- Der Gender Pension Gap beläuft sich auf rund 31 Prozent
- Der Gap kommt vor allem in der zweiten Säule zustande und ist bei verheirateten Personen am höchsten
- Aktiv Versicherte befürworten eine Besserstellung der kinderbetreuenden Personen in der Vorsorge
Die Diskussion darüber, kinderbetreuende Personen in der Vorsorge besserzustellen, wird schon seit vielen Jahren geführt, hat aber an Aktualität nicht eingebüsst. Das Bundesamt für Statistik (BFS) publiziert jährlich den sogenannten Gender Pension Gap. Dieser ist definiert als durchschnittlicher, prozentualer Rentenunterschied zwischen Frauen und Männern der ständigen Wohnbevölkerung ab 65 Jahren. Im Jahr 2022 belief sich dieser Unterschied auf knapp 31 Prozent und hat sich gemäss BFS im Verlauf der Jahre kaum verändert.
Der Gender Pension Gap kommt hauptsächlich in der zweiten Säule zustande und ist bei verheirateten Personen am höchsten. Die Gründe für diese Unterschiede sind vielfältig, liegen aber vor allem in den Erwerbsbiografien und gelebten Familienmodellen. Nach wie vor unterbrechen Frauen ihre Erwerbstätigkeit eher und arbeiten öfter in Teilzeit als Männer. Häufigster Grund dafür ist die Kinderbetreuung.
Doch inwieweit befürworten die aktiv Versicherten eine Besserstellung der kinderbetreuenden Personen in der Vorsorge, und wie soll eine allfällige Besserstellung finanziert werden? Diese Fragen wurden mittels einer Analyse von repräsentativen Daten, die im Rahmen der Studie «Vorsorgedialog 2023» erhoben wurden, geklärt.
Prof. Dr. Yvonne Seiler Zimmermann ist Dozentin und Projektleiterin an der Hochschule Luzern – Wirtschaft, Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ).
Nur eine Minderheit ist skeptisch
Auf die Frage, ob es eine Anpassung in der Vorsorge brauche, um kinderbetreuende Personen in der Vorsorge besserzustellen, haben 23 Prozent der Befragten ablehnend geantwortet. Schlecht oder eher schlecht würden 53 Prozent der Befragten es finden, wenn es keine diesbezüglichen Anpassungen gäbe. Die restlichen 24 Prozent können die Frage nicht beantworten.
Eine statistische Analyse bezüglich des soziodemografischen Profils zeigt, dass Personen, die einer Besserstellung eher skeptisch gegenüberstehen, mit höherer Wahrscheinlichkeit männlich sind und nicht in einer Partnerschaft inklusive Kindern leben. Eher skeptisch bezüglich einer Anpassung sind ferner Personen mit mittleren oder höheren Einkommen und Personen, die eher der Meinung sind, dass sie genügend Geld aus der ersten und zweiten Säule erhalten werden, um nach ihrer Pensionierung den gewohnten Lebensstandard in angemessener Weise fortführen zu können.
Besserstellung: Auf wessen Kosten?
Wenn kinderbetreuende Personen finanziell bessergestellt werden sollen, stellt sich die Frage, auf wessen Kosten dies erfolgt. Der Lösungsvorschlag, dass alle aktiv Versicherten der zweiten Säule dafür aufkommen sollen, finden 52 Prozent der Befragten gut oder eher gut. Eher schlecht oder schlecht finden diesen Lösungsvorschlag 35 Prozent, und die restlichen 13 Prozent Personen haben dazu keine Meinung.
Eine Analyse des soziodemografischen Profils der befürwortenden Personen zeigt, dass es sich dabei mit grösserer Wahrscheinlichkeit um Personen handelt, die über ein schlechteres Vorsorgewissen verfügen und in einer Partnerschaft mit Kindern leben. Interessant ist, dass es keinen Unterschied bezüglich Geschlechter und Alter gibt.
Für eine Besserstellung in der beruflichen Vorsorge durch Lohnabzüge des erwerbstätigen Partners und durch eine entsprechende Gutschrift für die kinderbetreuende Person sprechen sich 56 Prozent der Befragten aus; 31 Prozent finden diesen Vorschlag dagegen schlecht, und 13 Prozent haben keine Meinung dazu.
Bezüglich des soziodemografischen Profils ist ersichtlich, dass sich eher jüngere Personen und Frauen zustimmend zum Vorschlag äussern. Ausserdem handelt es sich bei den Befürwortenden eher um Personen, die in einer Vorgesetztenfunktion tätig sind und über ein besseres Vorsorgewissen verfügen. Die Haushaltsstruktur, ob also beispielsweise jemand in einer Partnerschaft inklusive Kindern lebt, hat interessanterweise keinen Einfluss auf die Haltung gegenüber diesem Lösungsansatz.
Eigenverantwortung vorhanden
Die Analyse macht deutlich, dass die Mehrheit der aktiv versicherten Personen in der zweiten Säule eine Besserstellung der kinderbetreuenden Personen wünschen. Der Lösungsvorschlag in Form einer Finanzierung über Lohnabzüge bei entsprechender Gutschrift für den kinderbetreuenden Elternteil findet die höchste Zustimmung. Diese Tatsache zeigt, dass die Versicherten durchaus bereit sind, Eigenverantwortung zu übernehmen.
Dieser Beitrag ist Teil des am 24. Oktober 2024 erschienenen HZ-Insurance-Print-Specials «Finanzplanung/Vorsorge».