Moneyland.ch, der unabhängige Schweizer Online-Vergleichsdienst, hat die Kosten von Schweizer Vorsorge-Apps untersucht. Ergebnis der Analyse: Vorsorge-Apps sind deutlich günstiger als die meisten Vorsorgefonds – allerdings gibt es grosse Unterschiede.
Vorsorge-Apps gehören seit einigen Jahren zu den erfolgreichsten Neuerungen der Schweizer Finanzbranche. Schweizerinnen und Schweizer haben bereits deutlich mehr als 4 Milliarden Franken an Kundengeldern im Rahmen der freiwilligen Säule 3a via Apps investiert. Das zeigt, dass auch die Säule 3a immer digitaler wird. Mittlerweile sind einige Apps auch für die zweite Säule (Freizügigkeit) nutzbar.
Apps günstiger als klassische Vorsorgefonds
Ähnlich wie bei den digitalen Vermögensverwaltern setzen sich die Kosten von Vorsorge-Apps im Wesentlichen aus zwei Komponenten zusammen: die Pauschalgebühren und die Produktkosten. Bei manchen Apps sind die Produktkosten in den Pauschalgebühren enthalten. Andere Apps halten es genau umgekehrt und verrechnen nur die Produktkosten. Deshalb sollten immer beide Gebührenarten betrachtet werden. Je nach gewählter Anlagestrategie kann es bei manchen Apps auch unterschiedlich hohe Gebühren geben.
Die Kosten von Vorsorge-Apps reichen von 0.39 Prozent bis zu maximal 1.07 Prozent pro Jahr. Im Vergleich zu klassischen Vorsorgefonds ist das deutlich günstiger: Klassische Vorsorgefonds kosten im Durchschnitt mehr als 1 Prozent pro Jahr. «Allerdings gibt es einzelne Vorsorgefonds, die so günstig wie Vorsorge-Apps sein können – ein Vergleich der Vorsorgefonds empfiehlt sich also weiterhin», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch.
Die wichtigsten Auswahlkriterien
Die Kosten gehören zu den wichtigsten Kriterien bei der Wahl der richtigen Vorsorge-App. Es gibt aber weitere Auswahlkriterien. Dazu gehören die eingesetzten Finanzprodukte, die Nutzerfreundlichkeit der App sowie der Kundendienst bei allfälligen Problemen. Bezüglich der Nutzerfreundlichkeit der App kann es sich lohnen, sich die Apps und Kundenbewertungen im Voraus anzuschauen. Wer Wert auf nachhaltiges Investieren legt, kann sich bei der Auswahl auf nachhaltige Lösungen beschränken.
Wie nachhaltig sind Vorsorge-Apps?
Zu den Apps, die vor allem nachhaltige Anlagen einsetzen, gehören Descartes Vorsorge, Frankly, Gioia, Inyova, Libertygreen, Pando und Vontobel Volt 3a. Bei anderen Apps wie Finpension, Tellco und Viac können zumindest nachhaltige Produkte ausgewählt werden.
Die meisten App-Lösungen folgen dabei den gängigen ESG-Kriterien für Nachhaltigkeit – diese stehen für Nachhaltigkeit in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Allerdings: ESG-Kriterien sind nicht streng. «Immer wieder gibt es berechtigte Diskussionen, wie nachhaltig diese Kriterien wirklich sind», sagt Manz dazu. Aber die auch von Schweizer Vorsorge-Apps angewendeten Nachhaltigkeitskriterien sind zumindest ein Anfang. (pm/hzi/mig)
Säule 3a: Aktien oder Sparkonto?
Vorsorge-Apps investieren vor allem in Aktien und einige weitere Anlageklassen – häufig indirekt via Exchange Traded Funds (ETF). Der Anlagehorizont sollte deshalb wie bei allen Aktienanlagen langfristig sein – idealerweise mindestens 8 bis 10 Jahre. Dazwischen kann es durchaus Jahre mit Verlusten geben. «Wer aufgrund von allfälligen Verlusten nicht ruhig schlafen kann, sollte sich für ein konservatives 3a-Sparkonto entscheiden», so Manz. Da gibt es zwar langfristig weniger Zins, dafür aber auch keine Verluste.