Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) wolle den IV-Tarif für schwerkranke Kinder weiter senken, obwohl dieser schon heute nicht kostendeckend sei, teilten Spitex Schweiz und der Verband der privaten Spitex-Organisationen (ASPS) am Dienstag mit. Derzeit betrage der Tarif 114,96 Franken pro Stunde. Das BSV schlage eine Senkung auf 107 Franken pro Stunde vor.
Die Spitex-Verbände forderten mit Verweis auf eine Berechnung eines unabhängigen Wirtschaftsprüfungsunternehmen eine deutliche Erhöhung der Tarife auf 145 Franken pro Stunde, wie eine Spitex-Sprecherin auf Anfrage von Keystone-SDA mitteilte.
Uneinigkeit über Berechnung
Die aktuell geltenden Tarife wurden 2019 als Übergangslösung festgelegt. Dies weil die Datengrundlagen der Kinderspitex-Organisationen zu wenig aufschlussreich waren, wie es in der Mitteilung hiess. Kantone und Gemeinden hätten sich bereit erklärt, allfällige Finanzierungslücken zu decken, bis die repräsentativen Daten vorlägen, ergänzte die Spitex-Sprecherin.
Wie aus der Mitteilung weiter hervorging, liegen die repräsentativen Daten zwar vor, werden aber vom BSV nicht als Basis für die neue Tarifberechnung anerkannt. Dies obwohl das BSV einst Umfang der Erhebung wie auch Methode gutgeheissen hatte, wie die Spitexverbände in der Mitteilung betonten.
Das BSV liess eine Anfrage von Keystone-SDA vorerst unbeantwortet, stellte aber eine Stellungnahme in Aussicht.
2600 schwerkranke Kinder betroffen
Die Beendigung der Unterfinanzierung sei eine existenzielle Frage für viele Kinderspitex-Organisationen, hiess es in der Mitteilung weiter. Und: "Sollte es die Kinderspitex eines Tages nicht mehr geben, hätte die Schweiz ein grosses Problem betreffend Versorgungssicherheit der schwerkranken und sterbenden Kinder."
Soweit ist es noch nicht. Wenn sich die Parteien bis Ende des Jahres nicht auf einen Tarif einigen könnten, werde laut Spitex der Bundesrat einen Tarif festlegen.
Die Kinderspitex-Organisationen pflegen nach eigenen Angaben rund 2600 meist schwerkranke Kinder. Dank den medizinischen Möglichkeiten und der Expertise der Kinderspitex-Pflegefachpersonen könnten schwerkranke Kinder zu Hause bei ihren Familien in ihrem vertrauten Umfeld leben und gepflegt werden. (awp/hzi/kbo)