Darum geht's:
  • Für 52 Prozent der Familien reicht das Einkommen nur knapp oder gar nicht.
  • Fast jede zweite Familie überlegt sich, aus finanziellen Gründen das Arbeitspensum zu erhöhen.
  • Für vier von zehn Familien sind Kosten ein Grund, auf weiteren Nachwuchs zu verzichten.

Die Lebenswelt der Familien in der Schweiz ist noch stärker von finanziellen Themen geprägt als im Vorjahr. Das ist das Ergebnis des 2. Familienbarometers, das in Zusammenarbeit von Pax und Pro Familia Schweiz entstanden ist. Als Themen im Vordergrund stehen für Familien die Krankenkassenprämien, gefolgt von höheren Preisen im Allgemeinen. Die Themen Gesundheit sowie Klimawandel und Umweltschutz haben dagegen laut Bericht an Relevanz eingebüsst.

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Kein Geld zum Sparen

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Für mehr als Hälfte der Schweizer Familien (52 Prozent) reicht das Einkommen nur knapp oder gar nicht. Im Vorjahr betrug dieser Wert noch 47 Prozent, hat also deutlich zugenommen. Fast jede dritte Familie (30 Prozent) gab sogar an, gar kein Geld (30 Prozent) oder höchstens 500 Franken pro Monat (37 Prozent) sparen zu können. Das hat weitreichende Konsequenzen: In der Umfrage gaben fast die Hälfte der Familien an, sich zu überlegen, das Arbeitspensum zu erhöhen, um die Familienkasse zu entlasten. Für vier von zehn Familien sind Kosten sogar ein Grund, auf weitere Kinder zu verzichten. Philippe Gnaegi, Direktor von Pro Familia Schweiz, sagt dazu: «Die finanzielle Situation der Familien hat zunehmend Auswirkungen auf verschiedene Bereiche des Familienlebens und das Verhalten. So führt eine Erhöhung des Arbeitspensums zwecks Einkommenssicherung zu Herausforderungen bei der Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird erschwert, wenn die passenden Rahmenbedingungen nicht gegeben sind.»

Aufbau von Finanzwissen fördern

Was die finanzielle Absicherung von Kindern bei langjähriger Krankheit oder Invalidität anbelangt, schätzen Eltern die Situation ihrer Kinder laut Barometer etwas besser ein als die eigene. In der Realität ist die Situation meist umgekehrt. Je nach Risikoart können zudem zwischen 20 Prozent und 25 Prozent der Familien ihre finanzielle Absicherung sowie die ihrer Kinder nicht genau einschätzen. Dies deutet laut Studienautoren darauf hin, dass der Aufbau von Finanzwissen in der breiten Bevölkerung gezielt gefördert werden muss. «Trotz der angespannten finanziellen Situation vieler Familien sollte die Absicherung und Vorsorge nicht vernachlässigt werden, um im Ernstfall nicht zusätzlich finanziell belastet zu werden. Die Resultate zeigen, dass die eigene Vorsorgesituation zum Teil falsch eingeschätzt wird oder gar nicht erst beurteilt werden kann. Hier gilt es mit einfachen und verständlichen Lösungen gegenzusteuern, damit alle Familienmitglieder trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen ausreichend abgesichert sind», meint Daniel Mutz, Leiter Vertrieb & Marketing bei Pax.

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Uneinigkeit bei der Altersvorsorge

Insgesamt erachten Familien die AHV als wichtigste Säule der Altersvorsorge, wobei ab einem Haushaltseinkommen von 120'000 Franken die berufliche Vorsorge an die erste Stelle rückt. Wenig Einigkeit herrscht bei der Frage, wie die Altersvorsorge gestärkt werden soll: Keiner der drei Hebel – höhere Beiträge, höheres Rentenalter oder tiefere Leistungen – ist für sich genommen mehrheitsfähig. Ausserdem können sich 39 Prozent der Familien keine dieser drei Massnahmen als Lösungsansatz vorstellen.

Erwartungen an die Familienpolitik

Die stärkere Dominanz finanzieller Themen macht sich auch in den Forderungen an die Familienpolitik bemerkbar: Die befragten Familien wünschen sich von der Familienpolitik einen noch stärkeren Fokus auf die Kostenreduktion bei den Krankenkassenprämien sowie allgemein auf die finanzielle Unterstützung von Familien.

 

Zur Studie

Für den 2. Familienbarometer hat das Beratungs- und Forschungsunternehmen Empiricon AG mehr als 2’000 Familien in allen Landesteilen der Schweiz zu den Gebieten «Aktuelle Themen», «Situation und Erwartungen von Familien», «Finanzielle Situation», «Finanzielle Absicherung und Vorsorge», «Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben» sowie «Vereinbarkeit von Beruf und Angehörigenbetreuung» befragt.