltweite Rückversicherungskapital im ersten Quartal auf den Rekordwert von 695 Milliarden Dollar gewachsen. Davon entfielen 110 Milliarden auf alternatives Kapital, das Anleger etwa in Form von Katastrophenanleihen bereitstellen.

Nachfrage ungebrochen

Trotz der gestiegenen Preise sieht S&P-Analyst Bender keine Anzeichen, dass die Nachfrage nach Rückversicherungsschutz sinkt. Der Bedarf der Erstversicherer sei «ungebrochen». Nach seiner Einschätzung haben die Preise in dem Geschäft im laufenden Jahr ihren Höhepunkt erreicht.

Seine Kollegen von Moody's haben zudem eine Umfrage unter Erstversicherern durchgeführt. Diese gehen mehrheitlich davon aus, dass sich Rückversicherungsschutz im Jahr 2025 noch einmal verteuert. Entsprechend hob Moody's den Ausblick für die Branche auf «positiv» an. S&P hatte diese Entscheidung bereits im vergangenen Jahr getroffen und erwartet 2025 eine weiterhin positive Entwicklung für die Rückversicherer. (awp/hzi/bdw)