Swiss Re sieht Cyber als künftig wichtigen Geschäftszweig für die Rückversicherung. Die Branche muss nach Einschätzung des Rückversicherers dabei einen anderen Ansatz für das Underwriting von Cyber-Risiken verfolgen. Gleichzeitig bekräftigt Swiss Re die Forderung nach der Entwicklung eines Marktes für Cyber Insurance-Linked Securities (ILS).
In einem neuen Bericht stellt Swiss Re fest, dass Cyber-Risikomodelle heute noch in den Kinderschuhen stecken. Die aktuelle Modellbildung schränke das Underwriting ein, was zu einem Markt führe, der bisher nicht so gut funktioniere, wie er könnte. Angesichts der sich rasch entwickelnden Cyber-Risiken und -Bedrohungen bremse die Unfähigkeit, Risiken genau zu quantifizieren, die weitere Entwicklung des Cyber-Versicherungsmarktes und hindert, weitere Unternehmen in diesen Sektor einzutreten, heisst es in einer Mitteilung.
Jérôme Haegeli, Swiss Re Group Chief Economist, erklärt: «Mit der Zunahme von Cyberangriffen steigt auch das Bewusstsein für das Risiko - und damit die Nachfrage nach Cyberversicherungen. Aufgrund der hohen Unsicherheit bezüglich der zu erwartenden Schäden und der sich entwickelnden Natur des Risikos ist die Versicherbarkeit jedoch begrenzt. Dies wiederum schränkt die Marktkapazität ein, was zu einer Schutzlücke von etwa 90 Prozent führt.»
Cyberversicherungen sollen für Kapital attraktiv werden
Die Schutzlücke zu verkleinern, bedeutet eine grosse Chance für die Versicherungs- und Rückversicherungsbranche. Ziel ist es, das Cyber-Versicherungsprodukt zu einem Produkt zu entwickeln, das für Kapital attraktiv ist, so dass neue Marktteilnehmer in diesen Bereich eintreten und das Wachstum dieses Marktes unterstützen können.
Laut Swiss Re stehen drei Bereiche im Mittelpunkt, um die Versicherbarkeit von Cyber-Risiken zu verbessern: die Erhöhung der Vertragskonsistenz und -klarheit, die Verwendung standardisierter Daten und eine bessere Modellierung sowie die Erschliessung neuer Kapitalquellen.
Die Verbesserung der Cyber-Resilienz ist ein Teil davon, um Organisationen und Menschen dabei zu helfen, die Risiken selbst besser zu managen und abzumildern, während Versicherer und Rückversicherer in die Lage versetzt werden, ein Risiko zu übernehmen, das sie quantifizieren können, was zu einem gesünderen Markt führt.
John Coletti, Head Cyber Reinsurance bei Swiss Re, sagt: «Der Cyber-Versicherungsmarkt hat ein enormes Wachstumspotenzial. Allerdings muss der Markt noch weiter reifen, damit genügend Versicherungsschutz zur Verfügung steht. Unserer Branche kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, indem sie sich mit drei Themen befasst: Verbesserung der Daten und der Modellierung, Erhöhung der Konsistenz und Klarheit der Verträge und Erschliessung neuer Kapitalquellen.»
Die weltweiten Cyber-Versicherungsprämien beliefen sich im Jahr 2021 auf rund 10 Milliarden US-Dollar, während das Swiss Re Institute ein jährliches Wachstum von 20 Prozent bis 2025 prognostiziert, wobei die Gesamtprämien bis dahin auf 23 Milliarden US-Dollar steigen sollen.
Im Vergleich zu seinem Potenzial ist dies jedoch immer noch ein kleiner Markt, denn Schätzungen zufolge belaufen sich die jährlichen Cyber-Schäden weltweit auf bis zu 945 Milliarden US-Dollar. Laut Swiss Re bedeutet dies, dass etwa 90 Prozent des Risikos nicht versichert sind.
Die Gründe dafür sind die eingeschränkte Versicherbarkeit aufgrund des Potenzials für katastrophale, aber nicht gut verstandene Ereignisse, die Bedenken hinsichtlich des Kumulierungsrisikos, das Fehlen robuster Modelle und die unzureichende Verfügbarkeit von Daten. Gleichzeitig schränkt die begrenzte Versicherbarkeit auch die Kapazität und damit das Potenzial des Cyber-Versicherungsmarktes ein, so Swiss Re.
Das Rückversicherungsunternehmen fordert standardisierte Cyber-Daten und -Modelle, eine Aktualisierung des Wortlauts der Policen, um Klarheit und Konsistenz zu schaffen, und die Notwendigkeit, neue Quellen für Cyber-Versicherungskapazitäten zu erschliessen.
Hier kommen Insurance-Linked Securities (ILS) ins Spiel: Swiss Re stellt fest, dass die Erschliessung des ILS-Marktes eine Möglichkeit ist, zusätzliche Kapazitäten für Cyber-Risiken zu schaffen, obwohl die oben genannten Marktentwicklungen wahrscheinlich erforderlich sind, bevor ein nennenswerter Zustrom von ILS-Kapital zu verzeichnen ist.
«Koordinierte Bemühungen der Branche zur Standardisierung von Daten und Policensprache. Verbesserte Modellierungskapazitäten (sowohl szenariobasiert als auch datenanalytisch) und verbesserte Cyber-Kenntnisse würden dazu beitragen, Quantifizierungsmängel zu beheben, erklärte der Rückversicherer. Insgesamt würde dies dazu beitragen, die Unsicherheit zu verringern, die Grundlage für die Erschliessung neuer Kapitalquellen zu schaffen und so einen Markt für Cyber Insurance-Linked Securities (ILS) zu schaffen.