Herr Gloor, sie haben Ihr Unternehmen verkauft, damit wird der Name BSC Broker Service Center GmbH nach 20 Jahren erlöschen. Verspüren Sie Wehmut?

Ganz im Gegenteil. Ich freue mich, dass wir gemeinsam noch besser unsere Broker unterstützen und damit die Vielfalt der Schweizer Brokerlandschaft langfristig sicherstellen. Zudem werden wir zu gegebenem Zeitpunkt umfirmieren in Howden Broker Service Center beziehungsweise Broker BSC. Darin sind beide Namen enthalten.

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Der Brokermarkt Schweiz ist im Umbruch, die grossen internationalen Unternehmen übernehmen Schweizer KMU. Weshalb?

Es hat sich im gesamten Markt Schweiz viel verändert. Der Weg wird steiniger. Wohl für alle Brokerunternehmen. Diverse Herausforderungen führen zu einer Konsolidierung, so auch die gestiegenen gesetzlichen Auflagen durch die neue VAG-/AVO. Insbesondere aber auch der technische Wandel, die zunehmende Digitalisierung und der damit verbundene Investitionsbedarf dürften gerade kleineren Brokerfirmen zu schaffen machen. Dabei haben kleinere Broker mit ausgeprägtem Fachwissen und guter Kundenbindung im Wettbewerb einen grossen Mehrwert zu bieten. 

Und das macht sie zu Übernahmekandidaten?

Ja. Selbst wenn viele davon sehr gut aufgestellt sind und alles andere als aus der Not handeln müssen. 

Howden verfolgt einen strengen Wachstumskurs. Seit Anfang Jahr wurden wiederum vier Übernahmen bekannt. Nun gibt es in der Schweiz gegen 1000 KMU, die im Brokergeschäft tätig sind. Das Becken ist gross. Wie gelangten Sie eigentlich in den Fokus der Käuferin?

Scheinbar geniessen wir einen sehr guten Ruf als Anbieter für Brokerpooling. Wir kennen den Markt und haben lang erprobte schlanke Prozesse. Zudem suchen immer mehr kleinere Makler den sicheren Hafen eines Poolers. Davon zeugt eine Liste von Anfragen. 

Und damit hätte es weitere Optionen gegeben, die BSC zu verkaufen. 

Die Liste wäre lang, der Wettbewerb ist sehr spannend, Wir haben unsere Wahl getroffen.

Indem der Entscheid auf die britische Gruppe fiel.

Ja, denn wir sehen Howden trotz der Grösse und Internationalität in der Schweiz als Startup, die Ärmel nach hinten gekrempelt, das Ziel vor Augen. Zu dessen Gelingen werden wir jetzt gemeinsam beitragen können. Das ergibt eine Situation in dem beide gewinnen. Aus unserer Sicht ist das eine ganz andere Situation, als wenn ein alteingesessener Broker die BSC gekauft und integriert hätte. 

Weshalb?

Am Schluss ist ein Verkaufsentscheid neben der Konstellation oft von ihrem Gegenüber abhängig, also wer ihr Verhandlungspartner und künftiger Gesprächspartner ist. Hier entscheiden nicht zuletzt Sympathie, Transparenz und Bodenständigkeit. Unsere neue Gruppe hat darüber hinaus die gleichen Vorstellungen von einem Brokerpool wie wir.

Und wie beurteilen Sie die Marktpolitik von Howden generell?

Überlegt, strategisch, clever, konsequent und immer den Menschen im Zentrum.

Gerade in Bezug auf die Digitalisierung, wachsende Regularien und komplexer werdende Probleme hätten grössere Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil. Stimmt das?

Das ist sicher richtig. Doch oft bieten kleinere Broker durch ihre Nischenstellung nicht nur tiefes Branchenwissen, sondern auch spezialisierte IT-Lösungen. So bringen wir in die Ehe mit Howden das marktführende Pooling-CRM-Tool mit Web-Interface mit, also unser state of the art-CRM für das Pooling-Geschäft. Unser CRM-Tool wird künftig im gesamten Broker-Pooling-Geschäft von Howden Schweiz eingesetzt. 

Sie bezeichnen das Brokerpooling als ihre Kerntätigkeit.

Ja, wir sind Pooler. Unter dem Dach der BSC sind heute über hundert unabhängige Versicherungsvermittler tätig und haben so Zugang zu besonderen Produkten, Konditionen und Dienstleistungen für ihre Kunden. Gleichzeitig erhalten diese angeschlossenen Broker Support in administrativen, fachtechnischen sowie organisatorischen Bereichen und IT-Belangen. 

Sehen Sie das Pooling als Zukunft im Brokermarkt?

Das klassische Versicherungs-Broker-Pooling bezieht sich ja auf die Praxis, dass wir die Versicherungsprämien von mehreren Versicherungsnehmern zusammenfassen und diese Prämien als eine grössere Summe an den Versicherer weiterleiten. Wir sehen jedoch in der Digitalisierung einen zusätzlichen Vorteil des Pooling-Geschäfts. Denn künftig werden die Schnittstellen zu den Kunden durchgängig zu besetzen sein. Neben einer beratenden Funktion übernehmen Broker für ihre Kunden weitere Tätigkeiten in der Betreuungs- und Interaktionsform. Um diese kommenden IT-Investitionen tragen zu können, schliessen sich Broker in gemeinsamen Projekten zusammen. Zudem findet ein Pooling von unterstützenden Aktivitäten statt, um die Kosten überschaubar zu halten und eine Konzentration auf Kernkompetenzen zu gewährleisten.

Sie bezeichnen selbst den Anschluss an ein Brokerpool als eine partnerschaftliche Kooperation, ohne Verlust der Selbstständigkeit oder Unabhängigkeit. Und jetzt verkaufen Sie selbst Ihr Unternehmen?

Wie gesagt, sind wir ein gesundes Unternehmen und hätten die BSC auch aus eigener Kraft weiterführen können. Doch auch wir hätten mit der zunehmenden Regulierungsflut und steigendem Investitionsbedarf gekämpft, um marktkonforme Dienstleistungen auf hohem Niveau bieten zu können. Das Bündeln der Kräfte macht einfach in beide Richtungen Sinn. 

Das heisst, Howden setzt künftig auf das Brokerpooling?

Es ist vorgesehen, dass die BSC als hundertprozentige, eigenständige Tochter der Howden Schweiz Holding das gesamte Pooling Geschäft in der Schweiz ausbaut. Damit wird Howden in der deutschsprachigen Schweiz führend im Brokerpooling. Gemeinsam werden wir unseren Service weiter ausbauen. Zugleich erhalten die uns angeschlossenen Versicherungsvermittler Zugang zu Spezialitätenwissen, internationalen Märkten und dem globalen Netzwerk.

Sie haben eingangs erwähnt, dass die Marke BSC weitergeführt wird. Wie lange?

Im Moment heissen wir unverändert BSC GmbH, wir werden in den nächsten Wochen den Zusatz «part of Howden» einführen, so dass wir uns nach aussen sichtbar als Teil der Howden Gruppe zu erkennen geben. Wir haben noch nicht entschieden, wann wir in «Howden Broker Service Center» oder in «Howden BSC» umfirmieren, im Moment hat das für uns keine Priorität.

Wie motivieren Sie Ihr Team für die neue Eigentümerin?

Felix Jenny, CEO Howden Schweiz, Liechtenstein und Österreich, meinte kürzlich, dass es Howdens Strategie sei, beste Talente und Spezialwissen unter einem Dach zu vereinen. Das hat mich sehr gefreut, speziell für mein Managementteam und alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die alle ihre Zukunft in der neuen Konstellation sehen und haben. 

Und wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?

Ich selbst werde meine Passion als Digitalexperte weiterleben und als Head of Operations & IT in der Gruppengeschäftsleitung Einsitz nehmen und so unter anderem auch weiterhin das Thema Pooling leidenschaftlich vorantreiben.

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