Eine Studie von Swiss Life hat Ende Juni 2022 ergeben, dass sich Pensionierte in der Schweiz in den letzten Jahren finanziell selbstbestimmter fühlten als die Bevölkerung unter 65. In der Folgestudie hat Swiss Life diverse Aspekte rund um das Vermögen im Rentenalter vertieft und beleuchtet den Sparprozess, die Pflegekosten sowie das Thema Erbe. «Das mehrheitlich positive finanzielle Urteil der Pensionierten ist nur eine Momentaufnahme. Das Altersvorsorgesystem steht vor Herausforderungen, was einer Mehrheit der Bevölkerung bewusst ist. Daher haben wir auch untersucht, welche Erwartungen unter 65-Jährige an die eigene Altersvorsorge haben», sagt Studienautor Andreas Christen.

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Pensionierte brauchen ihr Vermögen meist nicht auf

Die Hälfte der pensionierten Steuerpflichtigen verfügt über ein Bruttovermögen von mehr als 300’000 Franken. Dieses wird mehrheitlich nicht verzehrt: 2020 lebten 34 Prozent der Menschen ab 65 in einem Haushalt, der Geld auf die Seite legte. 22 Prozent verbrauchten einen Teil ihres Vermögens oder verschuldeten sich in seltenen Fällen. Die restlichen 44 Prozent gaben gemäss eigenen Angaben etwa so viel aus, wie sie eingenommen haben. 

Frauen sparen eher als Männer

Pensionierte Frauen entsparen dabei etwas häufiger als Männer. Je grösser das Einkommen und das Vermögen, desto eher sparen Haushalte im frühen Rentenalter weiter. Alleinstehende Frauen ab 65 sparen seltener als Männer (28 Prozent gegenüber 37 Prozent) und verbrauchen etwas häufiger Erspartes (27 Prozent gegenüber 19 Prozent). 

Letztes Lebensjahr im Pflegeheim

Über 65-Jährige aus der Deutschschweiz sparen mit 37 Prozent häufiger als diejenigen aus anderen Landesteilen (27 Prozent). Nur 48 Prozent der befragten 65- bis 75-Jährigen, die in Haushalten mit Vermögensverzehr leben, gehen davon aus, dass ihre Ersparnisse bis zum Lebensende reichen. 30 Prozent in dieser Gruppe glauben, dass dies noch viele Jahre der Fall sein wird. Die restlichen 22 Prozent befürchten, dass ihre Ersparnisse in wenigen Jahren oder noch schneller aufgebraucht sind. Nur eine Minderheit denkt an einen Heimaufenthalt und dessen Kosten.

Kommt es im hohen Alter zu einem längeren Pflegeheimaufenthalt, kann sich der Vermögensverzehr beschleunigen. Mindestens jede zweite Person, die nach 65 verstirbt, verbringt das letzte Lebensjahr teilweise oder ganz im Pflegeheim. Im Durchschnitt dauert ein Heimaufenthalt knapp drei Jahre. Trotzdem gehen nur 40 Prozent der von Swiss Life befragten 65- bis 75-Jährigen ernsthaft oder eher von einem grossen Risiko aus, im hohen Alter pflegebedürftig zu werden.

Zudem hat sich nur eine Minderheit der Befragten vertieft damit auseinandergesetzt, was sie ein Pflegeheimaufenthalt kosten würde. Im Mittel schätzen sie die monatlichen Heimkosten auf 6100 Franken. Dies entspricht ungefähr dem realen, selbst zu tragenden – oder im Bedarfsfall durch Ergänzungsleistungen abgedeckten – durchschnittlichen Kostenanteil. Die Problematik: Nur eine Minderheit erreicht ein Einkommen in dieser Höhe. «Dies erklärt, weshalb der heimbedingte Vermögensverzehr oft mehrere 10000 Franken pro Jahr betragen kann und rund die Hälfte der Klientinnen und Klienten im Heim auf Ergänzungsleistungen angewiesen ist», so Studienautor Andreas Christen. 

Wer vererben will, spart eher 

Obwohl bei einem Heimaufenthalt häufig auf Ersparnisse zurückgegriffen werden muss, sind viele Pensionierte in der Lage, zu vererben. So gibt rund ein Drittel der von Swiss Life befragten 65- bis 79-Jährigen an, in ihrem Leben mindestens 100000 Franken geerbt zu haben, was häufig um das Rentenalter herum geschieht. Obwohl dieses Resultat auf relativ wenigen Beobachtungen beruht, dürfte die Grössenordnung realistisch sein, wie ein ergleich mit älteren Analysen zeigt. Pensionierte, die Erbschaften erhalten oder in Aussicht haben, sind finanziell häufiger zufrieden (84 Prozent) als diejenigen, die nichts oder wenig geerbt haben (66 Prozent).

Auch auf Seiten der potenziellen pensionierten Erblasser hängt das Thema eng mit finanzieller Selbstbestimmung zusammen: Für 57 Prozent stellt es ein Ziel dar, einen Teil des Vermögens an nahestehende Personen vererben zu können. Sie sparen unabhängig von der eigenen Einkommens- und Vermögenssituation signifikant häufiger als diejenigen, denen das Vererben nicht wichtig ist. 

Personen im Erwerbsalter pessimistisch bezüglich Altersvorsorge 

Die grundsätzlich positive Einschätzung der finanziellen Situation durch die heutigen Pensionierten steht allerdings im Kontrast zu den Erwartungen der heute unter 65-Jährigen. Die von Swiss Life befragten Personen im Erwerbsalter sind mit Blick auf die eigene Altersvorsorge pessimistisch: 47 Prozent rechnen damit, später in den Ruhestand gehen zu können als heutige Pensionierte – bei den 25- bis 34-Jährigen beträgt der Wert sogar 62 Prozent. 64 Prozent gehen davon aus, mehr Steuern und Lohnabzüge zuhanden der Altersvorsorge zahlen zu müssen (unter 35-Jährige: 73 Prozent), und 73 Prozent glauben, mehr selbst sparen zu müssen (unter 35-Jährige: 79 Prozent) als die aktuelle Pensioniertengeneration. Und trotzdem befürchten 58 Prozent, im Alter finanziell schlechter abgesichert zu sein als heutige Pensionierte.